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Tony Mendez 01 - Schwärzer als der Tod

Tony Mendez 01 - Schwärzer als der Tod

Titel: Tony Mendez 01 - Schwärzer als der Tod Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tami Hoag
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beugte sich zu ihm und streckte die Hand aus, um ihm über die Haare zu streichen. »Es tut mir leid, Dennis. Du darfst ruhig böse auf mich sein. Wir finden eine Lösung. Ich werde dir helfen, so gut ich kann.«
    Und wie wollte sie das anstellen? Vorausgesetzt, sie brachte ihn dazu, dass er ihr erzählte, was passiert war, was dann? Wenn ihre Vermutung richtig war, und sein Vater hatte ihn so sehr geschlagen, dass er nicht mehr sitzen konnte, was dann? Sie würde Frank Farman anzeigen und damit eine Lawine lostreten, unter deren Folgen Dennis und seine Familie noch mehr zu leiden hatten.
    »Du bist hier in Sicherheit, Dennis«, sagte sie leise. »Ich will, dass du das weißt. Du kannst jederzeit zu mir kommen und über alles mit mir reden, ganz egal was. Ich werde nicht böse auf dich sein. Ich werde dich nicht bestrafen. Ich werde dir einfach nur zuhören, und dann überlegen wir, was wir tun können.«
    Sein Schluchzen ließ nach und ging in Schniefen und Schluckauf über. Er wischte sich die Nase am Ärmel seines ohnehin schon schmutzigen Sweatshirts ab. Er wirkte verlegen.
Mit seinen elf Jahren - ein Jahr älter als seine Mitschüler - bewegte er sich bereits auf diese seltsame Grauzone zwischen Kindheit und Jugend zu, und das machte es nicht leichter für ihn.
    »Schon gut«, sagte Anne. »Das hier bleibt unter uns. Niemand erfährt etwas davon. Falls dich einer von den anderen fragt, was los war, dann sag einfach, ich hätte dich angebrüllt und dir eine Strafarbeit aufgegeben. Was hältst du von der Idee?«
    Er sah sie nicht an, aber er nickte. Anne stand auf und schob den Stuhl zurück an Codys Platz. »Gut. Dann geh jetzt aufs Klo und wasch dir das Gesicht, und danach gehst du zum Essen.«
    Von seiner Aggressivität war nichts mehr übrig. Er verstaute das Heft in seinem Tisch und verließ das Klassenzimmer.
    Anne sah ihm nach und beschloss, es dabei bewenden zu lassen. Sie würde nicht weiter in ihn dringen. Er konnte darüber nachdenken, sich hoffentlich dafür entscheiden, ihr zu vertrauen, und mit seiner Geschichte zu ihr kommen, wenn er so weit war.
    Das war entweder eine gute Idee, oder sie war ein Feigling. Sie hatte keine Ahnung. Falls sie nicht nachhakte, falls er es ihr nicht erzählte, was würde dann beim nächsten Mal passieren, wenn sein Vater ihn wegen irgendetwas bestrafte?
    Sie wünschte, Mendez würde auf ihre Anrufe reagieren. Er könnte mit Frank Farman reden, und sie müsste sich nicht mehr den Kopf über ihn zerbrechen.
    Plötzlich streifte sie ein Gedanke, und sie drehte sich wieder um und blickte auf Dennis’ Tisch. Es verursachte ihr zwar leichte Gewissensbisse, dennoch öffnete sie die Klappe und betrachtete Dennis’ Heft, das noch auf der Seite aufgeschlagen war, auf der er zuletzt herumgekritzelt hatte.

    Das Papier war feucht von seinen Tränen, und bei einigen der Zeichnungen, die an große, zornige Blitze erinnerten, war die Tinte verschmiert. Sie blätterte zurück zu der Seite, auf der er den ganzen Vormittag herumgemalt hatte, und das Blut gefror ihr in den Adern.
    Dennis hatte beinahe die ganze Seite mit kindlichen Zeichnungen von nackten Frauen mit einem Messer in der Brust gefüllt.

26
    »Erzählen Sie mir etwas über Deputy Farman«, sagte Vince, bevor Mendez sich nach seinem Befinden erkundigen konnte.
    Sie gingen über den Parkplatz zu seinem Auto, das im Schatten einer Eiche stand. Vince stieg ein und öffnete das Fenster, um frische Luft und die Gerüche der Landschaft hereinzulassen.
    »Ein wahrer Korinthenkacker und ganz die alte Schule«, sagte Mendez.
    »Das ist kaum zu übersehen. Ich hatte übrigens gleich das Gefühl, dass Sie beide sich vermutlich nicht besonders oft zum Bowling oder auf ein Bier in der Kneipe treffen. Können Sie mir noch mehr sagen?«
    »Exsoldat. War in Vietnam. Er macht das hier schon ein bisschen länger als ich. Dixon hat ihn aus dem L. A. County geholt.«
    »Sie kennen sich also von früher.«
    »Ja.«
    »Wenn Dixon ihn hierhergeholt hat, dann muss er ein guter Polizist sein.«
    »Ja. Haufenweise Empfehlungen. Aber er ist ein Pedant.
Wenn Sie auch nur drei Stundenkilometer zu schnell fahren, zieht er Sie raus und verpasst Ihnen einen Strafzettel. Da kennt er nichts. Vorschriften gehen ihm über alles. Die Uniform geht über alles.«
    »Ein harter Brocken.«
    »Das kann man wohl sagen.«
    Mendez ließ den Motor an und stellte die Klimaanlage höher.
    »Er mag mich nicht«, gab er zu. »Für ihn bin ich ein Schnösel, der von den

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