TOP SECRET - Die Sekte
ausgeklügelten Zünder würden ihn im Handumdrehen in eine Bombe verwandeln: Man musste den Sprengstoff nur in Form kneten und dort anbringen, wo man ihn haben wollte - in einem Auto, unter einem Schreibtisch, irgendwo -, die Zünder hineindrücken, und fertig war die Bombe.
»Dafür hat irgendjemand viel Geld hingelegt«, bemerkte Kerry.
»Warum und wozu ist jetzt irrelevant, Kerry«, warnte Chloe betont ruhig. »Mach ein paar Fotos und verschwinde so schnell wie möglich.«
Kerry zog eine winzige Digitalkamera aus ihrer Jeans, legte die beiden Zünder, die aussahen wie ganz kleine Feuerwerkskörper, auf die Kommode und machte eine
Aufnahme. Während der Blitz neu lud, legte sie den Sprengstoff fürs Foto zurecht.
Plötzlich klingelte es an der Tür.
»Verdammt«, stieß Kerry hervor. »Chloe, wer ist das?«
In der Wohnung fünf Türen weiter klickte sich Chloe durch verschiedene Kameras, bis sie die fand, die im Flur positioniert war.
»Es ist Bruce«, sagte sie.
Kerry knipste schnell den Sprengstoff und begann, ihn hektisch wieder einzupacken.
»Was zum Teufel hat er vor?«
»Keine Ahnung«, meinte Chloe panisch. »Er muss vom Nachsitzen zurück sein und hat sich wohl entschieden, gleich zu den Xus zu gehen.«
»Hast du ihn nicht angerufen, um ihm zu sagen, was hier los ist?«
»Oh …«, machte Chloe erstickt. »Das hätte ich tun sollen, oder?«
Kerry war wütend, aber jetzt war keine Zeit, sich aufzuregen. Schnell wickelte sie die Plastiktüte um das Päckchen, schob es wieder unter die Socken und schloss die Schublade.
»Clyde und Rebecca sind in der Küche, an der Wohnungstür«, informierte sie Chloe.
Kerry versuchte nachzudenken, als sie hörte, wie Rebecca in der Küche die Tür öffnete. Die Küche war nur zwei Meter weiter, und es war unmöglich, aus Clydes Zimmer zu schlüpfen, ohne gesehen zu werden.
»Hi Rebecca«, grüßte Bruce in gestelztem Kanton-Chinesisch,
das sich während der sechs Wochen dieser Mission enorm verbessert hatte. »Ich dachte mir, du machst sicher mit Kerry Hausaufgaben. Ist sie hier?«
Rebecca nickte. »Wie war das Nachsitzen?«
»Ach, nicht besonders«, meinte Bruce achselzuckend. »Ich habe eine halbe Stunde meines Lebens damit vergeudet, mit verschränkten Armen auf eine Uhr zu starren.«
Clyde wirkte angesäuert, weil ihn das Türläuten vom Computer weggerissen hatte. »Wenn ich schon stehe, kann ich auch gleich pinkeln gehen. Ich hatte den Typen gerade am Arsch, als du gekommen bist.«
»Du kannst nicht, Kerry ist da drin«, sagte Rebecca. Doch da hatte Clyde die Tür zum Bad bereits geöffnet.
»Dann muss sie sich wohl die Toilette hinuntergespült haben. Hier drin ist niemand.«
Rebecca sah verwirrt drein, und Bruce kam der schreckliche Verdacht, dass er da gerade in irgendetwas hineingeplatzt war und Kerry die Tour vermasselte.
»Vielleicht ist sie nach Hause gegangen«, meinte er lahm.
Kerry in Clydes Zimmer wusste, dass sie etwas Verzweifeltes tun musste, als sie den Kopfhörer aus dem Ohr zog und wieder unter dem T-Shirt versteckte.
Rebecca öffnete ihre Zimmertür und sah hinein. »Kerry? Hmm, hier ist sie nicht.«
Kerry schob sich den kleinen Finger tief in die Nase und bohrte ihren Nagel so tief in das weiche Gewebe, dass es riss. Der Schmerz war entsetzlich, aber sie
schaffte es gerade noch, sich einen Stapel Papiertaschentücher aus der Box auf Clydes Nachttisch aufs Gesicht zu drücken, als Clyde eintrat.
»Was zum Teufel tust du hier?«
Als sich Kerry zu Clyde umdrehte, blies sie das Blut aus, das sich in ihrer Nase gesammelt hatte. Clyde sah geschockt zu, wie es ihr über die Lippen und das Kinn lief.
Rebecca trat hinter ihren Bruder. »Oh mein Gott, Kerry, was ist denn passiert?«
Kerry musste sich nicht anstrengen, um ihnen etwas vorzumachen. Die Verletzung, die sie sich zugefügt hatte, war blutig und äußerst schmerzhaft.
»Ich kriege leicht Nasenbluten. Als ich vom Klo kam, fing es plötzlich ziemlich stark an. Ich bin schnell in das Zimmer, um mir Taschentücher zu holen.«
Wenn Rebecca oder Clyde darüber nachgedacht hätten, hätten sie sich vermutlich gefragt, warum sich Kerry nicht einfach Toilettenpapier aus dem Bad genommen hatte, anstatt in ein ihr unbekanntes Zimmer zu gehen. Aber das blutverschmierte Gesicht mit dem schmerzverzerrten Ausdruck vor ihnen ließ sie nicht weiter nachdenken.
»Können wir etwas tun, Kerry?«, erkundigte sich Clyde.
»Ich glaube, ich gehe lieber heim«, verkündete Kerry den
Weitere Kostenlose Bücher