Torschlussmami: Eine Frau auf der Suche nach dem großen Babyglück (German Edition)
schweigend zu meditieren. Obwohl ich das Prinzip von Vipassana verstanden habe und den Nutzen kenne, ringe ich damit, diese Meditationssitzung ernst zu nehmen. Sie müssen zugeben, dass es ziemlich schräg ist, auf eine Party zu gehen und sich auf den Boden zu hocken, ohne die anderen Gäste eines Blickes zu würdigen oder ein Wort mit ihnen zu wechseln. Statt aufgefordert zu werden, unsere eigenen Getränke mitzubringen, wurden wir gebeten, unsere Meditationskissen einzupacken. Ich komme mir vor, als wäre ich wieder vier Jahre alt und müsste Mittagsschlaf im Kindergarten halten. Als ich mich unbeobachtet wähne, blinzle ich vorsichtig und spähe verstohlen zu den anderen. Mir kommt der Gedanke, dass ich, obwohl ich vor Kurzem zehn Tage und zehn Nächte mit diesen Frauen verbracht habe, kaum etwas über sie weiß, da wir, nun ja, die meiste Zeit damit verbracht haben, mit geschlossenen Augen auf dem Boden zu sitzen und schweigend zu meditieren. Ich beginne mich zu fragen, ob der restliche Abend genauso schräg und freakig verlaufen wird wie der Anfang. Nachdem die Meditation beendet ist und die Unterhaltung beginnt, erhalte ich meine Antwort.
Schnell kreist das Gespräch um die Themen Babys und Fruchtbarkeit. Ich weiß nicht, wie das bei Ihnen ist, aber ich führe mit Menschen, die ich kaum kenne, normalerweise keine tief greifenden Gespräche über Fortpflanzung. Ich nehme an, wenn man sich mit Freunden trifft, selbst wenn man sie schweigend in einem Meditationszentrum kennengelernt hat, kann man viel mehr von so einer Dinnerparty erwarten als die übliche oberflächliche Unterhaltung über die neuesten Bücher und Filme.
Zwei Frauen in unserer Runde sind über dreißig, die anderen vier über vierzig. Alle außer mir sind Single. Und alle außer mir sind sich sicher, dass sie Kinder haben wollen, beziehungsweise hatten in der Vergangenheit Phasen, in denen sie sich ein Kind wünschten. Warum habe ich plötzlich das Gefühl, als wäre ich durch ein Wurmloch in ein Raum-Zeit-Kontinuum gesogen worden und in einer Sitcom mit gesellschaftskritischer Botschaft gelandet?
Unsere Gastgeberin, Lynn, wünscht sich von ganzem Herzen ein Baby, aber sie findet, ein Kind sollte Mutter und Vater haben. Sie will keines in die Welt setzen, solange sie keinen festen Partner hat. Hinter ihrem gelassenen und kultivierten Auftreten nehme ich eine unverkennbare Traurigkeit in ihrer Stimme wahr, als sie von ihrer Angst spricht, dass ihre Zeit bereits abgelaufen sein könnte und sie niemals Mutter sein wird. Aber Lynn spricht auch von einer größeren Dimension. »Ich habe zwar keine eigenen Kinder, aber es gibt Kinder in meinem Leben«, sagt sie. »Natürlich ist das was anderes, da ich nicht direkt in der Verantwortung stehe. Aber ich schätze mich durchaus glücklich, dass ich als Tante und Patentante bei den Kindern meiner Freundinnen etwas beitragen kann.«
Fleur, eine Bildhauerin Ende vierzig, teilt Lynns Ansicht. Sie strahlt mütterliche Energie aus. »Ich habe mir immer Kinder gewünscht«, sagt sie. »Aber ich hatte nie eine Beziehung, in der ich eine Zukunft gesehen habe.« Vor ein paar Jahren bot Fleurs Schwägerin ihr eine Eizellenspende an. Damals war Fleur schon über vierzig und machte sich Sorgen, dass sie zu alt zum Kinderkriegen sei.
»Ich musste heulen«, erzählt sie. »Ich war noch nie so tief gerührt.«
Fleur dachte über das Angebot nach, weil ihr Kinderwunsch damals sehr heftig war. Sie informierte sich darüber, was ihrer Schwägerin bei einer Eizellenspende bevorstände, aber sie sprachen nie wieder darüber.
»Tief im Innern habe ich immer noch den Wunsch, Mutter zu werden. Aber das kommt nur in einer festen Partnerschaft infrage.«
Und als es schließlich Zeit wurde, eine Entscheidung zu treffen, erkannte Fleur, dass ihre Vorstellungen von Familie doch konservativer waren, als sie gedacht hatte.
Die anderen drei Frauen betrachten das Singledasein nicht als Hindernis für ein Baby. Kerry aus dem Management Consulting und Linda, Geschäftsführerin einer Produktionsfirma, sind schwanger von Spendersamen, während Mary, die Buchhalterin, kurz vor einer IVF -Behandlung steht, auch mit Spendersamen. Wenn ich von Spendersamen rede, meine ich damit nicht, dass Mary, Kerry und Linda irgendeinen Kerl in der Kneipe aufgerissen haben. Mary hat über ihre Kinderwunschklinik Sperma von einer hiesigen Samenbank gekauft. Aber sie fügt rasch hinzu, dass die Auswahl an hiesigem Sperma mager sei. Sie habe sich das
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