Töten ist ganz einfach: Thriller (German Edition)
ihrer Mailbox denken. Er hatte so traurig geklungen, so gar nicht wie sonst mit seiner lautstarken emotionellen Art, die ihr ziemlich auf die Nerven ging. Tony Braun, immer im schwarzen Anzug und weißem T-Shirt, beinahe zwanghaft, aber trug nicht auch sie ausschließlich schwarz? Das ist doch auch zwanghaft oder etwa nicht, Frau Lange?, fragte sie sich selbst.
„Gute Idee, nicht wahr!?“, freute sich Mary, die dachte, Anna sei von ihren Vorschlägen begeistert. Diesmal hatte sie sich mit einem goldenen Brokattuch, das sie wie einen Zylinder auf ihren Kopf getürmt hatte, optisch selbst übertroffen.
„Klingt interessant“, sagte sie und nickte, um Mary nicht zu enttäuschen und so ging es endlos weiter. Schließlich hatten sie doch noch den kreativen Durchbruch und Richard konnte mit der kreativen Umsetzung starten, während Anna sich mit der Strategie, den einzelnen Milestones bis zum Going Public von Royal International und den damit verbundenen Kosten zu beschäftigen hatte.
„Kann ich dich kurz sprechen?“, fragte Richard und stand bereits mitten in Annas Büro, die sein Kommen überhaupt nicht bemerkt hatte, so sehr war sie in das Royal International-Konzept vertieft gewesen.
„Ich habe eine Mail von Tony Braun erhalten. Ich soll ihm wieder bei einer Recherche helfen. Geht das in Ordnung für dich?“, druckste er herum.
„Hör mir zu, Richard, wir müssen den Royal-Job durchziehen! Davon hängt unsere Existenz ab, das ist dir doch hoffentlich klar! Wir können uns keine Extratouren leisten!“
„Ist nur eine Kleinigkeit. Ich soll für Tony Braun dringend etwas über E.T. herausfinden!“
Richard Marx’ Zigarette landete zischend in Annas Wasserglas. Sie bemerkte es nicht einmal, sondern schüttelte bloß mitleidig den Kopf.
„E.T. Jetzt spinnt er völlig!“
*
Pavel Hajek rutschte ungeduldig auf seinem Stuhl hin und her, denn es dauerte endlos, bis die Bilder auf seinem Computerbildschirm erschienen. Er hatte die Mail von Tony Braun am Abend auf seinem privaten Laptop gesehen und war dabei, die Bilder von Yurika Mekas mit jenen des toten Milan Drakovic zu vergleichen.
Bis spät in die Nacht hatte er gestern zu Hause über diesen Fall gebrütet, dabei grünen Tee getrunken, den ihm seine Mutter regelmäßig in seine Lieblingstasse nachfüllte und auf seinen Schreibtisch stellte. Dort befand sich auch das gerahmte Foto des EUROPOL-Teams mit Tony Braun, den spanischen Kollegen Ramon Llul und Francisca Duran und natürlich mit ihm in der Mitte, einen Kopf kleiner als die anderen, aber glücklich lächelnd über den Erfolg, den sie damals mit der Babyface-Operation erzielt hatten. Das Foto hatte ihm Tony Braun geschickt mit einer Widmung auf der Rückseite: Für meinen Freund Pavel! Für meinen Freund. Ja, Tony Braun war sein Freund, sein einziger Freund. Hajek reckte den Hals, lockerte den Knoten seiner rot getupften Krawatte, die ihm seine Mutter am Morgen zurechtgelegt hatte, und begann die Bilder zu vergleichen.
Schon auf den ersten Blick war ihm klar, dass es eine Übereinstimmung gab. Die Form des Hämatoms war identisch, ebenso die Einkerbung am oberen Rand, daran gab es nichts zu rütteln. Aufgeregt strich er sich über die dünnen Haare, die Brille rutschte über den Schweißfilm seiner Haut auf die Nasenspitze. Er war einer großen Sache auf der Spur, das spürte er.
„Verbinden Sie mich mit Chefinspektor Braun in Linz!“, brüllte er zu seiner Sekretärin hinaus und rieb sich die Hände vor Freude.
„Natürlich ist es dringend!“, fügte er autoritär hinzu, als Hanna nachfragte.
„Braun, schön dich zu hören! Es gibt Neuigkeiten!“, rief er euphorisch ins Telefon. „Absolute Übereinstimmung der Verletzungen! Dieselbe Kerbe! Es ist derselbe Mörder, Braun!“, gluckste er vor Aufregung. Den Hörer fest an sein Ohr gepresst, nickte er eifrig, als ihm Tony Braun seine Theorie schilderte.
„Du glaubst also fest daran, dass Bogdan Drakovic dahintersteckt? Wegen Milan Drakovics Alleingang?“, fragte er.
Als Tony Braun antwortete, nickte er wieder zustimmend, zerrte an seinem Krawattenknoten und fühlte sich in seinem muffigen Büro beengt und eingesperrt. Er wäre gerne mit Tony Braun draußen auf den Straßen gewesen, als Cops, die Straßen und Plätze von Gesindel säuberten. Eine Frage brannte ihm aber trotzdem noch auf der Zunge.
„Hast du schon etwas über das Emailplättchen herausgefunden? Die Buchstaben E.T., du weißt schon!“ Er lauschte
Weitere Kostenlose Bücher