Töten ist ganz einfach: Thriller (German Edition)
war kotzübel und überall in seinem Kopf schrillten die Alarmglocken und blinkten warnend, nicht die Kontrolle zu verlieren.
Ich bin in der Wohnung der Schwester des Mannes, den ich jage und den ich erledigen will!, dachte er. Absurde Situation! Er begann zu kichern und rollte sich auf seinen Bauch, um besser an die Bierdosen zu gelangen. Nach einem Schluck aus der kühlen Dose hatte er sich an das bedrohliche Schwanken von Wänden und Boden gewöhnt, drehte sich auf den Rücken und spürte, dass sein Nacken auf Tatjanas Oberschenkel lag. Auch egal! Er hob die Bierdose, schüttete sich die Hälfte der Flüssigkeit über das T-Shirt, ehe er trinken konnte. Egal!, wiederholte er, es ist egal!
„Ich bringe deinen Bruder zur Strecke“, lallte er, „zum Teufel mit der Familie! Ich brauche niemand!“ Tatjana Drakovic beugte sich über ihn, ihre langen schwarzen Haare strichen sanft wie der Wind über sein Gesicht und als sie lachte, kam ihre Zahnlücke noch stärker zur Wirkung.
„Ach Tony, warum bist du so alleine?“ Sie streichelte nachdenklich seine Wangen, drehte sich so, dass sein Kopf in ihrem Schoß zu liegen kam. Er wusste keine Antwort.
„Was hast du gegen meinen Bruder in der Hand?“, hauchzart kam die Frage bei ihm an und wieder schrillte es in allen Ecken Alarm, doch er stoppte die Signale mit einer Handbewegung.
„Das ist ja die ganze Scheiße! Ich habe nichts! Keine Fakten, absolut nichts Greifbares! Aber ich weiß, dass er hinter den Morden steckt! Verstehst du, ich weiß es! Es geht um Gerechtigkeit und um, ach was weiß ich“, verlor Braun den Faden. Er tastete nach seinem Bier, schüttete sich dabei auch die Hose voll, der Rest quoll über den Lederbezug der Couch und tropfte zwischen Rückenlehne und Sitzfläche in die Füllung.
„Es gibt keine Gerechtigkeit“, holte ihn Tatjana Drakovic wieder in das Gespräch zurück, schob sein T-Shirt hoch und wischte mit ihrem Schal das Bier von seinem Bauch.
„Es gibt keine Gerechtigkeit“, wiederholte sie mit schwerer Stimme, der man jetzt anmerkte, dass der Wodka langsam Wirkung zeigte.
„Ich bin reich und arm“, monologisierte sie schleppend weiter. „Habe Geld und bin einsam! Wenn ich mich verliebe, bin ich arm, das hat mir mein Bruder prophezeit. Er hat gelacht: ,Du bist fast vierzig, was willst du noch?‘ Das glaube ich ihm! Aber ich will mich verlieben, einmal noch – vielleicht!“
In einem Zug leerte Tatjana Drakovic ihr Glas, füllte es neuerlich bis zum Rand und darüber und Braun spürte den eiskalten Wodka auf seiner Haut, dann Tatjanas Zunge und alles begann sich zu drehen, als er nach hinten langte, statt einer Bierdose die Wodkaflasche erwischte und einen kräftigen Schluck nahm. Wie Feuer rann der Alkohol seine Kehle hinunter, wie Feuer spürte er ihre Hände auf seiner Haut, wie Feuer kam sein Verlangen.
Wie lange war es her, seit ihn eine Frau so berührt hatte? Konnte es sein, dass er sich nicht mehr daran erinnerte? Schwer sackte sein Kopf nach hinten. Wozu nachdenken, lieber trinken! Und mit dem Wodka wurde alles viel intensiver.
Tatjana Drakovic zog ihm die bierdurchtränkte Hose aus. Scheiße! Wo sind meine Stiefel?, ging ihm total unpassend durch den Kopf. Doch da saß sie schon auf ihm und kehrte ihm ihren Rücken zu. Plötzlich war sie völlig nackt, das hatte er überhaupt nicht mitbekommen. Auf und nieder, auf und nieder hob er ihren Körper, synchron mit den schwingenden Wänden, dem Boden und dem bescheuerten Geweihtattoo über ihrem Hintern. War das Liebe oder bloß ein blöder Fick im Vollrausch? Egal, scheißegal, er passte sich ihrem Rhythmus an, wurde immer schneller, zwei Planeten, die aufeinander prallen und dann in Ekstase verglühen.
Als er kam, schüttete er sich fast gleichzeitig den Wodka in die Kehle, vielleicht, um die verlorene Flüssigkeit wieder aufzufüllen. Er hörte Tatjana Drakovic irgendetwas flüstern, sie wankte nackt durch den Raum, verschwand irgendwo und Braun knallte von der Couch auf den Boden. Er robbte Richtung der Stahl-Kochinsel, um sich daran hochzuziehen und erwischte beim Hochstemmen einen Fetzen Papier, der sich, als er endlich oben war, als Fotokopie entpuppte mit einer Kinderleiche und dem Quadratschädel von Milan Drakovic mit einem Kreuz darüber! Das Bild schwebte in einem luftleeren Raum auf weißem oder vollgekotztem Kopierpapier und verschwand sofort wieder aus dem Blickfeld, als er das Gleichgewicht verlor und auf den Boden zurückrutschte.
Er schlug die
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