Töten ist ganz einfach: Thriller (German Edition)
auf niedrige Waggons verladen und abgefertigt.
„Ich bin der Leitwolf! Der Master of the Universe“, flüsterte er in die Nacht und stieg in seinen Lamborghini. Er startete seinen Wagen und fuhr mit Fernlicht durch die Stahlgebirge, undurchdringliche Dunkelheit herrschte, als nach der ersten Kurve das Royal International Headoffice hinter seinem Wagen verschwand. Mit einer Hand fummelte er am Radio herum, suchte einen Sender mit aufputschender Musik, die zu seiner Stimmung passte, und sah im letzten Moment etwas auf der Straße liegen, einen Stahlträger vielleicht? Jedenfalls zu groß, um einfach darüberzurauschen. Der Lamborghini war tiefer gelegt, die Bodenplatte würde beschädigt werden, also bremste er und wuchtete sich aus den extrem körperbetonten Sportsitzen. Er war gerade dabei, die Nummer des Security-Manns zu wählen, um das Hindernis beseitigen zu lassen, als aus dem Nichts eine blitzende Scheibe niedersauste und sein Handy mitsamt seinen Fingern auf den Boden klatschte.
Fassungslos starrte Bogdan Drakovic auf den blutigen Rest seiner Hand, aus dem das Blut in die Dunkelheit spritzte und im Boden versickerte.
Mit einem Aufschrei aktivierte er das Adrenalin seines Körpers, langte mit der unverletzten Hand in seinen Wagen, um die Mittelkonsole zu erreichen, wo seine Pistole für Notfälle lag. Er schmierte mit seinem blutigen Handklumpen über die handgenähten Ledersitze, doch ein fürchterlicher Schlag in seine Kniekehlen brachte ihn zu Fall. Dann krachte sein Kinn auf das Dach des Lamborghini und er spürte, wie das Blut aus seinen Lippen schoss. Keuchend robbte er über den rissigen Asphaltboden, wollte nur weg aus dem Licht der aufgeblendeten Scheinwerfer, hinein in die rettende Dunkelheit und schrie und brüllte gegen die kreischenden Verschubwaggons an, die monoton mit den schweren Puffern an der Verladestation zusammenkrachten und seine Schreie verschluckten.
Noch immer sah er keinen Gegner, nur der Lärm war allgegenwärtig und trieb ihn vorwärts. Dort vorn die Kurve, dann das Royal Office, die Security, ein Krankenwagen und alle töten, dachte er, doch es blieben nur Fragmente in seinem Hirn. Bogdan Drakovic kniete vor einem rostigen Stahlgebirge, hob seinen Kopf, heulte, wollte den Wolf, den Leitwolf wieder hervorholen, wollte der Sieger sein. Doch es gab einen unsichtbaren Feind, der ihm diesen Platz streitig machte und ihm jetzt mit der Faust in den Nacken schlug. Bogdan Drakovic rutschte mit dem Gesicht über rostige, aufgerissene Eisenplatten und das Blut aus seinem Handklumpen und unzähligen kleinen Wunden, die der messerscharfe Stahl in seine Haut gerissen hatte, tropfte auf den Rost. Weiter hinten in der Dunkelheit sah er einen Kran, bedrohlich und unwirklich, wie alles um ihn herum immer unwirklicher wurde: der Lärm, das unglaubliche Dröhnen der Stahlwaggons vermischte sich mit Zischen, Keuchen und hektischem Rufen, das gefiltert aus dem Nichts kam, von allen Seiten, ein Rauschen und Knistern und Schaben und Kratzen.
Er krabbelte weiter, stürzte, erhielt Tritte und Schläge, wollte aber nicht aufgeben. Die eine Kurve noch, dann war das Royal Office in Sichtweite und damit die Rettung, die Rückkehr der Macht, die das goldene „R“ symbolisierte. Aber stattdessen spürte er einen plötzlichen Ruck um den Hals und die Luft blieb ihm weg. Er ruderte panisch mit den Armen durch die Luft, spürte eine Kette, die sich immer stärker um seinen Hals schloss.
Jetzt hörte er eine Stimme, ganz nahe an seinem Ohr, sie übertönte hässlich den Lärm.
„Du musst den Fährmann bezahlen! Wusstest du das nicht? Der Fährmann verlangt immer seinen Lohn!“, konnte er hören, aber nicht verstehen.
„Wer übersetzen will, muss den Obolus entrichten! Dann setzt sich die Barke in Bewegung, pflügt leicht und unhörbar durch den schwarzen Fluss, durchquert das Wasser, um am anderen Ufer einen Fahrgast in Empfang zu nehmen!“
Noch immer schnappte Bogdan Drakovic nach Luft, noch immer zog sich die Kette enger um seinen Hals, noch immer flüsterte die Stimme, noch immer war er bei Bewusstsein und noch immer hatte er den Wolf in sich.
Mit dem linken Ellbogen schlug er nach hinten, traf, der Zug der Kette lockerte sich, die Luft kehrte zurück und damit die Kraft zu töten. Mit einem wolfsähnlichen Geheul wirbelte er herum, schlug mit seiner Faust und traf nur die undurchdringliche Dunkelheit. Dann hörte er ein Zischen und sah das bläuliche Leuchten eines Elektroschockers, der unbeirrt
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