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Töten ist ganz einfach: Thriller (German Edition)

Töten ist ganz einfach: Thriller (German Edition)

Titel: Töten ist ganz einfach: Thriller (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: B.C. Schiller
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Pillen und Tropfen gestapelt. Zwischen Valiumschachteln und diversen Aufputschmitteln standen mehrere geschliffene Karaffen mit Cognac, Likör und Wodka, aus denen sie zuvor wahllos getrunken und dazwischen die eine oder andere Pille eingenommen hatte.
    „Tantchen, heute ist dein großer Tag“, sagte Tatjana Drakovic, die in einem bodenlangen, blutroten Kleid neben dem Bett stand und der lethargischen Ivanka einen Kuss auf die dick geschminkte schlaffe Wange drückte. Fachmännisch mixte sie einen Cocktail aus diversen Amphetaminen, Wodka und Guarana-Energy, den sie Ivanka hinhielt.
    „Das wird dich in Stimmung für deinen Auftritt bringen“, sagte sie. Ivanka Drakovic nickte gehorsam und trank das Glas in einem Zug leer.
    Aufmerksam beobachtete Tatjana Drakovic ihre Tante und trat zögernd näher an das Bett heran. Langsam öffnete sie ihre kleine Handtasche und zog ein zerdrücktes Blatt Papier heraus.
    „Hast du das schon einmal gesehen, Tantchen?“, flüsterte sie, faltete das Papier auseinander und hielt es Ivanka Drakovic direkt vor die Augen. „Kannst du mir etwas darüber sagen?“
    „Sind das die Noten für meinen großen Auftritt?“, lallte Ivanka Drakovic und versuchte ihren Blick auf das Papier zu fixieren.
    „Nein, das sind die Leichen eines Mannes und einer Frau. Darüber schwebt der Kopf von Bogdan“, antwortete Tatjana Drakovic stockend. „Der Obolus ist immer zu bezahlen!“, las sie laut den Text vor, der auf dem Blatt stand, und sah ihre Tante fragend an.
    Ivanka Drakovic verdrehte die Augen und schob Tatjanas Hand mit dem Blatt unwirsch zur Seite.
    „Es ist die Partitur von Madame Butterfly. 1956 in der Mailänder Scala! Beantwortet das deine Frage?“, lallte sie zusammenhanglos. Als der Drogencocktail in ihr Hirn schoss, wurde sie mit einem Male aktiv und schob Tatjana bestimmt durch ihr Schlafzimmer Richtung Tür.
    „Ich brauche Ruhe vor meinem großen Auftritt und mein Spezialmenü aus dem Cavallo!“, rief sie theatralisch, drehte mit ihrem schweren Körper eine erstaunlich grazile Pirouette, um sich dann schwer atmend auf den mit grüngoldenem Brokat bezogenen Stuhl vor dem Schminkspiegel fallen zu lassen. Tisch und Spiegel erinnerten an die grell erleuchteten Schminktische einer Theatergarderobe, nur dass bei Ivanka Drakovic die hellen Glühbirnen durch rot gestrichene Lampen ersetzt worden waren, die den Konturen schmeichelten und ihr Gesicht schön und jung erstrahlen ließen.
    Tatjana Drakovic trat hinter ihre Tante und umklammerte die Stuhllehne.
    „Ich bekomme immer Briefe mit diesen Bildern und den unverständlichen Texten“, sagte Tatjana Drakovic mit schriller Stimme. „Den hier habe ich sofort nach Bogdans Tod erhalten! Weißt du etwas darüber? Hat unsere Familie etwas damit zu tun? Antworte mir!“
    Sie packte Ivanka Drakovic von hinten an den fleischigen Schultern und schüttelte sie heftig. „Was ist mit unserer Familie passiert?“
    Zornig befreite sich Ivanka Drakovic aus dem Griff, setzte sich kerzengerade in den Stuhl und funkelte Tatjanas Spiegelbild wütend an.
    „Die Familie ist heilig! Es gibt keine Fragen und auch keine Antworten! Und jetzt lass mich in Ruhe! Ich muss mich auf meinen großen Auftritt vorbereiten! Verschwinde! Ich brauche Ruhe, absolute Ruhe!“
    Sie wartete, bis Tatjana Drakovic das Zimmer verlassen hatte, dann goss sie sich Eierlikör in ein Wasserglas, trank es in einem Zug leer, aus einer silbernen Dose nahm sie einige rosa Pillen und schluckte sie hinunter. Als ihre Gedanken wieder zu feurigen Gitarreklängen ihrer Jugend schweiften, fühlte sie sich bedeutend besser.
    Ivanka Drakovic war gerade dabei, den balkenartigen Lidschatten auf ihre Augenlider aufzutragen, als es an der Tür klopfte und ein Mann in einem schwarzen „Schröder & Gonzales“-T-Shirt eintrat. Er hatte eine schwarze Tasche umgehängt und hielt ein Headset mit einem Funkadapter in der Hand. Seufzend drehte sich Ivanka Drakovic um, fuhr sich mit gezierten Handbewegungen durch das aufgetürmte, schwarz gefärbte Haar und deutete auf das Headset.
    „Was ist das?“, fragte sie stockend und stand auf. Bei jedem Schritt verschwammen die Konturen vor ihren Augen, sie musste sich an Wänden, Kästen und Tischen abstützen, auch der Mann in ihrem Zimmer war jetzt nur sehr undeutlich zu erkennen. Als die Musik plötzlich lauter wurde, glaubte Ivanka Drakovic sich dem Rummelplatz ihrer Jugend zu nähern, dort wo der Roma Vuk so virtuos auf der Gitarre gespielt und im

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