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Tom Sawyers Abenteuer und Streiche

Titel: Tom Sawyers Abenteuer und Streiche Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mark Twain
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den Sand und schliefen, bis die höher steigende Sonne sie allmählich gelinde zu rösten begann. Müde und verschlafen rafften sie sich auf, um nach dem Frühstück zu sehen und saßen dann verdrossen, wortkarg und mit steifen Gliedern bei der Mahlzeit. Vorboten wiederkehrenden Heimwehs begannen sich zu melden, Tom sah diese verhängnisvollen Zeichen und gab sich alle Mühe, die Piraten aufzumuntern. Diese aber kümmerten sich weder um Steinkugeln, noch um Zirkus oder Schwimmen, nichts vermochte ihnen Interesse abzugewinnen. Da erinnerte er sie an den verlockenden, geheimnisvollen Plan und es gelang ihm, einen Strahl der Freude auf den vergrämten Gesichtern hervorzurufen. Den günstigsten Moment benutzte er schleunigst, um sie für ein neues Spiel zu begeistern, das er ausgedacht. Sie wollten das Piratentum einmal beiseite werfen und zur Abwechslung Indianer sein. Die neue Idee leuchtete ihnen ein und nach kurzer Zeit hatten sie sich ihrer zivilisierten Kleidung entledigt und in Indianerkostüm geworfen, das heißt, sich den ganzen Körper, vom Scheitel bis zur Sohle, zebraartig mit dunkeln Schmutzstreifen bemalt. Jeder der Jungen stellte natürlich einen Häuptling vor und so stürmten sie in das Dickicht des Waldes zum Angriff auf irgendeine eingebildete englische Niederlassung.
    Dann trennten sie sich in drei verschiedene feindliche Stämme, gingen aus ihrem Hinterhalt unter gellendem Kriegsgeheul aufeinander los und töteten und skalpierten sich gegenseitig dem Tausend nach. Es war ein blutiger Tag, mithin befriedigend für die Gemüter der Helden.
    Als sie sich danach mit tüchtigem Appetit und frohem Mut im Lager sammelten, entstand eine neue, unvorhergesehene Schwierigkeit. Feindliche Indianer konnten unmöglich das Brot der Gastfreundschaft zusammen brechen, ohne zuvor Frieden zu schließen, und dies war hinwiederum unmöglich ohne die unerläßliche Friedenspfeife, Wer hatte je gehört, daß es ohne diese gegangen wäre? Zwei der Wilden wünschten jetzt, sie wären Seeräuber geblieben. Es gab aber keinen anderen Ausweg aus der Klemme: so riefen sie denn mit möglichst heiterer Miene nach der Pfeife und jeder tat einen vollen Zug, als die Reihe an ihn kam.
    Und siehe da, sie verdankten ihren Indianerspielen die Offenbarung eines neuen Talentes: sie fanden, daß sie nun rauchen konnten, wenigstens für kurze Zeit, ohne gezwungen zu sein – nach einem verlorenen Messer oder dergl. zu suchen. Dies machte sie unsagbar stolz und glücklich, und um die neuerworbene Kunst aus Mangel an Übung nicht zu verlernen, machten sie sich nach dem Abendessen sofort wieder vorsichtig dahinter und beschlossen damit frohlockend den Abend. Sie strahlten vor Glück und Stolz im Bewußtsein der großen Errungenschaft. Diese ihre neueste Heldentat dünkte ihnen glorreicher, als wenn sie so und soviele Indianerstämme unterworfen und skalpiert hätten. Lassen wir sie also nur ruhig rauchen und schwatzen und prahlen, da wir im Augenblick keine weitere Verwendung für sie haben.
     

     

17. Glückliche Heimkehr. – Eifersucht.
    In der kleinen Stadt herrschte inzwischen an jenem ruhigen Sonnabend nachmittag durchaus keine Fröhlichkeit. Die Familie Harper und Tante Polly samt den Ihren steckten sich in Trauerkleider unter vielen Tränen. Eine ungewöhnliche Stille lag über dem Städtchen, in welchem man sich im allgemeinen schon nicht über allzuviel Lärm und Getriebe beklagen konnte. Mit zerstreuter Miene gingen die Leute ihren Geschäften nach, redeten wenig dabei und seufzten oftmals. Selbst den Kindern schien dieser Sonnabend der Schulfreiheit nicht die gewohnte Freude zu gewähren. Es lag kein Zug in ihren Spielen und bald gaben sie dieselben ganz auf.
    Am Nachmittag schlich Becky Thatcher um das verlassene Schulhaus herum, ihr war ganz melancholisch zumute. Doch auch dort fand sie keinen Trost. Leise sprach sie vor sich hin:
    »Könnt ich doch nur seinen Messingknopf wiederfinden! Jetzt hab' ich gar kein Erinnerungszeichen mehr an ihn«, und sie unterdrückte ein leises Schluchzen.
    Dann blieb sie stehen und meinte sinnend:
    »Grad hier war's. O, wenn's noch einmal wäre, das würde ich nie mehr sagen – nie mehr, nicht für alle Welt. Jetzt aber ist er fort und ich werde ihn nie, nie, niemals wiedersehen!«
    Dieser Gedanke raubte ihr die letzte Fassung und unter strömenden Tränen schlich sie davon. Nun erschien eine ganze Gruppe von Jungen und Mädchen: Spielkameraden von Tom und Joe, auf dem Schulhof; sie sprachen

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