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Topkapi

Topkapi

Titel: Topkapi Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Eric Ambler
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nicht die Mühe geben, den Standpunkt des anderen zu verstehen.
    Wie hätte ich ahnen können, was für ein Mensch Harper war? Wie ich schon sagte, war ich nur auf der Suche nach einem Geschäft zum Flughafen von Athen hinausgefahren. Ich entdeckte diesen Mann in der Zollabfertigung. Ich sah, daß sein Flugscheinheft in einem Umschlag der American Express steckte. Ich gab einem Träger zwei Drachmen, damit er mir den Namen des Mannes aus seiner Zollerklärung besorgte. Dann ließ ich ihm durch eine der uniformierten Bodenstewardessen meine Karte überreichen mit der Botschaft: »Wagen steht bereit für Mr. Harper.«
    Ein Trick, den ich schon oft ausprobiert habe und der beinahe immer funktioniert. Kaum ein Amerikaner oder Brite spricht Griechisch. Und wenn sie die Zollabfertigung hinter sich haben, und besonders wenn es heiß ist und sie von den Gepäckträgern hin und her gezerrt und von Schalter zu Schalter gejagt worden sind, dann sind sie nur allzu gern bereit, sich einem Mann anzuvertrauen, der ihre Sprache spricht und der ihnen die Sorgen mit den Trinkgeldern abnimmt. Und an jenem Tag war es sehr heiß und schwül.
    Als er durch die Zollabfertigung heraustrat, ging ich auf ihn zu.
    »Wenn sie mir folgen wollen, Mr. Harper.«
    Er blieb stehen und musterte mich. Ich lächelte entgegenkommend.
    Er verzog keine Miene. »Ich habe keinen Wagen bestellt.«
    Ich blickte erstaunt. »American Express hat mich geschickt, Sir. Man sagte mir, Sie suchten einen englischsprechenden Fahrer.«
    Er starrte mich wieder an und zuckte dann mit den Schultern. »Okay. Hotel Grande Bretagne.«
    »Gern, Sir. Ist das Ihr ganzes Gepäck?«
    Kurz nachdem wir von der Küstenstraße bei Glyfada abgebogen waren, begann er Fragen zu stellen. Ob ich Brite sei? Ich umging das wie üblich. Mein eigener Wagen? Das wollen sie immer wissen. Ich habe dazu zwei Versionen. Der Wagen ist mein Eigentum, ein 1954er Plymouth. Den Amerikanern erzähle ich stolz, wieviel tausend Meilen er ohne eine Panne hinter sich hat. Für die Briten habe ich die Stolz-aber-arm-Version: Sobald ich genug gespart hätte, würde ich ihn für einen Austin Princess oder einen alten Rolls-Royce in Zahlung geben.
    Warum soll man nicht den Leuten das erzählen, was sie gern hören wollen?
    Harper hörte zu und brummte gelegentlich etwas vor sich hin, als ich ihm die amerikanische Version auftischte. Wenn es sie langweilt, weiß man meist auch, daß die Sache richtig läuft. Dann hört man auf. Er fragte mich nicht, warum ich in Griechenland lebte. Das fragen die meisten. Ich dachte, das würde wahrscheinlich später kommen – wenn es bei ihm ein »später« geben würde. Das mußte ich erst herausfinden.
    »Sind Sie geschäftlich in Athen, Sir?«
    »Schon möglich.«
    Womit er mir nahelegte, mich um meine eigenen Angelegenheiten zu kümmern. Ich tat so, als merke ich es nicht. »Ich frage nur – wenn Sie während Ihres Aufenthaltes hier einen Wagen und Chauffeur brauchen, könnte ich es einrichten, daß ich Ihnen zur Verfügung stehe.«
    »Ja?«
    Das war nicht gerade ermutigend. Ich nannte ihm den Tagespreis und die verschiedenen Ausflüge, die wir machen könnten – Delphi und so weiter.
    »Ich will es mir überlegen«, sagte er. »Wie heißen Sie?«
    Ich reichte ihm eine meiner Karten und beobachtete ihn im Rückspiegel, während er sie las. Dann schob er sie in die Tasche.
    »Sind Sie verheiratet, Arthur?«
    Diese Frage kam überraschend. Mein Privatleben hatte noch kaum einen interessiert. Ich erzählte ihm von meiner ersten Frau und wie sie 1956 während der Suezkrise durch eine Bombe umgekommen war. Nicki erwähnte ich nicht. Ich weiß nicht, warum; vielleicht wollte ich in dem Augenblick nicht an sie denken.
    »Sie sagten, Sie seien Brite, nicht wahr?«
    »Mein Vater war Brite, Sir. Ich wurde in England erzogen.« Ich sagte es etwas abweisend. Kreuzverhöre mag ich nicht. Aber er bohrte weiter.
    »Was für eine Staatsangehörigkeit haben Sie denn nun?«
    »Ich habe einen ägyptischen Paß.«
    »War Ihre Frau Ägypterin?«
    »Nein, Französin.«
    »Haben Sie Kinder?«
    »Leider nein, Sir.« Jetzt war ich eiskalt.
    Er lehnte sich zurück, starrte aus dem Fenster, und ich hatte das Gefühl, daß er mich von einer Sekunde auf die andere völlig vergessen hatte. Ich dachte an Annette und wie leicht mir die Geschichte schon von der Zunge ging, daß sie durch eine Bombe umgekommen sei. Ich glaubte es schon beinahe selbst. Als ich am Omonia-Platz bei Rotlicht stoppte, fragte

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