Töten ist ganz einfach: Thriller (German Edition)
töten!
„Wenn du meiner Tochter auch nur ein Haar krümmst, bist du tot!“, schrie er und Speichel regnete über Drakovics Gesicht. Mit der Hand schlug er in das Teiggesicht von Drakovic, kratzte mit seinem Siegelring über die aufgedunsene Wange und Blut tropfte auf Drakovics gestärkten Kragen. Er wollte erneut ausholen und in das bleiche Gesicht schlagen, wollte ihm die Erniedrigungen und Beleidigungen der letzten Jahre heimzahlen. Doch er kam nicht dazu, ein jäher Schmerz in den Nieren durchzuckte ihn, denn Bogdan Drakovic hatte zwei Handkantenschläge präzise platziert, ihm wurde schwarz vor den Augen, kraftlos sackte er auf dem Boden vor Bogdan Drakovic zusammen und atmete keuchend.
Er spürte, wie ihn Drakovic zur Seite schob, sich ächzend aufrichtete. Hatte er verloren? War Bogdan Drakovic ein Sieger und er der Verlierer? War alles umsonst?
„Raus hier, du Hund!“, gellte Drakovics Stimme in seinen Ohren. „Raus, du räudiger Köter! Du und deine Tochter, ihr seid tot, alle seid ihr tot!“, schrillte es in seinen Ohren.
Er spürte noch, wie ihn Bogdan Drakovic an seinem Tweedaufschlag packte, hochstemmte, zur Tür schleifte, nach draußen stieß, dabei „Security!“ brüllte und ihm einen Tritt verpasste. Halb bewusstlos, mit umnebeltem Blick sah er das hassverzerrte Gesicht von Bogdan Drakovic, der seine zerkratzte Wange betastete, mit blutigen Fingern nach ihm fasste und das Blut auf seinem Sakko abwischte.
„Du räudiger Köter, du und deine Tochter, ihr seid tot!“, kreischte Drakovic mit überkippender Stimme.
Dann war schon der Security-Mann zur Stelle, drehte ihm den Arm auf den Rücken, bugsierte ihn in den Lift, schleifte ihn durch die Eingangshalle, stieß ihn nach draußen auf den Boden des Parkplatzes, wo er den heißen Beton auf seiner Haut spürte und wünschte, er wäre tot.
17. Linz: Die achte Nacht
Es war ein richtiger Schock, als der Boden des loftartigen Raumes beim Eintreten heftig auf und nieder zu schwingen begann. Tony Braun hing schwer an Tatjana Drakovics Arm, sie schob ihn vorwärts und legte ihn auf der überdimensionalen Designercouch einfach ab.
Im Hinterkopf hatte er noch die Fragmente des heutigen Abends, der Gespräche auf dem Lidoschiff. Das Restaurant hatte so gar nichts Mondänes an sich gehabt, wirkte eher wie eine alternative Bar mit den bunt zusammengewürfelten Tischen und Stühlen, den Veranstaltungspostern an den Wänden und dem tätowierten Personal. Als ihm eine schöne, dunkelhaarige Frau in Jeans und teuer ausgefranster Jacke auf die Schulter klopfte, war er zunächst angenehm überrascht, gleich darauf entsetzt, als sie sich als Schwester von Bogdan Drakovic zu erkennen gab. Doch mit zunehmendem Alkoholkonsum wich sein Entsetzen einer fatalistischen Grundstimmung und mündete in den Satz: Genieße doch einfach dieses Scheißleben! Dazu trank er abwechselnd Bier und Wodka, bis er sich nicht mehr auskannte. Erst jetzt in dem aufdringlich durchgestylten Apartment von Tatjana Drakovic merkte er, dass ihn der Wodka-Bier-Mix auf dem Lidoschiff schwerer erwischt hatte als erwartet, aber noch war er voll konzentriert.
Erstaunlich sicher, kam es ihm in den Sinn, als er Tatjana Drakovic auf die protzige Edelstahlkochinsel zusteuern sah, dann weiter zum Kühlschrank, aus dem sie eine eisbeschlagene Dose Bier holte und eine Flasche Wodka. Dann blieb sie stehen und öffnete eine Lade, zog ein Blatt Papier heraus, kam auf ihn zu, überlegte und legte dann das Blatt auf die Kochinsel.
„Geht’s besser?“, fragte Tatjana Drakovic, die plötzlich neben ihm auf dem Sofa saß und ihm eine Bierdose entgegenstreckte.
„Kurzer Durchhänger, kann vorkommen“, entschuldigte sich Braun und trank gierig aus der Bierdose.
„Weißt du, das hat mir so gefallen, dass du das verstanden hast“, sagte sie und lehnte den Kopf an seine Schulter. Braun versuchte den Satz in irgendeinen Zusammenhang zu bringen, aber er kam nicht dahinter.
„Du weißt schon, was wir auf dem Schiff gesprochen haben! Die beiden Planeten, die einsam im Universum kreisen, alleine und ohne Hoffnung, um dann unversehens aufeinanderzuprallen und durch dieses plötzliche Zusammentreffen verglühen!“ Tatjana Drakovic trank ihren Wodka und schenkte sich aus der Flasche nach, die am Boden in einem Eiskübel stand, umgeben von kühlen, angeeisten Bierdosen.
Doch Tony Braun war nicht mehr nach philosophischen Gesprächen zumute, auch nicht nach familientherapeutischem Gedankenaustausch, ihm
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