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Topas

Topas

Titel: Topas Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Leon Uris
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Monsieur
Devereaux?«
    »Ja, ich
muß ein sehr törichter Mensch sein.«
    »Ist das
alles?«
    »Ich ziehe es
vor«, erwiderte Andre ungerührt, »Trümpfe,
die ich etwa noch in der Hand haben könnte, nicht an diesem
Tisch auszuspielen.«
    Brune klopfte mit dem
Zeigefinger auf den Tisch wie ein Specht. »Drohungen
schätze ich nicht. Sagen Sie bitte, was Sie zu sagen haben,
oder der Bericht wird so eingereicht, wie er ist.«
    »Einen
Augenblick bitte«, sagte Leon Roux auf der anderen Seite des
Tisches. Seine kleinen Augen zwinkerten ungewöhnlich heftig.
»Die Abteilung Fahndungsdienst der Sûreté
beabsichtigt, über die Topas-Untersuchungen einen eigenen
Bericht vorzulegen. Inspektor Steinberger ist der festen
Überzeugung, daß es den Spionagering Topas doch gibt,
daß man mit Falschmeldungen gegen Frankreich gearbeitet hat
und daß jemand, der dem Präsidenten sehr nahesteht, in
der Tat ein kommunistischer Agent ist.«
    »Ich gehe wohl
nicht fehl in der Annahme«, erwiderte Oberst Brune mit
zunehmender Lautstärke, »daß die
Sûreté damit ihrem Schwesterdienst eins auswischen
will. Die Meinungen im Untersuchungsausschuß stehen eins zu
fünf. Präsident La Croix dürfte in Ihrem Schrift
nichts als einen kleinlichen Kollegenstreit
erblicken.«
    Roux ließ sich
von Brunes Zorn nicht ins Bockshorn jagen.
    »Vielleicht
wären Sie so gütig, Herr Oberst, mir etwas zu
erklären?«
    »Wovon reden
Sie?«
    »Gestern wurde
der NATO-Wirtschaftsreferent Henri Jarre verhaftet, als er im
Begriff war, einem Mitglied der sowjetischen Botschaft geheime
NATO-Unterlagen auszuhändigen. Auf dem Weg zum Gefängnis
zeigte sich Jarre ungemein gesprächig.«
    Hier unterbrach Roux
seine Meldung, die wie eine Bombe einschlug, um sich an der
Sprachlosigkeit der Anwesenden zu weiden. Er warf dem Porträt
La Croix' am anderen Ende des Raumes einen verschlagenen Blick zu.
»Inspektor Steinberger«, fuhr er dann überlegen
fort, »Sie waren doch dabei, als man Jarre verhaftete, nicht
wahr?«             
    »Ja.«
    »Haben Sie ihn
in das Sante-Gefängnis begleitet?«
    »Ja.«
    »Hat Jarre
… irgend etwas über sich selbst
gesagt?«
    »Ja.«
    »Wie bezeichnete
er sich selbst?«
    »Er bezeichnete
sich als Topas Nummer zwei.«

 
    94
    »Bitte kommen
Sie sofort herüber!«
    Leon Roux' Stimme
ließ keinen Zweifel daran, daß dieser Anruf mitten in
der Nacht äußerst dringend war. Noch ganz schlaftrunken,
zog Andre seine Hose, ein Sporthemd, einen Mantel an.
    Dann raste er durch
das schlafende Paris nach Montparnasse. Er ahnte, daß sich
Schlimmes ereignet hatte. Am Haupteingang des
Sante-Gefängnisses erwartete ihn Inspektor Marcel Steinberger,
der ebenso dürftig gekleidet war wie er selbst. Sie eilten
über den Hof am Zellentrakt vorbei, bis sie zu einem
vergitterten Tor kamen. Steinberger rüttelte einen
schläfrigen Gefängnisaufseher wach.
    Sie gingen durch einen
langen düsteren Gang, der von ihren Schritten widerhallte.
Leon Roux wartete schon und führte sie in einen kleinen
übelriechenden Raum mit betonierten Wänden, eine Art
Leichenhalle.
    Roux schlug ein Laken
zurück und enthüllte das wachsbleiche,
haßerfüllte Gesicht Henri Jarres.
    »Wann?
Wo?«
    »Er wurde vor
einer Stunde gefunden«, sagte Steinberger und deutete auf die
roten Strangulierungsmale am Hals des Toten. »Erhängt in
seiner Zelle.«
    »Selbstmord?«
    »Das wissen wir
noch nicht, aber jedenfalls kann er jetzt nichts mehr
ausplaudern.«
    »Hat er noch ein
Geständnis gemacht?«
    »Nur
mündlich. Schriftlich liegt nichts vor.«
    Roux deckte den Toten
wieder zu. »Es tut mir leid, Devereaux«, sagte er,
»sehr leid. Ich muß noch hierbleiben und die Presse
abwimmeln. Steinberger, wollen Sie Devereaux
hinausbegleiten?«
    Ihr Atem dampfte in
der kühlen Nachtluft, als sie über den Hof zurück
auf die Straße gingen. Andre lehnte sich gegen seinen Wagen
und seufzte müde.
    »Verlieren Sie
nicht den Mut«, sagte der Inspektor.
    »Unsere Gegner
haben uns einen vernichtenden Schlag versetzt, Steinberger. Sie haben Roux ja
selbst gesehen, er hält die Sache für ziemlich
aussichtslos.«
    »Der Chef ist
ein nüchterner Polizeibeamter. Ich bin kein nüchterner
Polizeibeamter und wünsche genauso sehnlich wie Sie, daß
Columbine zur Strecke gebracht wird. Roux kann Ihnen ein Lied davon
singen, wie hartnäckig ich bin. Ich habe Zugang zu allen Akten
und Berichten unserer Abteilung. Halten Sie sich jetzt erst mal
ganz im Hintergrund und sagen Sie mir, was ich tun

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