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Tom Thorne 06 - Die Geliebte des Mörders

Titel: Tom Thorne 06 - Die Geliebte des Mörders Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mark Billingham
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voller Hass.
    Wenn er meine Kinder angefasst hat, bring ich ihn um.

 

Erster Teil
     
    Die Faust im Nacken

Luke
    »Ich glaub, ich möchte dir eigentlich nur sagen, dass du dir keine Sorgen machen sollst. Okay, Mum? Das musst du wirklich nicht. Dabei sitz ich hier und weiß genau, dass es überhaupt nichts bringt, das zu sagen. Du hast dir immer über irgendwas Sorgen gemacht. Juliet und ich meinen, dass du dir wahrscheinlich komisch oder schlecht vorkommen würdest, wenn du dir mal keinen Kopf machst. Dass du dann das Gefühl hättest, mit dir stimmt was nicht. Wahrscheinlich ständest du vollkommen neben dir. Als wärst du ganz sicher, du hättest was Wichtiges vergessen oder könntest deine Schlüssel einfach nicht finden. Wenn du dir keine Sorgen machen würdest, würden wir uns Sorgen machen, dass du dir keine machst!
    Aber es ist okay. Mir geht’s ganz gut. Sogar besser als ›ganz gut‹. Nicht dass das hier ein Fünf-Sterne-Hotel oder so was ist, aber das Essen könnte um einiges schlechter sein, und sie sind ziemlich nett zu mir. Und es ist nur das zweitschlimmste Bett, in dem ich je geschlafen habe. Weißt du noch, als wir in dieser beschissenen Pension in Eastbourne waren, wo Juliet ihr Hockey-Turnier hatte? Das Bett war echt die Härte, als ob man auf Steinen liegt. Komischerweise kann ich sogar schlafen.
    Ich weiß nicht, was ich noch sagen soll. Was ich noch sagen sollte …
    Außer … Könntet ihr mir vielleicht die Comedyshows aufnehmen, die ich mir immer anschaue. Und vermietet mein Zimmer nicht gleich weiter. Und bitte sagt allen in der Schule, sie sollen sich nicht fertigmachen wegen mir. Ja? Ich bekomm ordentlich zu essen, kann einigermaßen schlafen, und mein Humor ist mir auch noch nicht flöten gegangen. Also, Mum, echt kein Grund, dich so aufzuregen. Mir geht’s gut. Ach ja, wenn das alles vorbei ist, könnten wir dann noch mal über das PS2-Spiel reden, das ich schon immer haben wollte? Man kann ja mal fragen …
    Es gibt noch eine Menge zu erzählen, aber ich mach mal lieber nicht zu lange, und du weißt ja eh, was ich meine, oder, Mum? Du weißt, was ich sagen will, ja?
    Also, das wär’s dann … »
    Der Junge blickt weg von der Kamera, zur Seite. Ein Mann mit einer Spritze tritt ins Bild. Der Junge setzt sich auf. Er verkrampft, als der Mann ihm in den letzten Sekunden der Aufnahme die Tüte über den Kopf zieht.

Dienstag

Erstes Kapitel
    Natürlich fiel ab und zu ein Witz. Der Humor war meist staubtrocken, bisweilen geradezu schwarz. Der Situation angemessen. Trotzdem hatte in letzter Zeit nicht gerade ein Witz den anderen gejagt. Und Tom Thorne hatte schon gar keiner gegolten.
    Doch das hier war nun wirklich zum Lachen.
    »Jesmond will mich sprechen?«, fragte er.
    Russell Brigstocke lehnte sich in seinem Stuhl zurück und genoss die Überraschung, die er mit seiner schockierenden Ankündigung angerichtet hatte. Auf dieser Welt war nichts sicher. Der Metropolitan Police Service unterlag einem steten Wandel. Doch so wenig man auch für gegeben hinnehmen konnte, so sicher blieb eine Konstante – das kaum als harmonisch zu bezeichnende Verhältnis zwischen DI Tom Thorne und dem Chief Superintendent der Area West Murder Squad. »Er bestand darauf.«
    »Anscheinend wird ihm der Druck zuviel«, meinte Thorne. »Er dreht langsam durch.«
    Nun lag der Ball in Brigstockes Feld. »Warum muss ich plötzlich an Splitter und Balken denken?«
    »Keine Ahnung. Vielleicht haben Sie einen Holztick?«
    »Sie liegen mir ständig damit in den Ohren, wieder an einem Fall zu arbeiten. Also …«
    »Und mit verdammt gutem Grund.«
    Seufzend spielte Brigstocke mit seiner dicken, schwarzen Brille.
    Es war warm im Büro. Der Frühling machte sich bereits bemerkbar, aber die Heizkörper liefen noch auf vollen Touren, als wäre es Dezember.
    Thorne stand auf und zog seine braune Lederjacke aus. »Kommen Sie, Russell, Sie wissen ganz genau, was Sache ist. Ich habe seit beinah sechs Monaten an keinem heißen Fall mehr gearbeitet.«
    Sechs Monate war es her, seit er undercover in den Straßen Londons ermittelt und versucht hatte, den Mann zu fassen, der drei Obdachlose totgetreten hatte. Sechs Monate hatte er seither damit verbracht, häuslichen Gewaltdelikten nachzugehen, Beweisketten auf ihre Schlüssigkeit zu überprüfen und Prozessunterlagen zu kontrollieren. Sechs Monate, die man ihn aus der Schusslinie gehalten hatte.
    »Der Fall ist heiß, sehr heiß«, erklärte Brigstocke.
    Thorne setzte sich

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