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Topkapi

Topkapi

Titel: Topkapi Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Eric Ambler
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anderen rückten nur etwas zur Seite, um uns durchzulassen. Dann schloß Harper die Türe wieder, und der Kombi fuhr weiter.
    Wir befanden uns gegenüber einem der großen Holzhöfe bei einem Entladepier und ein paar an Land gezogenen Kaiks.
    »Hier entlang«, sagte Harper. Er führte uns über den Pier. Ich konnte allmählich wieder besser sehen. Ich erkannte Giulio im Beiboot der Bulut . Wir stiegen ins Boot hinunter. Ich hörte, wie Giulio fragte, wer ich sei, und darauf die Antwort erhielt, das erfahre er später. Dann wurde der Motor angeworfen, und wir schossen vom Pier weg.
    Die Bulut ankerte in einem halben Kilometer Entfernung. Ein Mann, vermutlich Enrico, wartete an der schmalen Gangway, um uns an Bord zu helfen. Ich folgte den anderen in den Salon.
    Als ich über die enge Kajütentreppe unten angelangt war, knüpfte Harper bereits das Zugband von Millers Samtbeutel auf. Die anderen standen im Kreis und sahen auf das Glitzern von Dutzenden grüner und roter Steine.
    Sonderlich groß kamen mir die Steine nicht vor; aber ich kenne mich natürlich nicht aus in solchen Dingen.
    Harper strahlte. »Nur das Beste, Leo«, sagte er. »Du bist ein großer Mann.«
    »Wieviel?« sagte Fischer.
    »Gut über anderthalb Millionen«, erwiderte Harper. »Laß uns so bald als möglich aufbrechen, Giulio.«
    »Pronto.«
    Giulio schob sich an mir vorbei und ging die Kajütentreppe hinauf. Am anderen Ende des Tisches standen belegte Brötchen und Getränke. Während sie sich über die Steine ergingen, goß ich mir einen großen Whisky ein.
    Harper sah zu mir herüber. »Interessiert Sie die Beute nicht, Arthur?«
    Es zuckte mir plötzlich in der Hand, ihn ins Gesicht zu schlagen. »Hühnerzählen interessiert mich nicht«, sagte ich. »Ich bin zufrieden mit zweitausend Dollar, bar auf der Hand.«
    Alle starrten mich einen Augenblick schweigend an. Das Deck vibrierte, als die Diesel zu arbeiten begannen.
    Harper sah Miller an. »Ich nehme an, Arthur hat sich heute abend ordentlich gehalten.«
    »Er war verdammt lästig«, sagte Fischer gehässig.
    Harper ignorierte ihn. »Was meinst du, Leo?«
    »Er hatte Angst«, antwortete Miller; »aber er war zu gebrauchen. Ich würde sagen, er hat sich den Umständen entsprechend gut gehalten.«
    Harper wandte sich wieder an mich. »Warum so nervös, Arthur, was ist los?«
    »Wie stellen Sie sich vor, daß Sie damit durchkommen?«
    Er war wieder strahlender Laune. »Unser Arthur macht sich Sorgen, die Bluthunde könnten nach ihm schnappen, nicht wahr? Kein Grund zur Sorge. Bis jetzt wissen sie nur, daß ein paar bewaffnete Männer mit einem VW-Kombi einen ihrer Posten überfallen haben. Als erstes werden sie alle Ausfallstraßen sperren und nach dem Kombi fahnden. Den werden sie finden – drüben in Galata, leer. Dann kommen die üblichen Routineermittlungen – Wer ist der Besitzer? Wo ist er? Wie sah er aus? –, damit kommen sie nicht weiter. Irgendein großer Geist wird schließlich das Wundern bekommen, warum es gerade dieser Posten sein mußte und warum niemand getötet wurde – warum dies und warum das. Vielleicht kommt er sogar auf die Idee, das Schatzmuseum zu überprüfen, und findet so die richtige Antwort. Wenn ja, werden sie die Straßensperren verstärken und ihr Netz auswerfen. Nur werden wir uns nicht darin verfangen. Wir gehen an einem kleinen Ort neunzig Kilometer von hier an Land, nur zwei Autostunden von Edirne und der Grenze entfernt.« Er klopfte mir auf den Arm. »Und Miss Lipp wird dort mit dem Wagen auf uns warten.«
    »Mit dem Lincoln?«
    »Wir wollen ja schließlich nicht zu Fuß gehen oder unser Gepäck zurücklassen.«
    Ich mußte plötzlich lachen. Ich konnte nicht anders. Und es machte nichts aus, wenn Harper dachte, ich amüsierte mich über die Originalität seines Planes und nicht über das Riesenloch darin. Ich stellte mir das Gesicht des Zollinspektors vor, wenn der Lincoln zur Abfertigung vorfuhr – wenn Tufan ihn so weit kommen ließ. Ich lachte so herzlich, daß Fischer auch zu lachen anfing. Es war mein schönster Augenblick seit Tagen. Ich aß ein paar Brötchen und goß mir noch einen Drink ein. Die Brötchen waren mit Knoblauchwurst belegt, aber meinem Magen machte das überhaupt nichts aus. Ich dachte, ich sei meine Sorgen endgültig los.
    Der Ort, an dem wir an Land gehen sollten, hieß Serefli, ein paar Kilometer südlich von Corlu. Harper sagte, in fünf Stunden seien wir dort. Ich säuberte mich, so gut es ging, von dem Dreck der

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