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Tohuwabohu

Tohuwabohu

Titel: Tohuwabohu Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tom Sharpe
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waren in der Zeit seines Prozesses gelöst worden, und der Bischof war zu der Überzeugung gelangt, daß die Weigerung der Kirchenführer, ein Zeugnis zu seinen Gunsten abzulegen, darauf zurückzuführen war, daß, wie er wußte, ihm seine Kollegen den raschen Aufstieg zum Bischofsamt neideten. Er hatte keine Ahnung, daß Teile seines Geständnisses, insbesondere solche, die Wachtmeister Els ausgesucht hatte, dem Erzbischof gezeigt worden waren.
    »Ich wußte ja, daß der Kerl progressiv ist«, murmelte der Erzbischof, als er das ungewöhnliche Dokument las, »aber diesmal hat er’s wirklich zu weit getrieben«, und er erinnerte sich an Jonathans Eingeständnis, daß er jede Chance nutze, Leute in die Kirche zu ziehen. »Hochkirche im Zeremoniell, Tiefkirche in der Art, an die Leute ranzukommen, das ist meine Devise«, hatte Jonathan gesagt, und nun sah der Erzbischof, daß er das auch so gemeint hatte. Sodomie kombiniert mit Kniebeugen mußte eine Hoch-und-Tiefkirche ergeben, daß es nur so eine Art hatte, und er fand es kaum noch überraschend, daß seine Gemeinden so geschwind gewachsen waren.
    »Ich glaube, durch vieles Reden wird hier nicht geholfen«, hatte der Erzbischof entschieden, und die Kirche hatte Jonathan Hazelstone kurzerhand ausgestoßen.
    Der Kaplan, der ihn in seinen letzten Stunden besuchte, war kein Südafrikaner. Es war nicht möglich gewesen, irgendeinen Pfarrer mit ein bißchen Selbstachtung dazu zu bewegen, einem Mann in seiner Bedrängnis beizustehen, der auf die Geistlichkeit Schande gehäuft hatte, und selbst der Bischof von Piemburg hatte die Aufforderung von sich gewiesen. »Es gibt Momente, da muß ein Mensch allein sein dürfen«, erklärte er Direktor Schnapps am Telefon, »und das ist sicherlich einer davon«, dann war er wieder zurück an die Arbeit an einer Predigt über die Brüderlichkeit unter den Menschen gegangen.
    Schließlich war es der Kaplan eines Cambridger Colleges, der während seiner langen Ferien Piemburg besuchte und ins Piemburger Gefängnis gelockt wurde, um sich den geistigen Nöten des Gefangenen zu widmen.
    »Ich habe gehört, im Gefängnisgarten gibt es besonders prachtvolle indische Feigenkakteen«, erklärte der Pfarrer von Piemburg dem Kaplan, der weit mehr an den physischen Nöten von Felsenpflanzen als an den geistigen Nöten seiner Mitmenschen interessiert war, und der Kaplan hatte die Gelegenheit, die sich ihm mit der Hinrichtung bot, beim Schöpfe ergriffen, um eine Prachtansammlung indischer Feigenkakteen zu Gesicht zu bekommen.
    Als er in der Zelle stand, wußte der Kaplan nicht so recht, was er sagen sollte.
    »Sie waren nicht zufällig bei der Marine?« fragte er schließlich.
    Jonathan schüttelte den Kopf.
    »Ich dachte bloß«, fuhr der Kaplan fort. »Es gab einen Kadetten auf der HMS Clodius, im Jahr ’43, glaub ich, war das, oder es kann auch ’44 gewesen sein. Der hieß Hazelnut.«
    »Ich heiße Hazelstone«, sagte der Bischof. »Stimmt. Wie vergeßlich von mir. In meinem Beruf begegnet man so vielen Leuten.«
    »Das kann ich mir vorstellen«, sagte der Bischof. Der Kaplan machte eine Pause und betrachtete die Handschellen und Ketten. »Tragen Sie die immer?« fragte er. »Das muß doch furchtbar unbequem sein.«
    »Erst, wenn ich gehängt werde«, sagte der Bischof. Der Kaplan meinte einen Anflug von Bitterkeit in der Bemerkung zu entdecken und erinnerte sich wieder an den Grund seines Besuches.
    »Gibt es irgend etwas, das Sie mir gerne sagen möchten?« fragte er.
    Der Bischof konnte sich viele Dinge vorstellen, die er ihm hätte sagen mögen, aber es schien ihm nicht viel Zweck zu haben.
    »Nein«, sagte er, »ich habe schon alles gebeichtet.« Der Kaplan seufzte erleichtert. Diese Situationen sind so peinlich, dachte er.
    »Ich habe tatsächlich noch nie einer Hinrichtung beigewohnt«, murmelte er schließlich.
    »Ich auch nicht«, sagte der Bischof.
    »Unangenehm«, fuhr der Kaplan fort, »unangenehm, doch notwendig. Man sagt ja doch, Hängen ist kurz und schmerzlos. Ich bin sicher, Sie werden richtig erlöst sein, wenn alles vorbei ist.«
    Der Bischof, dessen Hoffnung auf ein ewiges Leben zusammen mit seinem Glauben geschwunden war, bezweifelte, ob »erlöst« ganz das richtige Wort sei. Er versuchte, das Thema zu wechseln.
    »Kommen Sie öfter her?« fragte er.
    »Ins Gefängnis?«
    »Nach Südafrika, obwohl das ja ziemlich dasselbe ist.« Der Kaplan überhörte diese Bemerkung. Er war am Graduiertentisch im College ein

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