Tore in der Wüste
entspannte sich dann wieder.
„Schon besser“, kommentierte Ragma.
„Interessiert sich jemand dafür, wie es mir geht?“ fragte ich.
„Sie!“ fuhr er mich an. „Was haben Sie eigentlich dem armen Doktor M’mrm’mlrr angetan?“
„Wiederholen Sie bitte. Mein Gehör scheint etwas angeschlagen zu sein.“
„Was haben Sie dem armen Doktor M’mrm’mlrr angetan?“
„Danke. Dann habe ich doch richtig gehört. Verdammt, wenn ich das nur wüßte. Wer ist denn eigentlich dieser Doktor Mur-mur?“
„M’mrm’mlrr“, korrigierte er. „Doktor M’mrm’mlrr ist der telepathische Analytiker, den ich herbringen ließ, um Sie zu untersuchen. Wir bekamen eine gute Verbindung und konnten ihn daher früher als erwartet herbeischaffen. Und Sie gefährden ihn, kaum daß Sie ihn das erste Mal gesehen haben.“
Ich schüttelte den Kopf.
„Dieses Ding“, wandte ich mich ungläubig an ihn, „ist ein Telepath?“
„Nicht jeder ist ein Angehöriger des Pflanzenreiches, wie Sie es definieren“, antwortete er. „Der Doktor ist ein Angehöriger einer Lebensform, die sich von der Ihren total unterscheidet. Was ist schlimm daran? Haben Sie eine Abneigung gegenüber Pflanzen?“
„Nein, aber ich habe eine Abneigung dagegen, gefesselt, angegriffen und in die Luft geschleudert zu werden.“
„Der Doktor praktiziert eine Technik, die als Angriffstherapie bezeichnet wird.“
„Dann sollte er sich aber vorher die Erlaubnis holen, da nicht jeder Patient ein Pazifist sein dürfte. Ich weiß nicht, was ich getan habe, aber ich bin froh, daß ich es getan habe.“
Ragma wandte sich ab, legte den Kopfschief, als würde er ein altes Trichtergrammophon studieren, dann wandte er sich wieder an mich. „Es geht ihm besser. Er möchte eine Weile meditieren. Wir sollen den Raum verlassen und das Licht anlassen. Es wird nicht zu lange dauern.“
Die Tentakel zitterten, dann wurden sie alle in den Lichtkegel der Lampe gerückt. Doktor M’mrm’mlrr wurde still.
„Warum versucht er seine Patienten anzugreifen?“ fragte ich. „Damit kann er seiner Praxis bestimmt keinen guten Ruf verschaffen.“
Seufzend wandte Ragma sich wieder an mich.
„Er tut das nicht, um seine Patienten einzuschüchtern“, erklärte er mir. „Er tut es, um ihnen zu helfen. Ich nehme an, es überfordert Sie, sich das jahrhundertelange Philosophieren seines Volkes über diesen Punkt vorzustellen.“
„Ja“, gab ich zu.
„In der Theorie kann jede Primäremotion als mnemomolekularer Schlüssel verwendet werden. Der gefühlvolle Einsatz erfordert dabei aber einen Telepathen wie ihn, da sein Volk über außerordentliche Erfahrung auf dem telepathischen Sektor verfügt. Nun hat sich herausgestellt, daß Furcht in der Regel der signifikanteste Schlüssel zu den Ängsten und Problemen seiner Patienten ist. Daher kann er, indem er einen Fluchtimpuls weckt, diese selbst aber unmöglich macht und so den Patienten frustriert, die gewünschten Emotionen erzeugen und den Patienten für seine Therapie ausreichend stimulieren. Auf diese Weise kann er das emotionale Umfeld in einer einzigen Therapiestunde sondieren.“
„Verspeist er seine Fehler?“ fragte ich mißtrauisch.
„Er hat keine Kontrolle über sein animalisches Erbe“, entgegnete Ragma. „Verstehen Sie?“ Dann: „Entschuldigung, ich vergaß – Sie verstehen das natürlich.“
Er wandte sich an Nadler, der gerade herangekommen war, sowie an den daneben stehenden, grinsenden Paul.
„Ich nehme an, für Sie ist das alles in Ordnung“, wandte ich mich anklagend an die beiden.
Paul zuckte die Achseln, Nadler antwortete. „Wenn es seinen Zweck erfüllt.“
Ich seufzte.
„Ich vermute, Sie haben recht“, gestand ich. „Paul, was tun Sie denn hier?“
„Ebenfalls angestellt“, antwortete er. „Ich wurde fast gleichzeitig mit Ihnen rekrutiert. Übrigens, was damals in Ihrer Wohnung geschah, tut mir leid. Es war tatsächlich eine Frage von Leben und Tod. Was meine Person betraf.“
„Schon verziehen“, beruhigte ich ihn. „Aus welchen Gründen hat man Sie denn angeheuert?“
„Er ist unser Experte bezüglich des Steins“, sagte Nadler. „Er weiß mehr darüber als jeder andere lebende Mensch.“
„Dann haben Sie also die Kronjuwelen vergessen?“ fragte ich.
Paul winselte. Er nickte.
„Sie wissen also Bescheid“, jammerte er. „Ja, das war eine Geste jugendlicher Dummheit, die mir dann aus den Händen glitt. Mea culpa. Wir hatten nicht mit der Einmischung von
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