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Tony Mendez 02 - Eine verräterische Spur

Tony Mendez 02 - Eine verräterische Spur

Titel: Tony Mendez 02 - Eine verräterische Spur Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tami Hoag
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herrufen? Klaustrophobie oder so?«
    »Bei manchen Leuten schon«, stimmte Vince ihm zu. »Andere fühlen sich im Käfig sicherer als außerhalb des Käfigs. Zahn braucht Kontrolle und Ordnung. Wenn er in Panik gerät, weil er das Gefühl hat, die Kontrolle zu verlieren, versteckt er sich vermutlich, und je kleiner das Versteck, desto besser.«
    »Ach so«, sagte Rudy Nasser. »Ich habe ihn in seinem Büro im College ein paarmal unterm Schreibtisch entdeckt. Das fand ich höchst verwunderlich.«
    »Jetzt verstehen Sie es vielleicht. Wahrscheinlich hat er sich völlig überfordert gefühlt. Wir müssen überall suchen, wo sich ein Mensch verstecken könnte. Wirklich überall. Schränke, Kommoden, in den Kühlschränken im Hof. Überall.«
    Nasser gab den Code am Tor ein, und sie machten sich auf die Suche. Mendez, Hicks und zwei Deputys nahmen sich das Haus vor. Vince ging mit Nasser die Kühlschränke und Gefriertruhen im Hof durch.
    »Ich habe schon länger gedacht, dass Zanders Zuneigung zu dieser Frau zu nichts Gutem führt«, bekannte Nasser. »Aber mit so was hätte ich dann doch nicht gerechnet.«
    »Warum waren Sie eigentlich so gegen die Freundschaft mit Marissa?«
    »Wenn sie zusammen waren oder er über sie sprach, schien er nicht mehr bei sich zu sein. Verträumt wie von einem anderen Stern – wobei Zander natürlich immer irgendwie so wirkt, als käme er von einem anderen Stern. Ich bemühe mich sehr, ihn hinsichtlich seiner Arbeit bei der Stange zu halten. Aber sobald es um sie ging, verwandelte sich sein Kopf in einen Heliumballon, und er driftete davon.«
    »Glauben Sie, dass er verliebt in sie war?«
    »Ja, und den Zahn hätte sie ihm wirklich ziehen sollen.«
    »Haben Sie jemals ein Foto von Zanders Mutter gesehen?«, fragte Vince.
    »Nein, warum?«
    »Ich könnte wetten, dass seine Mutter und Marissa sich ähneln.«
    »Glauben Sie, er sah seine Mutter in ihr?«, fragte Nasser. Die Vorstellung schien ihm unheimlich zu sein.
    »Ja, aber nicht in einem ödipalen Sinn. Für Zander stellte Marissa vielleicht etwas dar, was seine Mutter gerade nicht war.« Vince öffnete den Deckel einer riesigen Gefriertruhe und sah hinein. Gähnende Leere.
    »Ich kannte Marissa natürlich nicht«, fuhr er fort, »aber nach dem, was die Leute erzählen, war sie eine wunderbare Mutter und eine sehr nette, lebhafte Frau, die offen war für alles um sie herum. Zanders Mutter dagegen war manisch-depressiv, hat ihren Sohn wegen seines Andersseins misshandelt und ihn in einen Schrank gesperrt, wenn sie keine Lust hatte, sich um ihn zu kümmern.«
    »Das mit seiner Mutter habe ich nicht gewusst«, sagte Nasser.
    »Nein, woher auch. Sie als gesunder, junger Mann mit einem Auge für schöne Frauen sahen in Marissa Fordham natürlich ein sexuell attraktives Wesen. Zander hat einen anderen Blick auf seine Mitmenschen. Ich glaube, er sah in Marissa die Mutter, die unabhängige Frau, die das Leben liebte und vor nichts Angst hatte.«
    »Das Leben macht Zander Angst«, sagte Nasser. »Er fürchtet sich vor allem – außer vor Zahlen.«
    »Zahlen verbrennen einen ja auch nicht mit Zigaretten, nur weil man ein bisschen anders ist.«
    Mendez rief von der Haustür: »Vince, das musst du dir ansehen!«
    »Hast du etwas gefunden, was dieses Zimmer mit den künstlichen Gliedmaßen noch übertrifft?«, fragte Vince, als sie hineingingen.
    »Nein, aber vielleicht etwas, das das Zimmer erklärt.«
    Sie betraten Zahns Küche, und Mendez deutete auf einen Besenschrank, in dem sich prall gefüllte weiße Abfalltüten stapelten. Er öffnete eine und hielt sie Vince hin.
    Medikamentenschachteln. Volle Medikamentenschachteln. Vince zog ein paar davon heraus, hielt sie auf Armeslänge von sich weg und las mit zusammengekniffenen Augen die Aufdrucke.
    Antidepressiva, Medikamente gegen Panikattacken, ein neues Medikament, von dem er kürzlich in einem Artikel über Zwangsstörungen gelesen hatte.
    »Der Schwachkopf hat seine Medikamente nicht genommen«, sagte Mendez. »Mag ja sein, dass du ihn gestern in den Wahnsinn getrieben hast, aber viel hat da meiner Meinung nach sowieso nicht mehr gefehlt.«
    »Oh Mann …« Vince seufzte und schüttelte den Kopf.
    »Dieses Zeug soll ihm helfen«, sagte Mendez. »Warum nimmt er es dann nicht, wo er doch so ein Genie ist?«
    »Vielleicht hat er unter den Nebenwirkungen gelitten. Vielleicht hat er seinem Arzt nicht über den Weg getraut und gedacht, er wolle ihn vergiften. Oder seine Störung hat es

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