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Tore in der Wüste

Tore in der Wüste

Titel: Tore in der Wüste Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Roger Zelazny
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und ich hatte die ganze Zeit, seit er mich abgeholt hatte, mit dem Mann zusammen verbracht.
    Dann: „Ich habe keine Zigaretten mehr“, sagte ich, als wir uns der Rezeption näherten, natürlich erst, nachdem ich mich vergewissert hatte, daß kein Zigarettenautomat in der Nähe war.
    „Schlechte Angewohnheit“, sagte er.
    Das Mädchen am Empfang war wesentlich mitfühlender; sie sagte mir sofort, wo ich das Gewünschte finden konnte. Ich bedankte mich, ließ mir die Zimmernummer geben und sagte zu Nadler, ich sei in ein paar Minuten wieder zurück.
    Natürlich wandte ich mich unverzüglich dem nächsten Telefon zu, rief Merimee an und sagte ihm, wo ich war.
    „Gut. Betrachten Sie alles als erledigt“, sagte er mir. „Übrigens, ich glaube unsere Klienten sind ebenfalls in der Stadt. Einer meiner Angestellten glaubt, sie gesehen zu haben.“
    „Ganz schön schnell, die Burschen.“
    „Unglücklicherweise. Trotzdem … keine Sorge. Schlafen Sie gut. Adieu.“
    „Gu’ nacht.“
    Ich ging zu den Fahrstühlen, fuhr hoch in die richtige Etage und suchte mein Zimmer. Da ich keinen Schlüssel hatte, klopfte ich.
    Eine Weile passierte überhaupt nichts. Dann, gerade, als ich ein zweites Mal klopfen wollte, antwortete Nadlers Stimme: „Wer ist da?“
    „Ich, Cassidy“, antwortete ich.
    „Kommen Sie rein. Es ist offen.“
    Da ich seine Stimme erkannt hatte und auch schon rechtschaffen müde war, trat ich ohne weitere Vorsichtsmaßnahmen ein. Ein Fehler, der jedem hätte passieren können.
    „Ted! Was zum Teufel ist …“ Da hatte mich auch schon ein Tentakel am Bein geschnappt, ein weiterer wand sich um meine Schulter. „… los?“ fragte ich.
    Ich wurde in die Luft gehoben.
    Natürlich wehrte ich mich. Wer hätte das nicht getan? Aber das Ding zerrte mich trotzdem gut zwei Meter in die Höhe und brachte mich über seinem alles andere als attraktiven Selbst in eine waagerechte Position. Danach bemühte es sich, mich auf den Kopf zu stellen, so daß mein Gesichtsfeld von seiner graugrünen Masse dominiert wurde, seinem schleimigen Ursprung und seinen Auswüchsen. Ich hatte das unbestimmte Gefühl, als wolle es mir etwas antun, noch bevor es seine Freßklappen geöffnet und mir deren feuchtes, rötliches und unheilschwanger geiferndes Inneres gezeigt hatte.
    Ich stieß einen Schrei aus und zerrte an den Tentakeln. Plötzlich spürte ich so etwas wie ein siedendheißes, rotes Aufwallen hinter meinen Augenlidern, das in meinem Gehirn auf und ab wogte. Nacktes Entsetzen packte mich, ich zuckte konvulsivisch in meinen lebenden Fesseln.
    Dann hörte ich ein lautes, grelles Pfeifen, das pulsierende Gefühl verschwand aus meinem Schädel, die Tentakel sackten in sich zusammen, ich stürzte auf den Teppich, wobei ich nur knapp dem Rand des Schleimsees entging. Ein paar Spritzer bekam ich natürlich trotzdem ab, während die schlaffen Tentakel um mich herabbaumelten. Ich stöhnte und rieb mir die Schultern.
    „Er ist verletzt!“ hörte ich eine Stimme rufen, die ich als die von Ragma identifizierte.
    Ich drehte den Kopf, um mich der Sympathie zu versichern, die mir da auf kleinen pelzigen und großen beschuhten Füßen entgegengeeilt kam. Langsam verschwand auch meine Angst wieder.
    Aber Ragma, in seinem Hundekostüm, sowie Nadler und Paul Byler rannten an mir vorbei zu der militanten Pflanze, auf die sie sofort hektisch einsprachen. Ich krabbelte in eine Ecke, wo ich wieder auf die Beine kam, allerdings noch ziemlich angeschlagen. Ich stieß alle Obszönitäten hervor, die mir einfielen, wurde aber ignoriert. Schließlich wischte ich mir achselzuckend den Schleim von der Jacke, schleppte mich in einen Stuhl und zündete mir eine Zigarette an. Ich betrachtete die Show.
    Sie hoben die schlaffen Tentakel an, die sie manipulierten und massierten. Ragma verschwand im Nebenzimmer, von wo er einen Scheinwerfer mitbrachte, den er an eine Steckdose anschloß und auf das Ding richtete. Danach holte er einen Zerstäuber und besprühte die schlaffen Tentakel. Er rührte den Schleim um und schüttete ein paar Chemikalien hinein.
    „Was könnte schiefgelaufen sein?“ fragte Nadler.
    „Keine Ahnung“, entgegnete Ragma. „Hier! Ich glaube, er kommt wieder zu sich.“
    Die Tentakel bewegten sich wie geschockte Schlangen. Die Blätter öffneten und schlossen sich in rascher Folge, das ganze Ding erbebte. Schließlich richtete es sich wieder auf, spreizte alle Extremitäten, zog sie wieder ein, streckte sie noch einmal ab und

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