Tony Mendez 01 - Schwärzer als der Tod
Sie hier zu sehen«, sagte Anne. »Wir haben heute keine abgetrennten Körperteile vorzuweisen.«
»Freut mich für Sie. Wie war Ihr Tag?«
»Ich erwäge, mit dem Trinken anzufangen - aber nur, weil es billiger und gesellschaftsfähiger ist als Heroin.«
»Und legal«, fügte er hinzu. »Vorausgesetzt, Sie verzichten darauf, anschließend schwere Maschinen zu bedienen. Brauchen Sie Hilfe? Ich kann einen VW genauso gut fahren wie jeder andere.«
»Hallo! Ich bin Francis Goodsell. Der Mann an Annes Seite und ihr bester Freund auf der ganzen weiten Welt.«
Anne merkte, dass sie errötete, als Franny zwischen sie trat und Leone die Hand schüttelte.
Vince grinste. »Freut mich, Sie kennenzulernen, Francis. Vince Leone. Annes Möchtegernverehrer.«
»Wie kommt es, dass ich Sie noch nie in der Stadt gesehen habe?«, fragte Franny. »Ich kenne in Oak Knoll wirklich jeden, den es sich zu kennen lohnt.«
»Ich bin viel auf Reisen«, sagte Vince.
»Inland oder Ausland?«
»Franny …«, presste Anne zwischen den Zähnen hervor.
Vince schien es Spaß zu machen, das Spiel mitzuspielen. »Beides.«
»Ein Weltreisender in geheimer Mission«, sagte Franny. »Das gefällt mir. Und Sie haben ehrliche Absichten?«
»Franny!«
»Auf jeden Fall.«
Franny runzelte die Stirn. »Also, dagegen müssen wir etwas tun. Das Mädel braucht dringend ein bisschen Spaß.«
Anne drehte ihn an den Schultern herum und gab ihm einen Schubs in Richtung Schulgebäude. »Auf Wiedersehen, Francis.«
Franny grinste sie über die Schulter so breit an, dass sich seine Augen zu zwei Schlitzen verengten. »Hat mich gefreut, Sie kennenzulernen, Vince!«
»Ganz meinerseits.«
Vince sah entschieden zu amüsiert aus, als Anne sich ihm wieder zuwandte.
»Gehen Sie ein Stück mit mir spazieren«, sagte er, legte seine Hand auf ihren Rücken und führte sie von der Schule weg die Straße hinunter. »Wollen Sie mir nicht zeigen, wo die Kinder die Leiche gefunden haben?«
»Kann das nicht Detective Mendez machen?«
»Er ist beschäftigt und nicht annähernd so hübsch.«
»Gibt es etwas Neues?«, fragte Anne und fiel neben ihm in Gleichschritt, ohne auf das Kompliment einzugehen. Er flirtete eben gern. Er konnte nicht anders. »Hat man die vermisste Frau inzwischen gefunden?«
Seine Hand an ihrem Rücken fühlte sich gut an, aber das hätte es nicht tun sollen. Sie mochte es eigentlich nicht, von Halbfremden angefasst zu werden, aber sie unternahm auch nichts, um ihn davon abzuhalten.
»Nein«, sagte er. »Noch nicht.«
»Aber Sie haben jemanden verhaftet, nicht wahr?«, fragte sie und sah zu ihm hoch. »Ich habe es heute Morgen in den Nachrichten gesehen.«
»Ja«, sagte er mit bewusst ausdrucksloser Miene.
»Aber?«
Er zog eine Augenbraue hoch. »Ich darf nicht über eine laufende Ermittlung sprechen.«
»Ach. Aber mit hineinziehen dürfen Sie mich.«
Er ging über den Vorwurf hinweg. »Haben Sie mit dem Jungen gesprochen?«
»Ja, und ich komme mir vor wie eine ekelhafte Schnüfflerin, danke der Nachfrage.«
»Ich hätte Sie nicht darum gebeten, wenn es nicht wichtig wäre, Anne.«
»Er glaubt, dass sein Vater an diesem Abend zu Hause war, weil sie sich donnerstags immer die Bill Cosby Show ansehen. Ein Junge und sein liebevoller Vater, die sich gemeinsam eine lustige Serie über eine glückliche Familie ansehen.«
»Was ist mit der Mutter?«
»Sie hat nichts für lustige Sendungen übrig. Jedenfalls wäre ich eher bereit zu glauben, dass sie eine Serienmörderin ist, und nicht ihr Mann.«
Er lachte. »Ich habe gehört, dass sie sich heute Morgen ein bisschen aufgeregt hat.«
»Ich habe diese Woche feststellen müssen, dass sich Janet Crane niemals nur ein bisschen aufregt.«
»Na so was, dabei war sie heute so reizend zu mir. Muss an meinem Charme und meinem umwerfend guten Aussehen liegen«, sagte er und grinste.
Annes Mund verzog sich zu einem leichten Lächeln. »Muss wohl so sein. Wir sind da.«
Die Stelle, an der die Leiche begraben gewesen war, war immer noch weiträumig mit gelbem Band abgesperrt. Vince duckte sich darunter hindurch und ging zu dem flachen Grab. Er blieb eine Zeit lang schweigend davor stehen, bevor
er sich mit ernstem Gesicht langsam um die eigene Achse drehte und die Umgebung musterte.
»Wie gut kennen Sie sich in diesem Park aus?«, fragte er.
»Ich bin ein paar Straßen weiter aufgewachsen.«
»Gibt es noch einen anderen Weg zu dieser Stelle als den, den wir gegangen sind?«
»Etwa zwanzig
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