Töten ist ganz einfach: Thriller (German Edition)
zurück, vielleicht kann sie uns etwas Neues mitteilen!“
Er fuchtelte hektisch mit seinen Händen, verscheuchte Hanna wie eine lästige Fliege und wollte sich nicht aus seinen Überlegungen reißen lassen, wollte den Faden nicht verlieren, wollte so wie Tony Braun denken, einfach aus dem Bauch heraus. Mit offenem Mund horchte er in sich hinein, schaltete das rationelle Denken einfach ab und wusste: Die Verbindung von Nemec zu Drakovic war eine Spur, die er unbedingt weiterverfolgen musste.
Das ließ ihm keine Ruhe und erneut griff er nach den Fotos von dem Anschlag und betrachtete sie konzentriert. Da war nicht mehr viel zu sehen, eine abgebrannte Ruine von außen, drinnen sah es nicht viel besser aus. Ein Teil der hinteren Wand des Gebäudes war noch stehen geblieben, Fragmente von rechtsradikalen Parolen und andere Schmierereien waren undeutlich zu erkennen, aber es gab keinen Zweifel: ein Anschlag von Rechtsradikalen, wie sie jetzt besonders gegen Roma und Sinti immer häufiger auftraten. Ein ganzer Stapel Detailaufnahmen folgte, der verbrannte Vaclav Nemec, zunächst gefoltert, dann aus nächster Nähe erschossen und angezündet – einfach grässlich!
Ein Detail jedoch erregte seine Neugierde, das halbverschmorte Teil einer Emailplakette. Hajek holte eine Lupe aus seiner Schublade, ohne den Blick abzuwenden, und in der riesigen Vergrößerung sah er es deutlich – E.T. – zwei Buchstaben, die ihm nichts sagten, die aber etwas bedeuten mussten. Das sagt mir mein Bauchgefühl!, imitierte er Tony Braun.
*
Tony Braun überlegte gerade, wie er die Bilder des illegalen Fight Clubs gegen Bogdan Drakovic einsetzen konnte, hatte aber keine brauchbare Idee. Er dachte zwar kurz daran, es über Stanislaus Lange zu versuchen, der sicher das schwächste Glied in dieser Kette war, aber das konnte er Anna Lange unmöglich antun. Als Inspektor Gruber ohne anzuklopfen hereinplatzte, schreckte er hoch.
„Sie ist Linkshänderin und hält die Spritze in der Rechten!“, rief Gruber triumphierend. „Das ist es! Als Linkshänderin kann sie sich nicht selbst die Spritze links setzen – das ist nicht logisch! Jemand hat ihr die Spritze gesetzt und sie ins Nirwana befördert. Was meinen Sie, Chef?“, fragte er.
„Tja, würde zu dem Geld passen, das sie bei sich hatte“, stimmte ihm Braun zu. „Also ein Fall für die Mordkommission. Du bist doch ein Modefan Gruber, dann kannst du jetzt ein wenig im Modelbusiness ermitteln.“
Dann wählte er die Nummer des Gerichtsmediziners.
„Hallo Doc, unsere Drogentote von heute Morgen, hat sie viele Einstiche in der linken Armbeuge, eventuell auch vernarbte, Hornhaut und so weiter? Nein? Überhaupt nichts! Alles am rechten Arm.“
Er überlegte einen kurzen Augenblick. „Wir brauchen nachmittags eine schnelle Obduktion. Nehmen Sie sie sich genau vor, behandeln Sie sie nicht wie eine der üblichen Drogentoten. Alles deutet auf Mord hin“, sagte er und legte auf.
Plötzlich klingelte das eingetütete Handy auf Grubers Schreibtisch. Beide blickten sich überrascht an.
„Los, abheben!“, befahl Braun.
Gruber aktivierte das Handy, lauschte, hielt es dann Braun entgegen und sagte mit überraschtem Gesichtsausdruck: „Es ist die Polizei aus Prag!“
„Hier spricht Chefinspektor Tony Braun, Mordkommission Linz. Austria“, sagte er.
„Hajek? Bist du das?“ Angespannt ging er in seinem Büro auf und ab, das Handy ans Ohr gepresst, horchte, unterbrach Hajek ganz entgegen seiner Gewohnheit nicht ein einziges Mal.
Als er die Verbindung trennte, wandte er sich zu seinem Assistenten Gruber.
„Unsere Tote Yurika Mekas ist – besser war – die Freundin von Milan Drakovic, dem Mordopfer in Prag! Haben wir schon die Bilder vom Opfer?“
„Bekommen wir nachmittags mit dem Obduktionsbericht“, informierte ihn Gruber. „Können Sie mir erklären, was hier eigentlich los ist?“
„Das war so eine Idee von Hajek, wir sollen die Leiche nach einem Hämatom absuchen. Er schickt mir gleich das Bild zum Vergleichen.“ Er beugte sich über seinen Computer, checkte die Mails, aber Hajek hatte noch nichts gesendet.
„Sagen dir die Buchstaben E.T. etwas?“
„Aber sicher!“ Gruber musste lachen. „E.T., der Film mit diesem entzückenden Außerirdischen.“
„Arschloch!“, rief Braun und schmunzelte. Das ist die perfekte Aufgabe für Richard Marx, dachte er. Der soll seine verdammten Datenbanken nach E.T.s durchwühlen. Doch zunächst gab es Wichtigeres zu
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