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Tom Jones. Die Geschichte eines Findlings (German Edition)

Tom Jones. Die Geschichte eines Findlings (German Edition)

Titel: Tom Jones. Die Geschichte eines Findlings (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Henry Fielding
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eben wachte oder schliefe.
    Da er bei diesem unbesonnenen Betragen nichts Böses im Schilde führte, zog es auch zum Glück nichts Böses nach sich und ward dem Kranken, sobald er wieder außer dem Bette aufsitzen konnte, durch die Gesellschaft der Sophie wieder reichlich gut gemacht, welche alsdann der Junker zum Besuch mitbrachte. Auch währte es in der That nicht lange, bis Jones so weit kam, daß er sich, wenn sie auf'm Klavier spielte, hinsetzen und zuhören konnte, wo sie dann die liebreiche Gefälligkeit hatte, ihn ganze Stunden lang durch die seelenvollste Musik seine Schmerzen vergessen zu machen, wenn es eben dem Junker, ihrem Vater, nicht einfiel, sie zu unterbrechen, und auf seinem »stürmt, reißt und rast« oder sonst einem von seinen Leibstückchen zu bestehen.
    Ungeachtet der genauesten Wachsamkeit, welche Sophie sich bestrebte [185] über ihr Betragen zu halten, konnte sie es doch nicht hindern, daß ihr nicht zuweilen ein bedeutender Blick oder eine verräterische Gebärde entwischt wäre: denn die Liebe kann auch hier abermals darin mit einer Krankheit verglichen werden, daß, wenn man ihr an einem Teile des Körpers den Ausbruch verrennt, sie ganz gewiß an einem andern ausbricht. Das also, was ihre Lippen verhehlten, das verrieten ihre Augen, das Erröten ihrer Wangen, und manche andre unfreiwillige Bewegungen.
    Eines Tages, als Sophie an ihrem Instrumente saß und spielte und Jones aufmerksam zuhörte, kam der Junker ins Zimmer und schrie: »Da, Tom', da hab' ich da unten mit'n feisten Pfaffen, Schwög'r, deint'wegen ein' rechte Hatz geha't. – Da sagt 'r dir'n Alwerth, vor mein'n sichtlich'n Antlitz, der Armbruch wär'n Strafgericht vom Himmel. – Den Hagel auch! sag' ich, wie sollt' das zugehn? Kam 'r nicht dazu, als er eb'n 'en jung Mädchen rettete? Strafgericht, Strafgericht! auf dein'n eigen Dickkopf! Wenn 'r in sein'm Leben nichts Aergers thut: so kommt 'r eh'r in Himmel, als alle Pfaffen d's Landes. Er hat mehr Recht, sich der That zu rühm'n, als sich ihr ze schämen; das sagt' ich 'm.«
    »In der That, lieber Herr Western,« sagte Jones, »ich habe zu beidem keine Ursach; wenn aber Ihr Fräulein Tochter dadurch gerettet worden, so werde ich's für den glücklichsten Zufall meines Lebens halten.« – »Und doch wollt' dir,« sagte der Junker, »der Schwöger da beim Alwerth die Flinte wegsprechen! Alle Hagel! hätt' der Pfaff nur nicht sein heilig Ding angehabt, 'ch hätt'n dir geprellt, wie 'n Fux, denn 'ch hab' dich erschrecklich lieb, Junge! und hol' mich der Velten, wenn 'ch nur's geringste in meiner Gewalt habe, daß ich dir nicht gern' zu G'fallen thun wollt'. Sollst dir morgen früh am Tage unt'r all mein'n Ross'n im Stall aussuch'n, was du vor ein's willst; nur nicht den Schevallie und die Murrpas, die nehm' ich aus!« Jones dankte ihm, lehnte aber das Anerbieten ab. – »Näh sieh! sollst die Schimmelstute hab'n, die Sophie ritt. 'S kost't mir meine bare fufzig Guineen, und wird nächste Graszeit sechs Jahr.« – »Und hätte sie mir tausend gekostet,« rief Jones ärgerlich, »ich hätte sie schon für die Hunde geschickt.« – »Puh! puh!« antwortete Western, »weil 's dir den Arm zweischlug! Sollt'st vergessen und vergeben. Hätt' gedacht wärst mehr Manns gewesen, als ein'n Stummvieh was nachzutragen!« – Hier mengte sich Sophie drein und machte dem Gespräch dadurch ein Ende, daß sie ihren Vater um Erlaubnis bat, ihm eins vorzuspielen. Eine Bitte, die er niemals abschlug.
    Sophiens Gesichtsfarbe hatte während des vorigen Gespräches mehr denn eine Veränderung erlitten und wahrscheinlicherweise erklärte [186] sie den Eifer, womit Jones gegen die Schimmelstute gesprochen hatte, aus einem ganz andern Grunde, als ihr Vater ihn genommen hatte. Ihr Blut war jetzt in sichtlicher Wallung und sie spiele so unerträglich falsch, daß Western selbst es gemerkt haben müßte, wenn er nicht bald in seinen gewöhnlichen Schlaf gefallen wäre. Jones hingegen, der an nichts weniger dachte, als Schlaf, und dabei ebenso gute Ohren als Augen hatte, machte einige Bemerkungen, welche dann zusammengenommen mit alle dem, was vorher, wie sich der Leser erinnern wird, vorgegangen war, ihm ziemlich starke Versicherung gab, wenn er das Ganze wieder überdachte, daß es mit Sophiens zartem Herzen ein wenig kränkelte. Und mancher junge Herr wird sich ohne Zweifel außerordentlich wundern, daß er in dieser Meinung nicht vorlängst schon ganz fest bestätigt gewesen sei. Aber er hatte,

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