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Tore in der Wüste

Tore in der Wüste

Titel: Tore in der Wüste Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Roger Zelazny
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als ich den Sternstein gesehen hatte …
    Bei der Party, die ich eine Woche vor Hals Hochzeit gegeben hatte. Die Wohnung barst fast vor Freunden und Besuchern, wir lachten viel und waren sehr laut. So ging das bis etwa drei, vier Uhr morgens. Alles in allem, würde ich sagen, war es eine tolle Party. Zumindest ging jeder lachend nach Hause, und es gab keine Verletzten.
    Abgesehen von meinem eigenen kleinen Unfall.
    Ja. Ein Glas war von einem Tisch gestoßen worden und zerschellt. Es war leer gewesen, also gab es nichts aufzuwischen. Das alles passierte schon gegen Ende der Fete, die Leute verabschiedeten sich bereits. Daher ließ ich die Scherben liegen, wo sie waren. Morgen vielleicht. Mañana.
    Ich wußte, ich hatte zuviel getrunken, ich konnte mir vorstellen, wie es mir morgen gehen und was ich dann zweifellos tun würde.
    Zuerst würde ich stöhnend erwachen und den Tag verfluchen. Danach würde ich aus dem Bett rollen, in die Küche taumeln und Kaffeewasser aufsetzen – was ich jeden Morgen zuerst tat – und schließlich ins Bad wanken, um meine morgendliche Toilette hinter mich zu bringen, bis das Wasser kochte. Selbstverständlich barfuß. Ganz bestimmt würde ich mich nicht an die Scherben auf dem Fußboden erinnern. Zumindest für kurze Zeit nicht.
    Daher nahm ich den Papierkorb unter dem Schreibtisch hervor, stellte ihn vor mich, kauerte nieder und räumte die Scherben weg.
    Natürlich schnitt ich mich. Ich beugte mich zu weit nach vorn und kippte. Als ich mich mit den Händen abstützen wollte, griff ich mitten in die Scherben und brachte mir einen Schnitt in der Handfläche bei.
    Ich wickelte ein Taschentuch um die verletzte Hand und räumte weiter auf. Ich wußte, wenn ich jetzt aufhörte und mich um meine Hand kümmerte, dann würde ich meine Aufgabe nicht zu Ende bringen. Ich war sehr müde.
    Daher sammelte ich alle Stücke ein, die ich sah, und saugte den Boden hinterher ab. Nachdem ich das getan hatte, stellte ich den Papierkorb an seinen angestammten Platz zurück und ließ mich in den Sessel fallen, einmal, weil er gerade so günstig stand, zum anderen, weil ich es wollte.
    Ich wickelte das Taschentuch auf, meine Hand blutete noch immer. Zwecklos, etwas zu unternehmen, bevor die Wunde nicht verkrustet war. Also lehnte ich mich zurück und wartete. Meine Augen ruhten einen Augenblick auf dem Sternstein, den wir als Briefbeschwerer verwendeten. Ich holte ihn her und drehte ihn vor meinen Augen, das seltsame Funkeln, das von ihm ausging, entzückte mich ungemein. Dann streckte ich den Arm in voller Länge auf dem Polster aus, weil meine Hand schwer war und ich meinte, meinem Bizeps würde eine kleine Entlastung auch ganz guttun. Auf diese Weise spielte ich noch eine ganze Weile mit dem Stein. Ich fühlte mich ein wenig schuldig, weil ich ihn mit Blut beschmiert hatte, doch dann gefiel mir die Tatsache doch noch ganz gut, weil das Blut das seltsame Farbenspiel veränderte. Leb wohl, gute Erde.
    Ein paar Stunden später erwachte ich wieder, durstig und mit verkrampften Muskeln, die von meiner seltsamen Haltung herrührten. Ich stand auf und ging in die Küche, wo ich mir ein Glas Wasser holte. Auf dem Rückweg durch meine Wohnung schaltete ich sämtliche Lichter aus. Im Schlafzimmer entkleidete ich mich langsam und setzte mich auf den Bettrand. Ich ließ meine Kleider liegen, wo sie hinfielen, kuschelte mich in die Kissen, in denen ich den Rest der Nacht auf angenehmere Weise verbrachte.
    Damals hatte ich den Sternstein zuletzt gesehen. Ja.
    „Ich erinnere mich“, sagte ich. „Das muß man dem Doktor schon lassen. Er hat die Erinnerungen wieder zurückgeholt. Sie waren von Suff und Müdigkeit verschleiert, aber nun sind sie wieder klar und deutlich.“
    „Nicht nur von Suff und Müdigkeit“, widersprach Ragma.
    „Wovon dann?“
    „Ich sagte, wir haben den Stein gefunden.“
    „Ja, das haben Sie gesagt. Aber die Erinnerung daran wurde nicht wieder geweckt. Ich erinnere mich nur, wann ich ihn das letzte Mal sah, nicht, was daraus geworden ist.“
    Paul räusperte sich. Ragma sah ihn an.
    „Fahren Sie fort“, sagte er.
    „Als ich mit dem Ding arbeitete“, begann Paul, „waren meine Ergebnisse allesamt in keiner Weise zufriedenstellend gewesen. Ich konnte natürlich nicht einfach ein Stück von diesem unschätzbar wertvollen Artefakt wegklopfen, um es zu analysieren. Abgesehen von rein ästhetischen Gründen hätte man das leicht entdecken können. Ich hatte ja keine Ahnung, wie detailliert

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