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Tom Thorne 09 - Das Geständnis des Toten

Titel: Tom Thorne 09 - Das Geständnis des Toten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mark Billingham
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ein Kinderwagen im Gang und ein Laufstall vor dem Fernseher standen, würde es noch um einiges enger werden.
    »Ich fahr vielleicht rüber zu Jenny.«
    »Gut.«
    Helen lächelte und nickte, dabei war ihr klar, dass er das überhaupt nicht gut fand. Paul hatte sich nie mit ihrer Schwester verstanden. Und es hatte nicht gerade geholfen, dass Jenny vor ihm von dem Baby erfahren hatte.
    Und noch ein paar andere Dinge wusste.
    Sie ging mit dem Toast zum Tisch. »Bist du schon dazu gekommen, mit dem Arbeitnehmervertreter zu reden?«
    »Weshalb denn?«
    Helen fiel beinahe das Messer aus der Hand, als sie seinen Blick sah.
    Die Metropolitan Police gab ihren weiblichen Angestellten dreizehn Wochen Mutterschaftsurlaub, aber bei den Vätern waren sie weniger großzügig. Paul hätte sich – zumindest, wenn es nach ihr gegangen wäre – schon längst darum kümmern sollen, mehr als die fünf Tage bezahlten Urlaub zu bekommen, die ihm zustanden.
    »Du hast gesagt, du kümmerst dich darum. Du möchtest den Urlaub.«
    Er lachte hohl. »Wann hab ich das gesagt?«
    »Bitte …«
    Kopfschüttelnd rührte er mit dem Löffel in seinem Müsli herum, als suche er nach einem Plastikspielzeug. »Der hat Wichtigeres zu tun.«

    »Klar.«
    » Ich hab Wichtigeres zu tun.«
    Paul Hopwood arbeitete als Detective Sergeant bei der Kriminalpolizei, in einem CID-Team ein paar Meilen nördlich von Kennington. In einer Intelligence Unit. Was das anging, kannte er jeden Witz.
    Helen merkte, wie sie errötete. Sie wollte losbrüllen, konnte aber nicht. Stattdessen sagte sie: »Tut mir leid.«
    Paul ließ den Löffel sinken und schob die Müslischüssel weg.
    »Ich versteh einfach nicht …« Helen sprach den Satz nicht zu Ende, Paul hörte ohnehin nicht zu. Oder er tat zumindest so. Er hatte die Müslipackung in der Hand und studierte noch immer aufmerksam die Rückseite, als sie ihren Stuhl zurückschob.

    Als Paul gegangen war und sie das Frühstücksgeschirr weggeräumt hatte, duschte sie. Sie blieb in der Dusche, bis sie zu weinen aufgehört hatte. Dann zog sie sich langsam an. Der BH war riesig, der Slip praktisch, darüber ein Sweatshirt und eine weiße Jogginghose. Nicht dass sie eine große Wahl gehabt hätte.
    Sie hockte sich vor die Glotze, bis sie das Gefühl hatte, ihr Gehirn würde flüssig. Sie schaltete den Fernseher aus und setzte sich mit den Immobilienseiten des Lokalanzeigers aufs Sofa.
    West Norwood, Gipsy Hill, Streatham. Herne Hill, wenn sie sich ins Zeug legten. Und Thornton Heath, wenn sie keine andere Wahl hatten.
    Wichtigeres …
    Sie überflog die Seiten, malte einen Kreis um ein paar Angebote, die infrage kamen. Jedes Haus zehn- oder fünfzehntausend teurer, als sie eigentlich zahlen wollten. Sie würde um
einiges schneller wieder arbeiten müssen als geplant. Jenny hatte angeboten, ihr mit dem Kleinen zu helfen.
    »Du bist bescheuert, wenn du dich auf Paul verlässt«, hatte Jenny gemeint. »Egal, wie lange er frei bekommt.«
    Direkt wie immer, ihre kleine Schwester, und es ließ sich nur schwer was dagegen einwenden.
    »Wenn das Baby erst mal da ist, ist er bestimmt super.«
    »Und wie bist du dann?«
    Die Musik oben wurde lauter. Sie musste Paul sagen, dass er mit dem Typen mal reden sollte. Sie ging ins Schlafzimmer und setzte sich, um irgendwas mit ihren Haaren zu machen. Männer, die meinten, Schwangere hätten was »Strahlendes«, mussten eine Schraube locker haben. Genauso wie Leute, die glaubten, sie könnten ihr den Bauch tätscheln, wann immer es ihnen in den Sinn kam. Sie schluckte, es schmeckte sauer. Sie konnte sich nicht daran erinnern, wann Paul ihn zum letzten Mal hatte berühren wollen.
    Die Küsschen-in-der-Tür-Phase hatten sie hinter sich, klar, aber sie hatten auch einiges andere abgeschlossen. Sie gab ja zu, ihr war nicht besonders nach Sex zumute, aber so wie die Dinge standen, war es besser so. Anfangs war sie ganz wild darauf gewesen, wie viele Frauen in den ersten Wochen der Schwangerschaft, wenn man den Büchern glauben durfte. Doch Paul verlor ziemlich schnell das Interesse. Auch das war nicht ungewöhnlich, hatte sie gelesen. Die Gefühle der Männer änderten sich, sobald diese ganze Mutterschaftssache kam. Es fiel ihnen schwer, ihre Partnerin noch wie früher zu sehen, sie zu begehren , selbst wenn sie noch keinen Bauch hatte.
    Bei ihnen war das noch viel komplizierter, aber vielleicht spielte auch das mit rein.
    »Der kleine Scheißer will bestimmt nicht, dass ich ihn ins Auge pikse«, hatte

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