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Tony Mendez 02 - Eine verräterische Spur

Tony Mendez 02 - Eine verräterische Spur

Titel: Tony Mendez 02 - Eine verräterische Spur Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tami Hoag
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Darren und Zander.«
    »Nicht Daddy Zander?«, fragte Vince.
    Haley schüttelte den Kopf. »Nein. Zander.«
    Anne spürte, wie die Spannung von ihr abfiel. Die Detectives brauchten zwar dringend eine positive Identifizierung, aber sie war dennoch froh, dass Haley auf den Fotos nicht den Mann erkannt hatte, der sie gewürgt und beinahe erstickt hatte.
    »Ist der böse Daddy dabei?«, fragte Vince.
    Haley ignorierte ihn und wandte sich stattdessen an Anne. »Mommy Anne, liest du mir eine Geschichte vor?«
    »Natürlich, mein Schätzchen. Gleich. Leg dich schon mal hin, ich bin sofort zurück.«
    »Lässt du das Licht an?«
    »Selbstverständlich.«
    »Der böse Daddy kommt, wenn die Lichter aus sind.«
    »Der böse Daddy kann nicht in dieses Haus kommen«, sagte Anne und sammelte die Fotos ein.
    Sie folgte Vince auf den Flur und zog Haleys Tür bis auf einen Spalt zu.
    Mendez sprang auf und sah ihnen gespannt entgegen.
    Vince schüttelte den Kopf. »Fehlanzeige. Vielleicht war es so dunkel, dass sie den Mörder nicht erkennen konnte. Oder sie bringt ihn nur mit dem bösen Daddy zusammen, wenn er ganz in Schwarz gekleidet ist.«
    »Außerdem verändert sich das Gesicht eines Menschen im Moment mörderischer Wut komplett«, merkte Anne leise an. »Ich erinnere mich, wie Peter Crane aussah, als er über mich hergefallen ist und mich gewürgt hat. Seine Augen waren ausdruckslos und kalt, und sein Gesicht wirkte viel kantiger. Er sah weder wie Tommys Vater aus noch wie der beliebteste Zahnarzt der Stadt oder auch nur wie der Mann, der eine Minute zuvor an meiner Tür erschienen war. Es war, als hätte er eine Maske getragen und sie abgenommen und jetzt würde ich sein wahres Gesicht sehen.«
    Vince legte einen Arm um ihre Schulter und zog sie an sich, damit sie spürte, dass er da war und sie beschützte.
    »Haley hat denjenigen, der sie verletzt hat, vielleicht nicht erkannt, weil es kein Mensch war«, fuhr sie fort, »sondern ein Ungeheuer.«
    Mendez seufzte frustriert. »Ich sollte meine Mutter anrufen und sie bitten, eine Kerze für Gina Kemmer anzuzünden, weil sie jetzt die Einzige ist, die den Kerl identifizieren kann.«
    Gute Idee, dachte Anne, als sie zurück in Haleys Zimmer ging. Schon das kurze Sprechen über ihre Erlebnisse hatte gereicht, um das schreckliche Bild von Peter Cranes Gesicht in jener Nacht wieder mit solcher Klarheit wachzurufen, dass ihr die Angst in die Glieder fuhr. Ihr Herz raste, und sie fühlte sich plötzlich ganz schwach.
    Wenn Haley das doch erspart bliebe …
    »Komm, heute denken wir uns eine Geschichte aus«, sagte sie und setzte sich neben ihren kleinen Schützling.
    Haley kuschelte sich an sie, den Daumen bereit. Anne strich ihr die Haare zurück, küsste sie auf die Stirn und fing an.
    »Es war einmal ein Land, da gab es keine Ungeheuer und keine gemeinen Menschen und auch keine bösen Daddys …«
    Nachdem Haley eingeschlafen war, schlich Anne aus dem Zimmer und tappte auf Socken die Treppe hinunter. Bis auf die leisen rauchigen Saxophonklänge aus Vinces Arbeitszimmer war es still im Haus. Er saß im Schein der Schreibtischlampe in dem sonst dunklen Zimmer und sah konzentriert auf die Notizen, die er sich gemacht hatte.
    Er blickte auf, lächelte, nahm seine Lesebrille ab und legte sie auf den Tisch. Er wirkte müde. Anne ging zu ihm und fuhr mit den Fingern durch sein dichtes Haar.
    »Komm ins Bett, Daddy Vince«, sagte sie.
    »Hm …« Er presste seine Wange an ihre Brust und seufzte. »Ich bin todmüde, fix und fertig … Und doch will ich dich, Mrs Leone.«
    Er zog ihren Kopf zu sich herunter und küsste sie, ein sanfter, verführerischer Kuss.
    »Aber …?«, fragte Anne, als er sich viel zu schnell wieder von ihr löste.
    »Aber … ich will noch einmal meine Notizen durchgehen. Ich werde einfach das Gefühl nicht los, dass die Antwort irgendwo da drin steckt und ich sie bloß nicht sehe.«
    »Vielleicht hast du nur zu lange daraufgestarrt.«
    »Du meinst, ich sehe den Wald vor lauter Bäumen nicht? Vielleicht. Vielleicht liegt des Rätsels Lösung direkt vor meiner Nase. Ich habe ein schlechtes Gewissen wegen Zahn«, bekannte er. »Ich hätte ihn nicht so unter Druck setzen sollen. Ich habe Angst, dass ich etwas in ihm ausgelöst habe, das sich nicht mehr stoppen lässt.«
    Anne fuhr mit dem Daumen über die Prellung in seinem Gesicht, die er Zander Zahn zu verdanken hatte. »Wir können die wunden Punkte anderer nicht kennen. Oft kennen wir nicht einmal unsere eigenen, bis

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