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Tohuwabohu

Tohuwabohu

Titel: Tohuwabohu Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tom Sharpe
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Pflicht als Bürgerin ...«
    »Ach Quatsch, meine Pflicht als Bürgerin. Warum um alles im Himmel sollte meine Pflicht als Bürgerin mich zwingen, einen exzellenten Koch an die Luft zu setzen?« Der Kommandant suchte in den Tiefen seines explosionserschütterten Hirns nach einer passenden Antwort. »Na ja, Sie scheinen ihn doch deswegen erschossen zu haben«, sagte er schließlich.
    »Das ist doch alles Kohl«, schnaubte Miss Hazelstone. »Fünfpennys Tod war ein crime passionel.« Kommandant van Heerden versuchte sich vorzustellen, wie ein Cream Passion Nell wohl aussähe. Fünfpennys Tod hatte ihm mehr wie eine explodierte Blutwurst ausgesehen, und was die Portionen betraf, die Wachtmeister Els noch immer aus dem blauen Gummibaum zu entfernen versuchte: Selbst ein Hundeschlächter hätte seine Schwierigkeiten gehabt, sich eine passende Beschreibung für sie auszudenken. »Ein Cream Passion Nell«, wiederholte er langsam und hoffte, Miss Hazelstone käme ihm mit einer geläufigeren Bezeichnung zu Hilfe. Das tat sie auch. »Ein Verbrechen aus Leidenschaft, Sie Dummkopf«, knurrte sie.
    Kommandant van Heerden nickte. Er hatte es ja gewußt, es konnte nichts anderes sein. Niemand mit gesunden fünf Sinnen hätte Fünfpenny diese gräßlichen Verletzungen kaltblütig und ohne wenigstens ein bißchen Gefühlsbeteiligung zufügen können.
    »Oh, das verstehe ich«, sagte er.
    Aber Miss Hazelstone hatte nicht die Absicht, es bei diesem tröstlichen Mißverständnis zu belassen. »Ich möchte Ihnen damit zu verstehen geben, daß meine Gefühle für Fünfpenny nicht so waren, wie sie zwischen Herrin und Diener normalerweise üblich sind«, sagte sie.
    Zu diesem Schluß war Kommandant van Heerden schon auf eigene Faust gekommen. Er nickte Miss Hazelstone aufmunternd zu. Ihre altmodische und förmliche Art, ihre Gedanken in Worte zu fassen, entzückte ihn. Ihre nächste Bemerkung hatte die völlig entgegengesetzte Wirkung. »Was ich Ihnen die ganze Zeit zu sagen versuche«, fuhr sie fort, »ist, daß ich verliebt in ihn war.« Es dauerte etwas, bis der ganze Gehalt dieser Äußerung in das überforderte Gehirn des Kommandanten eindrang. Seine Erfahrung, sich neben der Mündung der Elefantenbüchse langsam von seinem Körper zu lösen, war im Vergleich dazu nur das leise Säuseln einer Brise im fernen Rispengras. Das hier war eine Bombe. Sprachlos vor Entsetzen starrte er blicklos in Miss Hazelstones Richtung. Jetzt wußte er, wie die Fratze des Wahnsinns aussah. Sie sah wie eine zerbrechliche alte Dame von berühmter und untadeliger britischer Abkunft aus, die in einem Ohrensessel saß und in ihren zierlichen Händen ein chinesisches Teetäßchen hielt, auf dem unter dem goldenen Abziehbild des Wappentiers der Hazelstones, einem drohend aufgerichteten Wildschwein, das Familienmotto »Baisez moi« stand, und die einem afrikaansen Polizisten offen eingestand, daß sie in ihren schwarzen Koch verliebt gewesen sei. Miss Hazelstone ignorierte das verdutzte Schweigen des Kommandanten. Sie nahm es offensichtlich als ein Zeichen des Respekts vor der Zartheit ihrer Gefühle. »Fünfpenny und ich, wir liebten uns«, fuhr sie fort. »Wir hingen in tiefer, unsterblicher Liebe aneinander.«
    Dem Kommandanten drehte es sich im Kopf. Es war schon schwer genug, versuchen zu müssen (und sei es noch so aussichtslos), Verständnis dafür aufzubringen, was um Gottes willen Miss Hazelstone denn bloß anziehend an einem schwarzen Koch gefunden haben könnte, ganz zu schweigen vom Versuch, sich vorzustellen, wie ein schwarzer Koch in Miss Hazelstone verliebt sein könnte, aber als sie, um dem ganzen die Krone aufzusetzen, den Ausdruck »unsterbliche Liebe« benutzte, während als unmittelbares Ergebnis der Leidenschaft, die seine Geliebte für ihn hegte, Fünfpennys Überreste in Wiese und Gebüsch verstreut lagen oder zwanzig Meter hoch in einem blauen Gummibaum hingen, da wußte Kommandant van Heerden, daß sein Verstand in Gefahr war, total durcheinanderzugeraten.
    »Sprechen Sie weiter«, keuchte er unwillkürlich. Er wollte eigentlich »Halten Sie um Gottes willen den Mund« sagen, aber sein berufliches Training setzte sich gegen ihn durch. Miss Hazelstone schien beglückt, weiterreden zu können. »Wir verliebten uns vor acht Jahren, und gleich von Anfang an waren wir wahnsinnig glücklich. Fünfpenny verstand meine Herzensbedürfnisse. Natürlich konnten wir wegen dieser absurden Moralgesetze nicht heiraten.« Sie machte eine Pause und hob

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