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Tom Thorne 01 - Der Kuß des Sandmanns

Tom Thorne 01 - Der Kuß des Sandmanns

Titel: Tom Thorne 01 - Der Kuß des Sandmanns Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mark Billingham
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Krebs bekommen. So ist das Leben – wie ein Lotteriespiel, oder? Das gilt für uns alle. Aber er hat sich entschieden, Menschen umzubringen, und er hat sich entschieden, es bei mir zu tun – mir mein Leben zu nehmen und mir das zu geben, was er mir geben wollte. Und dann, als er zufrieden und bereit war, entschied er sich für die Art seines eigenen Todes …
    Anne kommt nächste Woche zur Arbeit zurück, glaube ich. Wir müssen unbedingt reden.
    Ich kann nicht sehr viel tun, aber auch ich kann mich entscheiden. Ich möchte in der Angelegenheit etwas zu sagen haben.
    Ich will nicht, dass er gewinnt.

Fünfundzwanzig
    Thorne war nicht in der Lage gewesen, sein Versprechen mit dem Platz hinter dem Tor einzulösen. Hendricks war nicht erfreut darüber, aber das Spiel wurde ohnehin auf Sky Channel übertragen, und er war einverstanden, es sich mit einem halben Dutzend Dosen Lagerbier und dem Lieferservice vom Bengal Lancer bei Thorne zu Hause gemütlich zu machen.
    Es gab keine große Diskussion, keine Entschuldigung. Hendricks hatte angerufen, sobald er gehört hatte, was passiert war, und sie hatten eine Weile miteinander geredet. Mehr war nicht nötig.
    Das war vor fast einem Monat gewesen.
    Als James Bishop auf dem OP-Tisch starb, hatte sich Thorne die Schuld gegeben. Doch bei der Obduktion kam heraus, dass James ein Mittel genommen hatte, und selbst wenn Thorne schneller reagiert hätte, wäre das Ergebnis das Gleiche gewesen. Warfarin. Ein Mittel zur Behandlung bestimmter Herzprobleme und Lungenbeschwerden und ironischerweise zur Vermeidung von Schlaganfällen. Ein die Blutgerinnung hemmendes Mittel, das verhindert, dass das Blut verklumpt.
    Absolute Sicherheit gab es nicht, aber man vermutete, dass James das Mittel mindestens zwei Wochen lang genommen hatte. Hatte er den Ablauf von Anfang bis Ende geplant oder die Substanz nur für den Fall genommen, dass die Geschichte so enden würde? Nur mit ihm, seinem Vater und einem Skalpell?
    Das würde man nie sicher wissen.
    Allerdings war sich Thorne ziemlich sicher, dass James die Presse eingeschaltet, die Geschichte hatte durchsickern lassen. Sobald in das Tuch des Schweigens einige Löcher gerissen worden waren, konnte er umso leichter erfahren, wie der Fall vorangetrieben wurde. Die Pipeline, über die Bishop seine Informationen erhielt, war komplex gewesen und in beide Richtungen verlaufen, hatte viele Abzweigungen gehabt und die Meldungen in unterschiedlichen Geschwindigkeiten weitergegeben – Thorne, Jeremy Bishop, Anne und natürlich Rachel, mit der sich James seit einiger Zeit getroffen hatte, waren in dieses Informationsspiel eingebunden gewesen.
    Rachel wiederholte ihre Prüfungen nicht.
    Anne war sich nicht sicher, wann Rachel wieder zur Schule oder sie selbst wieder zur Arbeit gehen würde. Das jedenfalls hatte sie vor einigen Wochen gesagt. Thorne hatte mit ihr in den ersten Tagen nach dem Abend in James’ Mansardenzimmer oft gesprochen, aber seitdem nicht mehr. Er dachte viel über sie nach, doch nie, ohne sich zu fragen, ob seine Dummheit zu dem beigetragen hatte, was geschehen war. War er dafür verantwortlich, dass Anne und Rachel in diesem Mansardenzimmer gewesen waren?
    Eine der vielen ungelösten Fragen, mit denen er sich gerne quälte.
    Natürlich hatte er an jenem Abend einiges getan, was Anne dazu veranlasste, besser von ihm zu denken. Aber es gab keine Helden. Nur jene, die gestorben waren, und andere, die beinahe gestorben wären.
    Vielleicht würde sie eines Tages anrufen. Es musste von ihr ausgehen.
    Er wusste, es würde eine Weile dauern, bis die Wunden verheilt sein würden, doch er begann sich besser zu fühlen. Er hatte Unrecht gehabt, und er wusste, es würde wieder passieren. Irgendwie war dies ein tröstlicher Gedanke. Er hatte in wunderbarer und erschreckender Weise Unrecht gehabt, und in Wahrheit hatte er das Gefühl, als sei ein Fluch von ihm genommen worden.
    Und Helen, Susan, Christine, Madeleine und Leonie? Die Mädchen waren ziemlich leise gegangen. Thorne wusste, dass dem nicht so war, weil sie »Frieden gefunden« hatten oder »gerächt« worden waren. An solchen Mist glaubte er nicht. Er war sich ziemlich sicher, dass die Stille nur vorübergehend war. Sie würden sich wieder bemerkbar machen, wenn die Zeit dafür gekommen war. Sie oder andere.
    In diesem Moment hatten sie einfach nichts zu sagen.
    Verwirrt blickte er zu Hendricks, der vom Sofa aufsprang und im Wohnzimmer umhertanzte. Gerade noch rechtzeitig sah Thorne im

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