TOP SECRET - Die Sekte
Fingerabdrücke keinem der in ihrer Datenbank erfassten Kriminellen zuordnen.
Die Analysten des MI5 hatten die Untersuchung fast abgeschlossen und die Hoffnung bereits aufgegeben, als einer ihrer Mitarbeiter eine alte Kreditkartenabrechnung in Cox’ Brieftasche analysierte. Die Kreditkartennummer gehörte zu keiner von Cox’ Karten.
Die Spur der mysteriösen Karte führte zu einer Gesellschaft namens Lomborg Financial aus Brisbane. Die Abrechnung bezog sich auf ein Mittagessen sechs Tage zuvor in einem Restaurant in Brisbane. Der australische Geheimdienst (ASIS) begann diskrete Nachforschungen.
Das Restaurant besaß noch die Bänder der Überwachungskameras vom fraglichen Nachmittag. Sie zeigten Barry Cox’ Treffen mit Arnos Lomborg, dem Vorsitzenden von Lomborg
Financial. Am Ende des Essens zahlte Lomborg mit seiner Kreditkarte. Cox gab ein Trinkgeld in bar und steckte aus Versehen den Kartenbeleg ein.
Da andere Anhaltspunkt fehlten, begann sich ASIS mit Lomborg Financial zu befassen. Das Familienunternehmen beschäftigt 30 Angestellte und hat kaum ein Dutzend Klienten. Lombergs größter Kunde ist eine reiche und verschwiegene religiöse Sekte, die sich die Survivors nennt.
Als ASIS begann, diese Geschäftsbeziehung zu untersuchen, zeigte sich, dass Lomborg Financial Anteile und Aktien durch andere Börsenmakler kaufen ließ, um seine Aktivitäten zu verschleiern. Es stellte sich außerdem heraus, dass das Investment-Portfolio der Survivors innerhalb von vier Jahren um mehr als 1000 Prozent gewachsen war. Diese außerordentlichen Profite ließen darauf schließen, dass die Survivors irgendeine Art von illegalem Insiderwissen besaßen. Bald wurde deutlich, dass die Investmentstrategie der Survivors mit Anschlägen von Help Earth in Verbindung stand.
So kauften die Survivors zum Beispiel am 27. Oktober 2004 Aktienanteile an venezolanischem Rohöl im Wert von vier Millionen Barrel. Drei Tage später zerstörte Help Earth eine Ölpipeline zwischen Venezuela und Brasilien. Der Preis für venezolanisches Rohöl stieg daraufhin um sechs Prozent, und der Profit für die Survivors betrug bei einer Investition von knapp 1 Million US-Dollar über 10 Millionen US-Dollar. Es fanden sich außerdem Beweise, dass die Survivors Profite in Höhe von 300 Millionen US-Dollar auf Überseekonten verschoben haben. Die wahrscheinlichste Erklärung dafür ist, dass die Sekte Help Earth finanziert.
Wie bei aller Geheimdienstarbeit ist es wichtig, so viele Informationen wie möglich zu sammeln, bevor man sein Zielobjekt wissen lässt, dass es unter Beobachtung steht. Es liegen zwar bereits genügend Beweise vor, um gegen Lomborg Financial und die Survivors wegen Betrug und Geldwäsche vorzugehen, doch ASIS und MI5 sind der Meinung, dass eine schnelle Operation die Gelegenheit verderben würde, tiefer ins Zentrum von Help Earth vorzustoßen und die Organisation vielleicht sogar ganz zu zerschlagen. ASIS hat Pläne ausgearbeitet, um in die Organisation der Survivors einzudringen. Die australischen Kollegen sind der Auffassung, dass eine Familie, die aus CHERUB-Agenten besteht, die besten Chancen hat, Misstrauen zu zerstreuen und die geheimnisvolle Sekte zu unterwandern.
KURZE GESCHICHTE DER SURVIVORS
1961 gab Joel Regan eine bescheidene Karriere als Vertreter für Verkaufsautomaten auf. Er kaufte eine leer stehende Kirche am Rand von Brisbane und begann, seine eigene Version des Evangeliums zu predigen.
Regan verkündete, Gott habe ihm offenbart, dass ein Atomkrieg bevorstehe und er im australischen Outback eine Arche bauen solle. Aus dieser Arche würden seine treuen Anhänger als einzige Überlebende des Krieges hervorgehen und eine neue Zivilisation begründen, ein christliches Paradies auf Erden.
Die meisten Leute erwarteten, dass die überspannten Auswüchse christlicher Werte und die Apokalypse-Androhungen des damals 38-Jährigen keine Resonanz finden würden,
doch sie hatten weder Regans Erfahrung als Verkäufer bedacht noch seine Ausbildung als Nachrichtenoffizier in der australischen Armee.
Einheimische, die aus Spaß zu Regans Treffen gingen, fanden sich dort häufig von attraktiven Mitgliedern des anderen Geschlechts umgeben, die sie baten, wiederzukommen, und viele von ihnen taten es. Außerdem öffnete Regan seine Kirche für verschiedene Gruppen innerhalb der Brisbaner Gemeinde wie alleinstehende und geschiedene Mütter, Kriegswitwen und Rekonvaleszenten.
Die Mitglieder dieser Gruppen waren oft einsame
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