Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Tore in der Wüste

Tore in der Wüste

Titel: Tore in der Wüste Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Roger Zelazny
Vom Netzwerk:
Freund sandte die Panikgeda n ken aus, um das Gefühl der Akrophobie in mir zu erwe c ken.
    Aber manche Dinge müssen einfach tiefer gehen als das Physische oder das Somatopsychische. Zumindest jene kle i nen Mystizismen, die meine einzige Religion ausm a chen. Ich beharre darauf, daß es nicht so einfach ist, Liebe in Haß zu verwandeln oder Sicherheit in Furcht, daß es nicht so ei n fach ist, die Früchte eines Lebens in einem einzigen, irrati o nalen Augenblick über Bord zu werfen.
    Ich hämmerte mit den Fäusten gegen den Pfahl. Ich biß meine Lippe blutig. Ich hatte Angst. Ich, Fred Cassidy, ha t te Angst vor dem Fallen. Angst vor dem Klettern.
    Fallen, fallen … Nicht das sanfte Schweben eines Blattes oder eines Stücks Papier, sondern das Hinabdonnern eines schweren Körpers … Die einzigen Interferenzen sind wah r scheinlich die Pfeiler unseres Gerüsts … Hier ein blutiger Abdruck, dort ein weiterer … Wahrscheinlich lassen sich nur anhand solcher Sp ur en Stürze rekonstruieren … Wie bei den Bäumen, an die sich deine nicht allzu fernen Vorfahren furchtsam klammerten …
    Das genügte. Er hatte mir gegeben, was ich gewollt hatte, worauf ich die ganze Zeit schon hoffte. Ein Objekt auße r halb meines Selbst, auf das ich mich voll konzentrieren konnte. In seinen Angriff auf mich hatte sich eine Schm ä hung gegenüber der ganzen menschlichen Rasse eingeschl i chen. Damit hatte Sibla mich damals schon ungeheuer au f gebracht, als ich in Merimees Wohnung gewesen war. Mehr brauchte ich nicht.
    „ Schon gut “ , sagte ich. „ Dieselben Vorfahren haben Di n gen wie dir nur so zum grausamen Spaß die Gliedmaßen einzeln abgerissen, um nachzusehen, ob ihr wirklich immer auf den Füßen landet, wenn ihr fallt. Ein sehr altes Spiel. Aber es wurde seit Jahrhunderten nicht mehr gespielt. Ich werde es im Namen meiner Väter wieder einführen. Für die alten Anthropoiden mit ihren krummen Daumen! “
    Ich steigerte mich bewußt in eine kalte Wut hinein, ließ meinem Zorn freien Lauf.
    Ich umklammerte den Balken. Ich zog mich hoch.
    Ich sah kurz nach oben, zog mich voran, sah wieder hoch, ging weiter. Ein seltsamer Triumph durchströmte mich a n gesichts seiner Unentschlossenheit. Ich hatte seinem geist i gen Bombardement standgehalten. Als ich seine Etage e r reicht hatte, zog ich den Kopf ein und umklammerte mit beiden Händen eine waagerechte Strebe, weit genug ausei n ander, daß ich mich bei einem Angriff immer noch mit einer festhalten konnte.
    Er duckte sich, als wolle er angreifen, überlegte es sich jedoch wieder anders und wich zurück.
    Ich zog mich hoch. Ich stand.
    Ich sah ihm nach. Er blieb erst wieder stehen, als er das äußerste Ende des Rechtecks erreicht hatte, auf dem wir uns befanden. Dann ging ich zur nächsten Ecke, er wich in die entfernteste zurück. Ich ging eine Seite hoch, er die andere hinab. Ich blieb stehen. Er blieb stehen. Wir sahen einander an.
    „ Na schön “ , sagte ich und zündete mir eine Zigarette an. „ Über kurz oder lang wirst du verlieren. Die Burschen dort unten schlafen nämlich auch nicht, wie du dir denken kannst. Sie werden um Verstärkung bitten. Bald wird jeder Fluchtweg a bg eriegelt sein. Ich wette sogar, bald wird j e mand mit einem Helikopter hier ankommen, mit einem I n frarotsuchgerät und einem Gewehr. Ich hielt es in ausweg s losen Situationen immer für besser einzulenken, anstatt vo r sätzlich in mein Unglück zu rennen. Ich bin sowohl Repr ä sentant meines Landes als auch der Vereinten Nationen. Was auch immer dir lieber ist … entscheide dich. “
    Ausgezeichnet, empfing ich einen Gedanken. Ich ergebe mich dir in deiner Eigenschaft als Angestellter des Innenm i nisteriums.
    Sofort ging er zur nächsten Ecke, blieb dort kurz stehen und kam dann mit gleichmäßiger Geschwindigkeit angetro t tet. Ich ging ebenfalls in die Ecke, die ich erst kurz vorher verlassen hatte. Er erreichte sie vor mir, wartete aber nicht, sondern kam auf mich zu.
    „ Bleiben Sie dort stehen “ , sagte ich in offiziellem Tonfall. „ Betrachten Sie sich als festgenommen. “
    Statt dessen kam er näher und sprang mich an. Gedanken tauchten in meinem Kopf auf, die im großen und ganzen etwa bedeuteten:
     

     
    Stirb, Nestbeschmutzer!
     
    Meine Hand war im Augenblick seines Sprunges hochg e schnellt, in Ermangelung einer anderen Waffe hatte ich ihm meine Zigarettenkippe ins Gesicht geschnippt.
    Er konnte ihr gerade noch ausweichen, kurz bevor seine Füße vom Träger

Weitere Kostenlose Bücher