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Tokio Killer 04 - Tödliches Gewissen

Tokio Killer 04 - Tödliches Gewissen

Titel: Tokio Killer 04 - Tödliches Gewissen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Barry Eisler
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wusste, dass alles, was darüber hinausging, ihn nur ermuntern würde. Ich konnte nicht behaupten, Dox voll und ganz zu verstehen. In vielerlei Hinsicht war er ein wandelnder Widerspruch, ein Rätsel. Zunächst einmal war er ein Schwätzer - nicht die Sorte Mensch, bei der ich mich besonders wohlfühle - und noch dazu ein lauter. Und das, wo doch jeder andere Scharfschütze, den ich gekannt habe - und ich habe einige gekannt - zurückhaltend war, ja schweigsam. Jede Umgebung hat eine gewisse Schwingung, einen Rhythmus, eine Verbundenheit, und Scharfschützen fügen sich instinktiv und gewohnheitsmäßig in diese Schwingung ein, ohne sie zu stören. Dox dagegen machte es Spaß, die Dinge aufzumischen - nicht von ungefähr war sein Nom de guerre die Kurzform von »unorthodox«, eine Art lobende Anerkennung, die er sich in Afghanistan verdient hatte, wohin die CIA unter Reagan Leute wie uns geschickt hatte, um die Mudschaheddin gegen den Einmarsch der Sowjets zu bewaffnen und auszubilden. Sein ständiges ausgelassenes Gekasper war mir am Anfang auf die Nerven gegangen und ich hatte ihn zunächst bloß für einen Aufschneider gehalten. Doch dann sah ich, wie effektiv und eiskalt er im Gefecht war, und da wusste ich, dass ich mich getäuscht hatte. Wenn er hinter dem Zielfernrohr seines Gewehrs in Position ging, vollzog sich eine unheimliche Verwandlung: Die Persönlichkeit des netten, fröhlichen Jungen verschwand und zurück blieb einer der konzentriertesten, tödlichsten Männer, denen ich je begegnet bin. Ich verstand nicht, welche gegensätzlichen Kräfte da zusammenwirkten und seinen Charakter bildeten, und ich wusste, ich hätte nie Vertrauen zu ihm gefasst, wenn da nicht sein Verhalten im Hongkonger Containerhafen Kwai Chung gewesen wäre. Natürlich reichte diese eine Tat nicht aus, um meinen lebenslangen Hang zum Misstrauen für alle Zeiten auszulöschen, aber anscheinend ließ sie ihn irgendwie in den Hintergrund treten oder hatte zumindest eine beunruhigende Ausnahme geschaffen.
    Wir gingen ins Zimmer. Ich setzte mich an den kleinen Schreibtisch und klappte das Mac PowerBook auf, das ich für diesen besonderen Anlass mitgebracht hatte. Es erwachte aus dem Schlafmodus, und ich tippte das Passwort ein. Dox reichte mir die Kamera.
    »Bist du sicher, dass du die Seite mit Mannys Namen erwischt hast?«, fragte ich.
    Er seufzte theatralisch. »Na bitte, du verletzt schon wieder meine Gefühle."
    "Also ja?«
    Er seufzte erneut. »Hab ich das nicht gesagt?«
    Ich verband die Kamera mit dem Laptop. Ich drückte die Sync-Taste, warf ihm dann einen Blick zu und sagte: »Mal sehen, ob ich mich für meinen empörenden Mangel an Vertrauen in deine Unfehlbarkeit entschuldigen muss.«
    »Keine Sorge, Partner, ich bin da ganz gnädig. Ich halt es nicht aus, wenn ein erwachsener Mann zu Kreuze kriecht.«
    Es dauerte nur wenige Sekunden, um die Bilder herunterzuladen. Die ersten zeigten eine alphabetische Auflistung von Hotelgästen, A bis F. Ich schloss das Bild und öffnete das nächste. G bis M. Darunter auch ein Randolph Hartman, Zimmer 914. Voila.
    »Wie hast du es geschafft, dass die Verkäuferin die Seite mit G bis M aufgeschlagen hat?«, fragte ich. »Du hast doch unter Smith eingecheckt?«
    »Ja, Mr. Smith hat der Lady zuerst gesagt, er könne sich nicht an seine Zimmernummer erinnern, aber sie sollte das Snickers, das er kaufen wollte, bei einem Mr. Herat anschreiben.«
    Witzig. Herat ist eine Stadt im Norden von Afghanistan.
    »Und dann?«
    »Na ja, die nette, junge Dame - ausgesprochen hübsch übrigens, und ich glaube, sie mochte mich - hat die Seite mit den H-Namen aufgeschlagen und gesagt, ein Mr. Herat sei nicht im Hotel registriert. Ich hab gesagt: >Komisch ... Ach ja, genau, das Zimmer läuft auf meinen Namen, nicht auf den meines Partners.< Also unter Smith, hab ich zu ihr gesagt, und klar, jetzt fällt's mir wieder ein, die Zimmernummer ist 1107, Ayala Tower. Wo Mr. Smith auch tatsächlich wohnt.«
    Ich blickte ihn an. »Meinst du, sie war misstrauisch?«
    Er verdrehte die Augen. »Menschenskind, Partner, ich hab einen blöden Schokoriegel gekauft, keinen Scheck eingelöst. Das war der doch so was von egal. Außerdem war nicht zu übersehen, dass sie mit ihren aufkeimenden Gefühlen für mich beschäftigt war. Ich glaube, ich schau später nochmal bei ihr vorbei und frag nach, wann sie Feierabend hat.«
    »He«, sagte ich und sah ihn an, »wenn du eine schnelle Nummer brauchst, bis zur Burgos Street sind es

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