Töten ist ganz einfach: Thriller (German Edition)
und ging vor dem Schreibtisch auf und ab.
„Ist okay! Ist schon okay“, beruhigte er Gruber, der nervös abwechselnd ihn und Üzkül Bordars Bodyguard beobachtete.
„Ist schon okay“, wiederholte er und drehte sich wieder zu Üzkül Bordar, dem das Blut aus der Nase schoss und über seine Goldketten und Hose auf den Teppich tropfte.
„Das war die nette Variante, Üzkül!“, sagte er und zeigte mit seinem rechten Zeigefinger auf ihn. „Das harte Programm sieht ganz anders aus. Das harte Programm ist deine Aufenthaltsbewilligung, die bald verlängert werden muss. Wird sie das für einen PKK-Sympathisanten? Ich denke nicht! Dann heißt es ab nach Anatolien und dort gibt es ja noch die Todesstrafe für Terroristen oder irre ich mich da?“
Langsam ging er auf die Tür zu, behielt Üzkül Bordar weiter im Auge, der ihn mit einem Wechselspiel aus Angst und Hass anstarrte.
„Du hast bis übermorgen Zeit! Ich melde mich dann bei dir“, sagte er und winkte Gruber nach draußen.
„Scheißhitze, da drinnen“, schnaufte Braun, als sie zum Wagen gingen. Gruber trottete wortlos hinter ihm her. „Was ist, hat es dir die Sprache verschlagen?“, fragte er seinen verdutzten Assistenten.
„Chef, das eben war absolut illegal. Sie haben Menschenrechte verletzt! Das sind doch keine Verhörmethoden“, begann Gruber mit einem leichten Anflug von Entrüstung.
„Menschenrechte! Wenn ich das schon höre! Das Schwein bringt junge Mädchen an die Nadel und schickt sie zum Ficken durch halb Europa! Das ist seine Auffassung von Menschenrechten!“, Braun schnaufte wütend. „Übrigens war das soeben kein Verhör, sondern eine private Unterhaltung!“
„Trotzdem ist das nicht mein Stil, Chef“, gab Gruber den Widerstand nicht auf. „Die Polizei steht auf der Seite des Rechts und das gilt auch für Verhöre!“
„Weißt du Gruber, ein Schwein wie Üzkül kriegt man nur mit schweinischen Methoden. Du musst noch viel lernen.“ Aufmunternd klopfte er Gruber auf den Rücken.
„Komm, wir gehen auf ein kühles Bier, bevor wir uns die Tote im Leichenschauhaus ansehen!“
Die Gesichtsfarbe von Inspektor Dominik Gruber wechselte von Weiß ins Grünliche, als Schuster, der Gerichtsmediziner, nach und nach die inneren Organe der toten Yurika Mekas aus dem geöffneten Brustkorb zog. Mit einem schmatzenden Geräusch landeten sie in Aluminiumschüsseln, wurden von einem Assistenten gewogen, analysiert und schließlich wieder in das Innere der Leiche zurückgestopft.
Als der Y-Schnitt im Thorax der Toten mit groben Stichen vernäht und das Blut auf dem Metalltisch weggewischt war, traten Gruber und Tony Braun näher heran.
„Haben Sie etwas Ungewöhnliches entdeckt, Doc?“, fragte Braun und erst jetzt fiel ihm auf, was für ein sensibles Gesicht Yurika Mekas hatte. Friedlich und mit entspannten Zügen lag sie auf dem Obduktionstisch, ein leises Lächeln umspielte ihre vollen Lippen. Zweifellos war sie in einer besseren Welt angekommen, in einer Welt, in der Sensibilität und Feinfühligkeit geschätzt wurden, in einer Welt, in der sie keiner mehr verletzen oder zerbrechen würde.
„Es gibt einige innere Verletzungen, die aber schon älter sind“, brachte ihn Schuster wieder zurück in die Wirklichkeit. „Häufig starke Schläge in die Nierengegend und vorn in den Magen. Ich habe Blutungen in der inneren Magenwand festgestellt. Die Verletzung wurde aber nicht ärztlich behandelt, hat sich sozusagen zu einer chronischen Magenblutung entwickelt.“
„Dieses verdammte Arschloch Milan Drakovic. Die Verletzungen hat sie von ihm, da bin ich sicher! Hoffentlich schmort er in der Hölle! Am besten die ganze Sippe fährt zum Teufel!“, redete sich Braun langsam in Rage.
„Sonst noch etwas?“, bemühte er sich wieder um einen sachlichen Ton, er spürte ein Kratzen im Hals, ein Frösteln in den Gliedern. In der Gerichtsmedizin war es unangenehm kalt, die Klimaanlage war auf Kühlschrankniveau eingestellt.
„Sie hatten Recht mit Ihrem Verdacht“, sagte der Gerichtsmediziner und wedelte mit einem Computerausdruck. „Ich habe einen Blutschnelltest gemacht. Das vorläufige Endergebnis besagt, dass sie an Herzlähmung gestorben ist. Eines ist aber merkwürdig.“ Schuster machte eine dramatische Pause.
„Machen Sie es doch nicht so spannend, Doc“.
Braun trommelte mit seinen Fingern ungeduldig auf den Metalltisch. Doch als ihn das Gefühl beschlich, die Totenruhe von Yurika Mekas zu stören, hörte er schnell damit
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