Töten ist ganz einfach: Thriller (German Edition)
spülte diesen die Toilette hinunter. Im Schlafzimmer verstaute er seine fünf Designeranzüge, seine drei Paar handgenähten Schuhe und den Rest seiner Wäsche in einer hochwertigen Reisetasche, die er dann im leeren Flur abstellte. Prüfend ging er noch einmal durch alle Räume, öffnete Kästen und Schubladen – nichts mehr da! Mehr aus Perfektionismus als aus Notwendigkeit wischte er mit einem Tuch über Tisch, Sofa, Regale, um allzu offensichtliche Fingerabdrücke zu entfernen. Das war zwar nicht unbedingt nötig, aber er fühlte sich wohler. Auf zeitraubendes Staubsaugen verzichtete er, es gab keine DNA-Probe von ihm.
Schließlich wählte er die Nummer von Anna Lange, konnte sie aber am Handy nicht erreichen und hinterließ eine Nachricht auf ihrer Mailbox.
*
Als Igor Drakovic das Gespräch mit seinem Kontaktmann bei der Linzer Polizei führte, saß er gerade in der Tapasbar Manolos in Ses Salines, im Süden von Mallorca. Auf einem der dicht an dicht stehenden winzigen, wackeligen Tischchen in der staubigen Gasse im Schatten der Kirche standen verschiedene Tapas-Köstlichkeiten, für die Manolo in ganz Spanien berühmt war. Die Spieler von Real Madrid hatten dort ebenso gespeist wie Penelope Cruz oder Kronprinz Felipe mit Prinzessin Letizia, für sie war übrigens im winzigen Innenraum der Bar ständig ein Tisch reserviert, an dem niemand sonst sitzen durfte.
Nach dem Telefonat widmete sich Igor Drakovic wieder den duftenden Speisen und musste sich zwingen, seinem Gegenüber zuzuhören.
„Der Film soll eine moderne Version der Medea-Tragödie werden. Frauen, die aus Überforderung und Rache töten! Ein zeitloser Stoff, wie geschaffen für großes Kino“, sagte die junge Schauspielerin mit glühenden Augen und schüttelte ihre rabenschwarzen Haare.
„Was soll der Film denn kosten?“, fragte Igor Drakovic zwischen zwei Bissen von den köstlichen Gambas, die Manolo so fein kochte, dass sie auf dem Gaumen zergingen.
„Wir drehen eine Low-Budget-Version hier auf der Insel mit Schauspielern und einheimischen Laiendarstellern. Grob geschätzt benötigen wir 600.000 Euro. Aber das spielen wir leicht wieder herein mit den Rechten aus der Zweit- und Drittverwertung“, antwortete sie und gestikulierte wild mit den Armen.
„Das ist eine Menge Geld! Wer spielt die Hauptrolle?“, fragte Igor Drakovic beiläufig und konnte sich nicht entscheiden, welche der Köstlichkeiten er als Nächstes verspeisen sollte.
„Ich spiele die Hauptrolle und habe auch das Drehbuch verfasst. Ich habe in Madrid Schauspiel studiert – Method Acting aus New York.“ Stolz streckte sie ihren dürren Körper und blickte Igor Drakovic beifallsheischend an.
„Sie sind doch viel zu jung für diese Rolle“, brachte dieser sie wieder auf den Boden der Tatsachen. „Ich mache Ihnen einen Vorschlag: Meine Kulturstiftung finanziert dieses Filmprojekt, allerdings unter einer Bedingung – die Hauptrolle bekommt meine Schwester. Sie beschäftigt sich schon lange mit der Medea, allerdings liebt sie die Interpretation der Callas! Sie passt perfekt für diese Rolle.“ Abwartend sah er der jungen Schauspielerin ins Gesicht.
„Ich weiß nicht, das kommt ein wenig überraschend“, stotterte sie, „wie alt ist eigentlich Ihre Schwester?“
„Sie feiert diese Woche ihren sechzigsten Geburtstag. Es wäre eine schöne Überraschung für sie.“
Ehe die junge Schauspielerin etwas erwidern konnte, summte Igor Drakovics Handy. Nach einem kurzen Blick auf das Display erhob er sich schnell und ging die schmale Gasse hinauf, um ungestört reden zu können.
„Was gibt es Neues?“, fragte er in schneidendem Befehlston.
„Es ist jemand festgenommen worden! Der korrupte Politiker Stanislaus Lange soll Bogdan ermordet haben“, rapportierte Slobodan Petrovic militärisch.
„Weiß ich bereits!“, bellte Igor Drakovic. „Absolut lächerlich, das hätte sich dieser feige Spieler nie getraut! Bogdan hatte ihn vollständig unter Kontrolle! Aber es ist gut, wenn sich die Polizei auf ihn konzentriert, dann haben wir freie Hand! Was ist mit der Baubewilligung?“
„Darum kümmert sich Tatjana. Wir müssen nur abwarten, wer jetzt dafür zuständig ist“, informierte ihn Petrovic. „Tatjana ist übrigens sehr labil, seit sie mit diesem Polizisten zusammen war“, setzte Petrovic vorsichtig nach.
„Kümmere dich um deine Angelegenheiten!“, zischte Igor Drakovic. „Meine Tochter ist absolut loyal zur Familie!“
„Natürlich! Es war
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