Fuer immer 2 - die Liebe
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Das Faszinierende als Akhet ist, dass man sich an alles erinnert. Das Schlimme ist, dass man nichts vergessen kann.
Es ist aufregend, jeden Tag ein bisschen mehr über meine früheren Leben zu erfahren, zum Beispiel als Lady im England des 16 . Jahrhunderts oder dreihundert Jahre später als Cellistin in Italien. Trotzdem kann ich mir nichts Schöneres vorstellen als genau diesen Augenblick: Ich sitze hinter Griffon auf dem Motorrad, meine Arme sind um seine Hüften geschlungen und ich schmiege mich so eng an ihn, dass ich jeden seiner Muskeln spüre, wenn er den Gang wechselt und beschleunigt. Sein breiter Rücken schützt mich gegen den Fahrtwind, und so fliegen wir über den Asphalt des Great Highway, das Funkeln der Sonne auf den Wellen zu unserer Rechten, die Dünen und der Golden Gate Park zur Linken.
Ich hebe den Kopf und schaue über seine Schulter in den Rückspiegel. Unsere Blicke treffen sich und ich kann an seinen Augen erkennen, dass er lächelt, auch wenn der Rest seines Gesichts vom Helm verdeckt ist. Als er sich kurz zu mir umdreht, sehe ich durch das Visier die Narbe auf seiner Wange, und es versetzt mir einen Stich, denn sie erinnert mich daran, dass ich ihn beinahe für immer verloren hätte. Sie ist schon blasser geworden, doch selbst wenn sie eines Tages vielleicht sogar ganz verschwunden sein sollte – das werde ich niemals vergessen.
Wir halten an einer roten Ampel. Griffon stellt die Füße auf den Boden, um das Motorrad zu stabilisieren, dann greift er nach meiner Hand und drückt sie kurz. Wie immer spüre ich die Akhet-Schwingungen zwischen uns, mittlerweile gehören sie ganz selbstverständlich dazu. Diese kleinen Momente der Verbundenheit sind für mich das Schönste – wenn er kurz meinen Arm berührt oder meine Hand nimmt, während wir die Straße entlangschlendern –, diese kleinen, selbstverständlichen Gesten, die der Welt zeigen, dass wir zusammen sind. Die Ampel wird grün, Griffon legt den ersten Gang ein und ich schlinge meine Arme wieder ganz fest um seine Hüften, denn meistens fährt er ziemlich schnell. Trotzdem fühle ich mich bei ihm absolut sicher, denn ich weiß, er würde alles tun, damit mir nichts passiert – ein wunderbares Gefühl.
Als wir uns der Abfahrt zum Zoo nähern, tauchen plötzlich lauter bunte Dreiecke am klaren Himmel über uns auf. Schon als ich klein war, kam Dad mit mir hierher, um die Drachenflieger zu bestaunen. Jedes Mal, wenn sich wieder einer von den Klippen hoch über dem Strand hinunterstürzte und eine endlos lange Sekunde verging, ehe der Wind ihn auffing und hoch in den Himmel hinauftrug, konnte ich nur mit Mühe einen entsetzten Aufschrei unterdrücken. Heute gleite ich auf dem Motorrad unter ihnen dahin und bekomme zum allerersten Mal eine Vorstellung davon, was für ein irrer Kick es sein muss, einfach loszulassen und sich den Elementen hinzugeben in dem Wissen, dass man aufgefangen wird.
Wir rollen auf den Parkplatz am Zoo und Griffon hält das Motorrad fest, damit ich absteigen kann. Wie immer taste ich kurz nach dem Ankh, das an einer Kette um meinen Hals hängt. Fast vier Jahrhunderte hat es gedauert, bis ich es zurückbekommen habe, und ich will es auf keinen Fall verlieren. Es ist aus Silber und hat einen dunkelroten Rubin in der Mitte. Griffon hat auch eins, ein bronzenes, das er unter seinem Hemd an einem schwarzen Band trägt. Zwar sieht es anders aus als meins, aber die Bedeutung ist dieselbe – ewiges Leben.
Während ich warte, bis Griffon das Bike abgestellt hat, schaue ich mich ein wenig um und mein Blick fällt auf ein altes, ziemlich heruntergekommenes Gebäude hinter einem hohen Maschendrahtzaun. Als meine Augen über die rosafarbene Fassade und die Reste der aufwendigen Stuckverzierungen über den drei großen Türen wandern, durchläuft mich ein plötzlicher Schauer – ich kenne diesen Ort. Ich trete an den Zaun, kralle meine Finger in die Maschen und spähe hindurch. Es muss schon sehr lange leer stehen, denn die Außenwand ist übersät mit Graffiti, die irgendjemand versucht hat, notdürftig zu überpinseln. Ich schließe die Augen, mache mich auf das Schlimmste gefasst und warte auf den unwiderstehlichen Sog, der mich in eine andere Zeit, eine andere Gegenwart hineinzieht. Doch diesmal bleibe ich verschont, nur verschwommene Eindrücke und Bilder huschen durch meinen Kopf. Das ist für mich das Schwierigste am Übergang zum Akhet-Sein: niemals zu wissen, wann und wo mich plötzlich eine
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