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Tom Thorne 02 - Die Tränen des Mörders

Titel: Tom Thorne 02 - Die Tränen des Mörders Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mark Billingham
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durch die Menge, das jedoch schnell nervösem Gelächter Platz machte, als Bardsley aufsprang und sich wütend umsah, um herauszufinden, wer verantwortlich war für das entsetzliche Brennen seiner Kopfhaut.
    Dann entdeckte er den Schuldigen. Der Junge, weitaus kleiner und schmächtiger als er, erwiderte seinen Blick gelassen. Seine Augen waren kalt und dunkel wie Steine in eisigem Schlamm. Die Hände hatte er bereits wieder tief in den Taschen vergraben.
    Die Menge löste sich schnell auf. Es wurde geschubst und gerangelt, als Bardsley den Rückzug in die Garderobe antrat und fürchterliche Rache androhte, sobald die Schule zu Ende sei, was er allerdings nicht ernst meinte.
    Der am Boden liegende Junge stand auf und brachte seine Schuluniform in Ordnung. Er sagte nichts, musterte aber aus dem Augenwinkel nervös seinen Retter, während er seine Krawatte zurechtzupfte und sich mit dem Ärmel den Rotz von der Nase wischte.
    Der schwarzhaarige Junge kannte ihn zwar vom Sehen, aber sie hatten noch kein Wort miteinander gewechselt. Er war ein Jahr jünger, wahrscheinlich erst zwölf, und die verschiedenen Jahrgänge hatten nicht wirklich miteinander zu tun. Seine rotblonden Haare waren normalerweise ordentlich frisiert, mit Seitenscheitel. Man sah ihn oft irgendwo in einer Ecke sitzen, wo er mit seinen blassen, blauen Augen neidisch hinter einem Buch hervorlugte und die anderen bei ihren diversen Spielen beobachtete, bei denen es für ihn keinen Platz gab. Er war ein großer Kerl, mindestens einen Kopf größer als die meisten in seiner Klasse, und verdammt schlau. Aber entsetzlich langsam bei allem, was wirklich zählte. Wahrscheinlich hatte er nichts Besonderes getan, um Bardsley zu vergrätzen. Doch darum ging es nicht.
    Der ältere Junge ließ ihn nicht aus den Augen, lächelte, als ein brauner Plastikkamm hervor- und durch die rotblonden Haare gezogen wurde, wobei Schulplatzkies herausrieselte. Er hatte natürlich selbst auch einen Kamm, aber einen aus Metall, was weitaus cooler war, und den er hauptsächlich für die mittäglichen Kammkämpfe brauchte, bei denen er der anerkannte Champion war. Diese Kämpfe waren eine brutalere Form von »Stein, Schere, Papier«. Binnen weniger Sekunden konnte Blut fließen. Er war nicht etwa der Champion, weil er schneller gewesen wäre als die anderen, sondern weil er den Schmerz länger aushielt.
    Er konnte, wenn es sein musste, sehr viel Schmerz ertragen.
    Der rotblonde Junge steckte den Kamm sorgfältig in die Innentasche seines Blazers, räusperte sich nervös und rang sich zu einem Lächeln durch, was nicht häufig vorkam. Das Lächeln verschwand schnell, als es nicht erwidert wurde. Stattdessen wurde eine bemerkenswert unversehrte Hand ausgestreckt.
    »Danke für … das, was du gerade getan hast. Ich heiße Palmer, Martin …«
    Der drahtige, schwarzhaarige Junge, der Verrückte, der Junge, der vor nichts zurückschreckte, nickte. Er ignorierte die ausgestreckte Hand und nannte seinen Namen, wobei er verschlagen lächelte, als handle es sich dabei um ein schmutziges Geheimnis.
    Um ein Geschenk, das weitaus mehr wert war, als es den Anschein hatte.
    »Nicklin.«

Zweites Kapitel
    »Ein paar Fragen weniger, wenn alles vorbei ist, selbst eine weniger als am Anfang, und es gibt nichts zu meckern.
    Thorne lächelte, als er seinen Kaffee ins Wohnzimmer trug und ihm Hollands Reaktion einfiel, als er zum ersten Mal diese markige, selbst gestrickte Lebensweisheit zum Besten gab. Das war auch das erste Mal gewesen, erinnerte sich Thorne, dass es ihm gelang, ihn in einen Pub zu bringen. Der Tag stand unter einem Glücksstern.
    Fragen …
    Im Pub hatte Holland gegrinst. »Wie? Sie meinen Fragen wie ›Warum habe ich mir in der Schule nicht mehr Mühe gegeben? ‹ und ›Kann sich da kein anderer drum kümmern? ‹ «
    »Ich fürchte, ich habe Sie mehr geschätzt, als Sie ein Arschkriecher waren, Holland …«
    Thorne stellte seine Tasse auf dem Kaminsims ab und beugte sich hinunter, um in dem auf antik gemachten Kamin die Gasheizung mit dem Flammeneffekt einzuschalten. Obwohl die Zentralheizung bereits auf höchster Stufe lief, fror er noch immer. Und sein Rücken machte sich wieder bemerkbar. Und draußen pisste es …
    Es gab eine Menge Fragen, auf die im Augenblick eine Antwort fehlte.
    Hingen die zwei Morde tatsächlich zusammen? Abgesehen vom Datum und von der Tatsache, dass beide Frauen erwürgt worden waren, schien es keine Verbindung zu geben. War das mit den Bahnhöfen dann

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