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Topas

Topas

Titel: Topas Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Leon Uris
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soll. Ich mach
das schon. Morgen überlegen wir, wie wir unauffällig
miteinander in Verbindung treten können.«
    »Warum tun Sie
das eigentlich?«
    »Ich bin Ihnen
zu Dank verpflichtet.«
    »Mir? Aber ich
habe Sie doch kaum erst kennengelernt!«
    »Wir sind uns
vor langer Zeit schon einmal begegnet. Eine Schwester von mir lebt
in Israel. Sie und ich sind die einzigen Überlebenden unserer
Familie. Es gelang mir, meine Schwester aus Frankreich
herauszubringen, bevor die Gestapo mich aufgriff. Und damals, vor
zwanzig Jahren - wir waren noch Kinder -, haben Sie uns heimlich
über den Cher gebracht.«

 
    95
    Andre wurde in Charles
Rocheforts Büro gerufen, wo sich ein seltsamer Personenkreis
eingefunden hatte: zunächst der nie fehlende Oberst Gabriel
Brune, dann Robert Proust und der finstere Ferdinand Fauchet und
schließlich Jacques Granville.
    Jacques ergriff das
Wort. »Der Präsident hat mich gebeten, heute
hierherzukommen und Ihnen seinen Entschluß in der
Topas-Angelegenheit mitzuteilen. Er ist über alles genau in
Kenntnis gesetzt worden, und der SDECE-Bericht hat seine Zustimmung
gefunden. Der Präsident sieht keine Veranlassung, den
französischen Geheimdienst einer Prüfung zu unterziehen
und spricht der gegenwärtigen Leitung sein volles Vertrauen
aus.«
    »Dann, meine
Herren«, erwiderte Andre, »bekommen Sie natürlich
noch heute mein Rücktrittsgesuch.«
    »Ich habe mich
ausführlich mit dem Präsidenten unterhalten«,
sagte Jacques,
»und ich konnte ihn davon überzeugen, daß du das
Opfer einer meisterhaften Verschwörung geworden bist und nicht
zur Verantwortung gezogen werden solltest. Dazu hast du in der
Vergangenheit zu gute Arbeit geleistet und eine zu gute
Organisation aufgebaut, und natürlich hast du die allerbesten
Verbindungen. Der Präsident ist damit einverstanden, daß
du auf deinen Posten nach Washington
zurückkehrst.«
    Andre kannte den Preis
dafür, der nun unfehlbar genannt werden würde. Der
siegreiche Oberst Brune lächelte. »Wenn man es recht
bedenkt, haben Sie bei der Geschichte noch sehr viel Glück
gehabt.«
    »Bleibt alles
genau beim alten?« fragte Andre.
    »Ja, bis auf
eine Kleinigkeit«, erwiderte Brune. »Eine
geringfügige Erweiterung Ihres Arbeitsgebiets. Sie bekommen
natürlich mehr Personal und größere
Mittel.«
    »Es handelt sich
dabei«, erläuterte Robert Proust, »um eine kleine,
meiner Abteilung angeschlossene Geheimgruppe, die Monsieur Fauchet
verwaltet. Sie wird den Decknamen Sektion P
bekommen.«
    »Es tut mir
unendlich leid, Sie enttäuschen zu müssen, meine Herren,
aber die Amerikaner sind über die Absichten der Sektion P
bereits unterrichtet. Das Unternehmen wurde von dem nicht
vorhandenen Boris Kuznetow verraten.«
    »Wir sind der
Meinung«, warf Brune ein, »daß die Amerikaner
durch andere Quellen Wind von der Sektion P bekommen haben und dann
dem Russen, um seine Echtheit zu beweisen, aufgetragen haben, die
Nachricht an Sie weiterzugeben.«
    »Vergiß
nicht«, sagte Granville, »daß du das Vertrauen
der Amerikaner besitzt. Wenn wir an deiner Stelle einen neuen Mann
nach Washington schicken müßten, wäre er von
vornherein verdächtig, und jegliche Aussicht auf eine
fruchtbare Zusammenarbeit der Nachrichtendienste wäre dahin.
Jedoch … wenn du nach Washington zurückkehrst,
wo die Amerikaner wissen, daß du über die Sektion P im
Bilde bist, wird es dir gelingen, sie davon zu überzeugen,
daß wir den Plan in der Zwischenzeit fallengelassen
haben.«
    Langsam und
nachdenklich erhob sich Andre von seinem Stuhl. »Und was wird
nun eigentlich von mir erwartet?«
    »Mit Hilfe des
französisch-amerikanischen Wissenschaftleraustausches sollte
es uns möglich sein, einen vollständigen Überblick
über Amerikas militärische Anlagen zu gewinnen -
Raketenstellungen, Lage der Rüstungsfabriken,
Atomwaffendepots, Aufbau der Küstenverteidigung, und so
weiter.«
    »Und
fürchten Sie nicht, daß diese Informationen ihren Weg
nach Moskau finden?«
    »Natürlich
fürchten wir das nicht«, sagte Rochefort unwillig.
»Der Plan, uns zu verdächtigen, ist
mißglückt. Der SDECE ist im Besitz eines einwandfreien
Gesundheitszeugnisses.«
    »Aber es ist
unmoralisch, ein verbündetes Land in dieser Weise
auszuspionieren«, sagte Andre.
    »Wir leben hier
nicht in einem Kloster«, sagte Brune, »und die Arbeit
eines Nachrichtendienstes ist kein
Mysterienspiel.«
    »Letzten Endes,
Andre«, sagte sein Freund Jacques - er sprach in der alten
vertrauten Tonart - »bist du

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