Tony Mendez 02 - Eine verräterische Spur
fragte Mendez.
Quinn schüttelte den Kopf. »Nein. Marissa war ein Freigeist. Sie hat das Leben geliebt. Sie hat ihre Tochter geliebt. Sie brauchte keinen Mann, um glücklich zu sein.«
»Und finanziell?«, fragte Hicks. »Sie hatte ein hübsches Haus. Das dürfte einiges gekostet haben. War sie als Künstlerin so erfolgreich?«
»Sie hat mit ihren Bildern ganz ordentlich verdient, aber ich glaube, dass sie das Geld eigentlich gar nicht gebraucht hat«, sagte Quinn. »Ihre Familie hat anscheinend Geld.«
»Was wissen Sie über ihre Familie?«
»Ostküste. Rhode Island, wenn ich mich richtig erinnere. Sie hat nie von denen gesprochen. Das schien ein wunder Punkt zu sein.«
»Waren Sie auch ihr Anwalt?«, fragte Mendez.
»Nein. Steve hat ihr geholfen, einen Treuhandfonds für ihre Tochter einzurichten. Damit war die geschäftliche Verbindung zu unserer Kanzlei aber auch schon erschöpft.«
»War er ebenfalls mit ihr befreundet?«, fragte Mendez und überlegte, warum Sara die Bekanntschaft ihres Mannes mit dem Opfer nicht erwähnt hatte. Aber eigentlich sollte er nicht überrascht sein. Ihre Eheprobleme waren durch polizeiliche Ermittlungen schon einmal unbarmherzig ans Licht gezerrt worden. Warum sollte sie es noch einmal so weit kommen lassen?
Quinn runzelte die Stirn. »Er hat nicht mit ihr geschlafen, falls Sie das meinen.«
»So wie er nicht mit Lisa Warwick geschlafen hat?«, fragte Mendez provozierend.
»Es gab nie einen Beweis dafür, dass er eine Affäre mit Lisa hatte.«
»Es verstößt nicht gegen das Gesetz, die Ehefrau zu betrügen«, sagte Mendez und merkte, dass ihm bald der Kragen platzte. »Keine Sorge: Wir haben nicht vor, Steuergelder zu verschwenden, um den Mann als Ehebrecher zu überführen. Aber wie er sich in der Warwick-Sache verhalten hat, spricht nicht gerade für seinen Charakter, oder?«
»Steve ist ein guter Mensch«, sagte Quinn mit Nachdruck und lehnte sich in seinem Sessel zurück – wie um sich zu entziehen. »Er arbeitet schwer. Er leistet seinen Beitrag für die Gemeinde. Er ist ein wunderbarer Vater.«
»Er ist bloß kein guter Ehemann«, sagte Mendez. »Aber ich nehme an, jeder hat seine Schwächen.«
»Ich verstehe den Sinn dieses Gesprächs nicht, Detective«, sagte Quinn. Er stützte die Arme auf die Lehnen seines Sessels und legte die Fingerspitzen aneinander – errichtete unbewusst eine Barriere zwischen ihnen. »Jemand hat Marissa Fordham umgebracht. Ich war es nicht, und Steve war es auch nicht. Sie sollten sich woanders umsehen.«
»Ist er heute da?«, fragte Mendez.
»Ich glaube, er ist in einer Besprechung mit einem Klienten.«
Und wenn nicht, dann würde Don Quinn gewiss dafür sorgen, dass es so aussah. Mendez wäre jede Wette eingegangen, dass er zum Telefon greifen und seinen Partner anrufen würde, kaum dass Hicks und er die Tür hinter sich zugemacht hatten.
Er warf einen Blick auf seine Uhr. 4 Uhr 42. Bald Feierabend. Steve Morgan würde das Büro verlassen und nach Hause fahren – oder woandershin.
Mendez stand auf. »Danke, dass Sie uns Ihre Zeit geopfert haben, Mr Quinn.«
»Wenn Ihnen noch etwas einfällt, wovon Sie glauben, dass es uns bei unseren Ermittlungen helfen könnte, rufen Sie bitte an«, sagte Hicks und legte seine Karte auf den Schreibtisch.
»Was hast du eigentlich dauernd mit Steve Morgan?«, fragte Hicks auf dem Weg zu ihrem Auto, das ein Stück die Straße hinunter stand.
»Sein Verhalten geht mir gegen den Strich«, sagte Mendez. »Er hat eine wunderbare Frau, eine wunderbare Tochter, ein wunderbares Heim, und was tut er? Er vögelt in der Gegend rum. Ich hatte nie den geringsten Zweifel, dass er mit Lisa Warwick geschlafen hat – die schließlich ermordet wurde. Und jetzt gibt es eine Verbindung zwischen ihm und Marissa Fordham – ebenfalls ermordet.«
»Peter Crane hat Lisa Warwick ermordet«, hielt Hicks dagegen.
»Ich weiß. Ich mag nur solche Zufälle nicht.«
»Du magst nur Steve Morgan nicht.«
»Nein. Du etwa?«
»Er ist mir egal. Für mich ist er bloß ein weiterer Name auf der Liste der Leute, mit denen wir reden müssen.«
»Dann wollen wir das mal tun«, sagte Mendez und stieg ins Auto.
»Willst du hier auf ihn warten?«, fragte Hicks. »Sollen wir zurückgehen und uns vor seinem Büro postieren?«
»Nein. Ich würde ja vorschlagen, dass wir vor seinem Haus warten, aber wer sagt uns, dass er nach der Arbeit nach Hause fährt? Lass ihn uns am Hintereingang abfangen, wenn er rauskommt.«
Sie mussten
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