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Tom Thorne 02 - Die Tränen des Mörders

Titel: Tom Thorne 02 - Die Tränen des Mörders Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mark Billingham
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Pistole, die einen halben Meter von Palmers Leiche entfernt lag. Er sah hinüber zu McEvoy, hoffte …
    »Gratulation, Sie leben noch, Thorne.« Cookson lächelte und hob langsam die Hände. »Am Leben zu bleiben ist allerdings der einfachere Teil, stimmt’s?«
    Irgendwo hinter ihnen dröhnte eine verzerrte Stimme aus einem Lautsprecher. Cookson machte einen Schritt darauf zu, die Arme hoch in der Luft. »Sich lebendig zu fühlen, das ist der schwere Teil …«
    In einer gleitenden Bewegung stand Thorne auf, holte mit dem Arm aus und zog den Pistolenkolben über Cooksons Mund. Er spürte, wie die Lippen aufplatzten. Sah, wie die Zähne herausbrachen, das Zahnfleisch aufriss, bevor die Hand an den Mund flog, um das Blut zurückzuhalten.
    Thorne hörte die Schritte hinter sich. Er wandte sich um und sah die Polizisten durch das Tor strömen und Dave Holland über den Schulhof zu McEvoy rennen.

Dreißigstes Kapitel
    Das Spielfeld war gefroren. Unzählige schlecht getimter Angriffe, dumme Fehler. Dem Spiel fehlten nur noch ein umstrittener Elfmeter und eine rote Karte, um Thorne zu überzeugen, dass sich diesen Monat die Gebühr für Sky Sports gerechnet hatte …
    Ob sein Vater wohl zusah, auf den Fernsehschirm einbrüllte, als befände er sich noch immer im Stadion? Sein Dad, der ihn vor über dreißig Jahren zu seinem ersten Spurs-Spiel mitgenommen hatte, als noch Martin Chivers und Alan Gilzean spielten. Thorne fragte sich, wie lange sein Vater wohl noch in der Lage sein würde, sich ein Spiel anzusehen, geschweige denn, es zu verfolgen.
    Der Anruf war typisch für ihn gewesen. Er war mit der Situation auf eine für ihn charakteristische Weise umgegangen.
    »Kannst du dich an den Witz über den Typen erinnern, der zum Arzt geht?«
    Thorne lachte. Davon gab es jede Menge. »Welchen denn?«
    »Der Arzt erklärt ihm: ›Ich fürchte, ich habe eine schlechte Nachricht für Sie. Sie haben Krebs und Alzheimer …‹«
    Thorne spürte, wie sich etwas in ihm zusammenzog. »Dad …«
    »Der Typ schaut den Arzt an …« Die Stimme am Telefon schwankte leicht. »Er sieht den Arzt an und sagt: ›Na ja, wenigstens hab ich nicht Krebs.««
    »Was meinst du damit, Dad?«
    Langes Schweigen, bevor der Alte die Pointe wiederholte, das sagte, was er zu sagen hatte.
    »Wenigstens habe ich keinen Krebs, Tom.«
    Nun hatte Tom kapiert, was sein Vater hatte.
    Das Zischen einer Dose, die aufgerissen wurde, holte Tom zurück, und er sah hinüber zu Hendricks. Der lag wie üblich ohne Schuhe ausgestreckt auf dem Sofa.
    »Du hast einmal was Interessantes gesagt«, bemerkte Tom.
    »Nur einmal?«
    »Du hast gesagt, der Geruch von Formaldehyd schrecke die Leute ab. Denkst du nicht, deine Füße könnten etwas damit zu tun haben?«
    »Leck mich«, erwiderte Hendricks.
    Alles lief wieder mehr oder weniger in geregelten Bahnen.
    Beinahe ein Monat, nachdem Thorne den Schulhof der King Edward’s verlassen hatte. Zugesehen hatte, wie die Tragen in die Notarztwagen geschoben wurden. Die Lehrer weinende Kinder in die Arme zogen. Wie Dave Holland den Blick nicht losreißen konnte …
    Beinahe ein Monat, seit er diese lange Auffahrt zurückgelaufen war und sich mit leerem Geplänkel beschäftigte wie der Frage, was wohl aus seinem Auto geworden war.
    Wie lange es wohl dauern würde, das Blut vom Asphalt zu kratzen …
    Palmer hatte genau gewusst, was er tat, als er die Pistole hob. Thorne hätte es schon vorher wissen müssen – als Palmer so erpicht darauf war, ihm zu erzählen, woher er die Waffe hatte. Der letzte Versuch einer guten Tat, bevor es zur verzweifeltsten Tat von allen kam.
    War Selbstmord, und darum handelte es sich, die Tat eines Feiglings oder eines tapferen Mannes? Letztlich kam Thorne zu dem Schluss, dass Palmer das, was er getan hatte, nicht aus Ekel vor sich selbst tat, sondern aus dem einfachen Wissen heraus, dass er, zumindest emotional, das Gefängnis nicht überleben würde.
    Der frühere Fachbetreuer für Englisch hingegen war aus härterem Holz geschnitzt. Aus weitaus absonderlicherem Holz. Andrew Cookson würde sehr gut zurechtkommen. Während die normalen Verbrecher durch den Fleischwolf gedreht wurden, würde er in Belmarsh oder Broadmoor eine Nische für sich finden. Der Durchgeknallteste von allen. Angst war wichtig im Gefängnis, sehr wichtig. Wo es schon schwer genug war, einen Tag ungeschoren zu überstehen, würden Diebe und Vergewaltiger wohl genauso schnell den Schwanz einziehen, wie Martin Palmer es getan

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