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Tony Mendez 02 - Eine verräterische Spur

Tony Mendez 02 - Eine verräterische Spur

Titel: Tony Mendez 02 - Eine verräterische Spur Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tami Hoag
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eines Deputy aus dem Büro des Sheriffs, zur Waise geworden.
    Wenige Stunden vor dem Selbstmord seines Vaters hatte Dennis einen Klassenkameraden mit einem Messer niedergestochen, einen kleinen Jungen, der sein einziger Freund gewesen war. Cody Roache hatte sich wieder erholt. Es blieb abzuwarten, ob Dennis sich jemals so weit erholen würde, dass er ein halbwegs normales Leben führen konnte.
    Vince glaubte das nicht. Seiner Erfahrung nach konnte man Kindern, die so kaputt waren wie Dennis, nicht mehr helfen. Anne hoffte, dass er unrecht hatte.
    Vielleicht war sie doch ein bisschen naiv.
    Sie sagte lieber hoffnungsvoll dazu.
    Übergangsweise hatte man Dennis in das psychiatrische Bezirkskrankenhaus eingewiesen. Das war zum Teil ihre Schuld, dachte Anne. Sie war diejenige gewesen, die ihn vor einer Jugendstrafe zu bewahren versuchte, indem sie ins Feld führte, dass er krank sei und Hilfe brauche.
    Unter anderem wegen Dennis Farman hatte sie ihre Stelle an der Schule aufgegeben, um ihren Abschluss in Kinderpsychologie nachzuholen. Seinetwegen hatte sie einen Lehrgang besucht, um sich vom Gericht als Verfahrenspflegerin für Kinder bestellen lassen zu können. Er brauchte einen Fürsprecher und jemanden, der ihm erklärte, was mit ihm passierte.
    Mochte er auch gestört sein, mochte er auch schuldig sein, er war in erster Linie ein kleiner Junge, der niemanden mehr auf der Welt hatte, der sich für ihn einsetzte. Anne hatte sich dazu entschlossen, diese Aufgabe zu übernehmen.
    Nicht, dass sie diese Aufgabe unbedingt gewollt hätte. Nicht, dass sie Dennis Farman mochte. Man konnte ihn nicht mögen. Das Verbrechen, das er begangen hatte, war schrecklich und grausam. Sie konnte nur einfach nicht dabei zusehen, wie man ein Kind für alle Zeiten abschrieb.
    Vince war nicht gerade glücklich darüber. Er machte sich Sorgen, dass die Aussichtslosigkeit des Unterfangens sie irgendwann frustrieren würde oder es ihr das Herz brach. Da ihr Mann einer der weltweit führenden Experten war, was das Denken und die Motivation von Verbrechern anging, Anne dagegen nur dieses eine wütende Kind kannte, hatte sie ihm wenig entgegenzusetzen.
    Es bestand kein Zweifel daran, dass Dennis das typische Verhalten eines Soziopathen zeigte, der nicht imstande war, Empathie für andere zu empfinden. Er war voller Wut über sein Schicksal. Anne vermutete, dass er Cody angegriffen hatte, damit ein anderer unter ebenso großen Schmerzen litt wie er selbst. Und um das Bild von ihm noch verworrener und komplizierter zu machen, wurde Dennis schon seit langem von finsteren, sexuell gefärbten Phantasien heimgesucht – was bei einem so jungen Menschen besonders beunruhigend war.
    »Sie denken, dass ich spinne. Das weiß ich ganz genau. Das denken alle. Alle hassen mich.«
    »Ich hasse dich nicht, Dennis. Niemand hasst dich. Die Leute sind nur aufgebracht über das, was du Cody angetan hast.«
    Er blickte sie finster an, dann sah er auf den Tisch und zeichnete mit seinem Daumen Figuren darauf. Anne fragte sich, was ihm durch den Kopf ging. Nie würde sie den Tag vergessen, an dem sie die Bilder in Dennis’ Heft entdeckt hatte, Zeichnungen nackter Frauen mit Messern in der Brust. Da hatte sie das erste Mal begriffen, was die Wendung »das Blut gefriert einem in den Adern« wirklich meint.
    »Er lebt doch noch«, sagte Dennis. »Was soll die Aufregung?«
    »Was würdest du denken, wenn er gestorben wäre?«
    Er zuckte gleichgültig mit den Schultern, was sie erschreckt hätte, hätte sie dieses Gespräch nicht schon öfter mit ihm geführt. »Warum hast du das getan, Dennis?«, fragte sie.
    Dennis verdrehte die Augen. »Das fragen Sie mich dauernd. Ich hab’s Ihnen doch schon gesagt: einfach so. Ich wollte einfach mal ausprobieren, wie das ist.«
    Sie hatte ihn nie gefragt, wie es war, wenn man seinem einzigen Freund ein Messer in den Bauch rammte. »Hast du deine Hausaufgaben gemacht?«, fragte sie.
    »Warum?«, erwiderte er aufmüpfig. »Stecken Sie mich sonst ins Gefängnis? Oder in die Klapse?«
    »Ich werde gar nichts tun. Aber willst du etwa die fünfte Klasse wiederholen, wenn du hier rauskommst?«
    Sie hatte es freiwillig übernommen, ihn zu unterrichten. Niemand sonst hatte sich dazu bereit erklärt.
    »Ich komm hier sowieso nicht mehr raus«, sagte er. »Oder ich gehe ins Gefängnis. Gefängnis ist vielleicht ganz cool.«
    »Warum glaubst du das?«
    »Weil da Mörder drin sind.«
    Anne stützte das Kinn in die Hand und saß einen Moment

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