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Topkapi

Topkapi

Titel: Topkapi Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Eric Ambler
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bekommt er eine Kugel oder eine Plastikbombe, das wird ihn beruhigen. Wir nützen ihre Verwirrung aus und rennen durch. Und dann, wie ich Ihnen schon sagte, wird der Volkswagen auf uns warten.«
    »Und was ist mit uns?« fragte ich. »Wie finden wir den Weg in Tränengas und Rauch?«
    Miller nickte. »Wir hätten Gasmasken haben sollen.«
    »Ich habe es ausprobiert«, sagte Fischer ungeduldig. »Ich habe versucht, mit einer Gasmaske hineinzukommen. Sie hielten mich an wegen der Beule in meiner Hosentasche. Sie dachten, ich versuchte, eine Kamera ins Serail hineinzuschmuggeln. Da sind sie eisern.«
    »Was hast du gesagt?«
    »Ich sagte, ich sei Arzt.«
    »Nahmen sie dir das ab?«
    »Wenn man sagt, man sei Arzt, glauben einem die Leute alles. Zerbrecht euch nicht den Kopf. Wir folgen ganz einfach den Schienen, und alles andere macht Karl. Wir haben unsere Aufgabe für heute abend erfüllt. Jetzt warten wir nur auf unseren Zug.«
    Wir warteten fünfundzwanzig Minuten.
    Es war ein Güterzug mit ein paar Personenwagen, der Zeitungen, Postsäcke, Frachtgut und ein paar Passagiere in die kleinen Städte zwischen Istanbul und Pehlivanköy beförderte. Er stampfte so geräuschvoll und gewichtig auf die Brücke zu wie der Orientexpreß. Eine leichte Brise kam von der Küste her. Der dicke schwarze Rauch der Lokomotive wälzte sich auf unsere Bahndammseite und hüllte uns ein.
    »Vorwärts!« schrie Fischer auf deutsch. Hustend und spuckend stolperten Miller und ich hinter ihm her den Bahndamm hinauf.
    Eine halbe Minute lang standen wir oben, und die Räder der Wagen holperten etwa einen Meter vor unserer Nase über eine Weiche. Der letzte Wagen zog an uns vorbei.
    »Los!« sagte Fischer.
    Wir rannten neben den Schienen her zwischen den vorstehenden Bohlenenden und dem Brückengeländer.
    Wir müssen noch etwa siebzig Meter vom Posten weggewesen sein, als die Sprengbombe losging. Selbst auf diese Entfernung zerriß mir der Krach der Detonation fast das Trommelfell. Fischer vor mir wurde langsamer. Im nächsten Augenblick stolperte er über etwas und stürzte. Ich hörte, wie er vor Schmerz aufstöhnte, als sein linker Arm gegen ein Bohle prallte. Er war schon wieder hoch und rannte weiter, ehe ich bei ihm war.
    Vor uns waren Schreie, und ich konnte das zischende Geräusch von detonierenden Tränengas- und Rauchbomben hören. Der Rauch der Lokomotive hing noch in der Luft, aber im nächsten Moment bekam ich die erste Nase voll von künstlichem Rauch. Drei Meter weiter sah ich, wie Fischer sich mit der weißbandagierten Hand über die Stirn fuhr. Dann kam auch ich in die Tränengaswolke, und ich spürte mit einem stechenden Schmerz, wie meine Tränendrüsen reagierten. Hustend und würgend stolperte ich weiter. Als ich vor lauter Tränen nichts mehr sehen konnte, ging eine weitere Bombe hoch. Dann tauchte eine Gestalt aus dem Rauch auf, eine Hand umfaßte meinen Arm und schob mich nach rechts. Dann ein undeutliches, tränenverschleiertes Bild von einem erleuchteten Raum und einem Mann in Uniform, der, die Hände über dem gesenkten Kopf, vor einer Wand lehnte. Dann stützte mich der Arm, der zu der Hand gehörte, als ich eine lange Treppenflucht hinuntertaumelte.
    Ich konnte gerade noch die Tür des Volkswagens sehen. Der Arm schob mich darauf zu. Ich fiel beinahe in den Wagen hinein. Fischer war bereits da. Er hustete und keuchte. Auf der Brücke über uns explodierten wieder ein paar Bomben, als Miller hinter mir hereintaumelte. Dann hörte ich eilige Schritte, und Männer mit Gasmasken stürzten herein. Jemand drückte auf den Anlasser. Einen Augenblick später schoß der Kombi los. Ich wurde auf den Boden neben eine der leeren Kisten geschleudert, und jemand trat mir auf die Füße. Alles stank nach Tränengas. Ich hörte Harpers Stimme vom Vordersitz.
    »Alles okay, Leo?«
    Miller hustete und kicherte in einem. »Die Hunde haben sich selbst gespeist und gekleidet«, krächzte er.

XI
    Außer Harper waren noch fünf Männer mit Gasmasken da. Meine Augen schmerzten immer noch so sehr, daß ich ihre Gesichter nicht deutlich genug sehen konnte.
    Einer von ihnen hieß Franz und sprach sowohl deutsch als auch türkisch. Die anderen vier sprachen nur türkisch; ich war nur ein paar Minuten mit ihnen zusammen.
    Der Kombi hatte etwa fünf Kilometer zurückgelegt, als er langsamer wurde, einen weiten Bogen fuhr und anhielt.
    Harper öffnete die Tür von außen.
    Miller stieg zuerst aus. Ich folgte ihm, und hinter mir kam Fischer. Die

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