Töten ist ganz einfach: Thriller (German Edition)
Präsentationstableaus für die große Royal International-Präsentation. Beide waren von ihrer Arbeit begeistert und motivierten sich gegenseitig mit Zielen und Visionen. Seit Langem sah Anna wieder einen Silberstreifen am Horizont, mit dieser Kampagne würde „The White Elephant“ den Durchbruch schaffen und andere große Unternehmen würden ihr die Tür einrennen.
Lächelnd erinnerte sie sich an die gestrige Nacht mit Marc, den sie ja eigentlich nie mehr sehen wollte, aber gestern, nach dem Zerwürfnis mit Stefan Szabo, war sie in einem Ausnahmezustand und Marc war der ideale Partner für diese Zustände. Vielleicht lag es an ihrem hochgeputschten Adrenalinspiegel, an den hypersensiblen Nerven. Auf jeden Fall war der Sex mit Marc das Beste seit Langem und beinahe hätte sie die Kontrolle verloren und hätte sich Marc vollständig ausgeliefert. Zum Glück fiel im letzten Moment der Schalter in ihrem Kopf, als Marc „Ah! Mein Kreuz!“, stöhnte und sie so wieder in die Realität beförderte.
Wie auch immer, Anna fühlte sich heute wohl in ihrer Haut. Passend zu dieser Stimmung trug sie auch ihr Lieblings-Outfit: ein schwarzes Kleid mit Netzstickereien, Converse-Sneakers und die schwarze Lederjacke mit dem „Unknown Pleasure“-Aufdruck hinten. Mit ihren beinahe eins achtzig und den feuerroten Haaren war sie nicht wirklich schön, aber wenn sie so wie heute von innen strahlte und ihre grünen Augen vor Energie funkelten, hielten sie alle für wundervoll.
„Telefon, Anna!“, riss Mary sie aus ihrer Traumwelt. „Ein Journalist von der Zeitung ,Inform‘ will dich dringend sprechen. Wahrscheinlich geht es um die Royal-International-Kampagne!“
„Wieso Royal?“, fragte Anna.
„Ich habe doch bei allen Medien wegen der PR-Strecken angefragt“, erwiderte Mary.
„Natürlich, wird wohl so sein“, zwitscherte Anna fröhlich und lief in ihr Büro.
„Hallo, Frau Lange! Hier spricht Hoffmann. Ich bin Journalist bei der Tageszeitung Inform.“ Der Mann am anderen Ende der Leitung machte eine kurze Pause.
„Wie fühlen Sie sich?“, fragte er dann mitfühlend.
„Wie ich mich fühle? Mir geht es gut! Was soll die Frage?“ Irritiert rutschte sie mit ihrem Stuhl näher zum Schreibtisch.
„Nun, ich würde mich ziemlich beschissen fühlen, wenn mein Vater als Mordverdächtiger in U-Haft sitzt“, brachte es Hoffmann eiskalt auf den Punkt.
„Moment! Wovon reden Sie eigentlich?“, fragte sie und spürte, wie ein grässliches Panikgefühl langsam ihren Rücken hochkroch.
„Wissen Sie denn das nicht?“, meinte Hoffmann überrascht. „Bogdan Drakovic, der CEO von Royal International, ist in der Nacht ermordet worden! Ihr Vater wurde heute Morgen als dringend tatverdächtig festgenommen!“
Schweigen. Die Nacht, die tanzenden Lichter vor ihren Augen in den Sekunden nach dem Sex, das erotische Prickeln auf ihrer Haut, die elektrisierten Härchen auf ihren Unterarmen, wenn Marc sanft darüberstrich – alles ausgelöscht von einer Sekunde auf die andere.
„Frau Lange! Sind Sie noch dran?“
„Wo ist er? Wo ist mein Vater?“, schrie sie ins Telefon.
„Beruhigen Sie sich doch! Ihr Vater ist im Polizeipräsidium. Wahrscheinlich wird er gerade verhört. Die Polizei hat natürlich ihren besten Mann auf den Fall angesetzt – Tony Braun, ein knallharter Typ, der alle zur Strecke bringt.“ Der eifernde journalistische Unterton in Hoffmanns Stimme war nicht mehr zu überhören.
„Ich schreibe über die psychologische Seite von Mordfällen. Wie fühlen sich beispielsweise die Angehörigen von Mördern. Frau Lange, hallo, hallo!“
Der Telefonhörer baumelte vom Schreibtisch und die Stimme des Journalisten war noch einige Zeit zu hören, dann nur noch ein monotones Besetztsignal.
20. Linz/Ses Salines: Der neunte Tag
Die externe Festplatte befand sich in einem kleinen Geheimfach in der Dusche. Eine der weißen Standardfliesen der Duschwand ließ sich auf Druck öffnen und dahinter war ein kleiner Hohlraum, der ein ideales Versteck darstellte. Auch bei einer gründlichen Durchsuchung der funktionellen Wohnung war das Versteck nur durch einen unglücklichen Zufall zu entdecken, doch darüber machte sich der Börsenprofi Alex Huber keine großen Gedanken. Warum soll man ausgerechnet meine Wohnung durchsuchen, dachte er. Trotzdem ging er auf Nummer sicher.
Er schloss die Festplatte an seinen Laptop an und wartete, bis alle Ordner und Dateien auf dem kleinen Bildschirm auftauchten. Als er die richtige
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