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Topas

Topas

Titel: Topas Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Leon Uris
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haben.«
    In plötzlicher
Wut schlug Michael Nordstrom mit der Faust auf den Tisch.
»Was zum Teufel ist denn eigentlich los mit Frankreich! Das
Schlimmste ist, daß ihr Franzosen diese Sumpfblüten in
eure Behörden hereinlaßt!«
    Andre warf Nordstrom
einen verächtlichen Blick zu. »Sie schreien«,
sagte er.
    »Ich habe diesen
ganzen französischen Verrat satt!«
    »So?«
    »Jawohl, Andre.
Ich habe es satt, daß meine Landsleute auf der Straße
von euch beschimpft werden. Ich habe es satt, daß ihr
versucht, uns finanziell zu ruinieren, und ich habe eure
Undankbarkeit satt, euren Undank für die fünfzehn
Milliarden Dollar, die wir in die Gosse geschüttet haben, um
dieses Land wieder hochzubringen. Ich will Ihnen sagen, was ich
noch satt habe. Daß fünfundachtzigtausend Amerikaner in
französischen Gräbern liegen … und wofür
gekämpft haben? … Daß ihr auf uns
scheißt?«
    »In Verdun liegt
eine halbe Million Franzosen begraben«, sagte Andre,
»und in dieser Schlacht haben wir wahrscheinlich mehr
verloren als Amerika in all seinen Kriegen zusammen. Wenn schon von
Schuld die Rede ist, dann verdankt ihr uns mehr, als ihr je
wiedergutmachen könnt, denn Frankreich hat die Schläge
eingesteckt und ist zerstört worden, und weil wir untergingen,
seid ihr aufgestiegen. Nun, vielleicht kommt im nächsten Krieg
alles Unglück und alle Vernichtung über eure heilige
Scholle.«
    »Ich bete zu
Gott, daß wir dann nicht Frankreich um Hilfe bitten
müssen.«
    »Wie habt ihr
uns denn geholfen? Frankreich, euer ältester Verbündeter,
lag blutend darnieder, und was habt ihr getan? Ihr habt die
Verräter von Vichy anerkannt. Wir haben euch um Waffen
angefleht, und ihr habt uns die kalte Schulter gezeigt, habt einen
Plan ersonnen, um uns bis zur Bedeutungslosigkeit zu
schwächen, und wolltet unser Land besetzen wie das eines
besiegten Feindes. Und nach dem Krieg, da habt ihr euch heimlich
ins Fäustchen gelacht, als wir Franzosen in Vietnam und
Algerien starben. Heute versucht ihr, über Tod und Leben
Frankreichs zu bestimmen … Gewiß, Pierre La Croix mag
die Schuld treffen, mit den Kommunisten gemeinsame Sache zu machen,
aber eines laßt euch gesagt sein: Wenn Amerika das Freie
Frankreich unterstützt hätte, dann hätten wir uns
nie mit den Kommunisten eingelassen. Ihr seid scheinheilige
Heuchler!«
    Andre gab ein
ersticktes Stöhnen von sich, sein Glas fiel zu Boden. Er griff
sich an den kraftlos gewordenen linken Arm, sank auf die Knie und
suchte verzweifelt nach seinen Pillen.
    Mike legte ihn sofort
flach auf den Boden, gab ihm eine der Pillen zu schlucken, band ihm
die Krawatte auf und telefonierte dann nach einem Arzt. Die
Tränen liefen ihm übers Gesicht, als er seinen Freund so
daliegen sah.
    Nach wenigen
Augenblicken ging der Anfall vorüber, und Andre schlug die
Augen auf. »Es tut mir leid, Mike, daß es so weit mit
uns kommen mußte.«

 
    98
    Mike Nordstrom starrte
geistesabwesend auf den Stoß Akten auf seinem Schreibtisch.
Er war nicht in der Stimmung, sich damit zu befassen, und trat ans
Fenster, um den herrlichen Blick auf die Avenue Foch zu
genießen. Von seinem Pariser Büro aus konnte er sogar
ein Stück von der Place de l'Etoile und dem Are de Triomphe
sehen. Als seine Sekretärin eintrat, wandte er sich
um.
    »Mr. McKittrick
ist eben angekommen.«
    »Schicken Sie
ihn bitte gleich herein.«
    Michael setzte sich
wieder an seinen Schreibtisch und sortierte verschiedene Dokumente
aus, die McKittrick in die Vereinigten Staaten mit
zurücknehmen sollte.
    Der Assistent des
Präsidenten trat ein, und sie gingen die verschiedenen Papiere
noch einmal gemeinsam durch; dann schloß McKittrick sie in
seine Aktenmappe ein.
    »Wie lange
bleiben Sie noch in Paris, Mike?«
    »Sicher noch ein
paar Wochen. Nächsten Mittwoch treffe ich die Skandinavier.
Rufen Sie doch bitte Liz an, wenn Sie wieder in Washington sind,
und sagen Sie ihr, ich hätte den Stoff, den sie gern
möchte, nicht bekommen können; sie soll mir ein anderes
Muster schicken, dann werde ich sehen, was sich machen
läßt. Mein Sohn Jim hat demnächst Geburtstag. Bitte
richten Sie doch meiner Sekretärin aus, daß sie ihm
einen Krickethandschuh für Linkshänder, Modell Ted
Williams, besorgt.«
    »Mach'
ich.« McKittrick sah auf seine Uhr. »Mein Wagen
dürfte in fünf Minuten hier sein.«
    Eine Weile schwiegen
sie. »Nun kommen Sie schon heraus mit der Sprache«,
sagte Nordstrom schließlich.
    »Ich habe die
offizielle Nachricht von La Croix, daß

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