Torschlussmami: Eine Frau auf der Suche nach dem großen Babyglück (German Edition)
relativierte meine gedankenlose Bemerkung schnell und vereinbarte mit Chris, erst in einem Jahr, und keinen Moment früher, wieder über das Thema Kinder zu sprechen.
Doch keine zwei Wochen später, nach einem Besuch bei meiner Gynäkologin, redeten wir über nichts anderes mehr. Mein Fruchtbarkeitszug hatte die Maschinen angeworfen, und der Lokomotivführer rief: »Alles einsteigen!« Ich war zu jung, um damit umzugehen. Und nach meiner Einschätzung hatte die hektische Schlussphase schlappe zehn Jahre zu früh begonnen.
In den folgenden Monaten blieb mir nichts anderes übrig, als alle Pros und Kontras in der Kinderfrage abzuwägen, die mich sonst immer zu Tode langweilte, wenn ich das Pech hatte, am Tisch zwischen lauter Glucken zu sitzen. Was würde es bedeuten, wenn ich mich für ein Kind entschied, aber keines bekommen konnte? Würde es in mir eine Leere hinterlassen, welche ich mit flauschigen weißen Promenadenmischungen und Designerhandtaschen niemals würde füllen können? Wäre mein Leben verpfuscht? Oder was, wenn ich ein Baby bekäme und feststellte, dass ich es nicht wollte, dass mir mein altes Leben besser gefallen hatte? Mit einem Kind wäre ich für immer gebunden, Kinder kann man nicht zurückgeben. Wäre mein Leben dann ruiniert?
Angesichts der größten Entscheidung meines bisherigen Lebens beschloss ich, ein bisschen zu recherchieren und mein Gewissen zu prüfen. Ich wollte die nackte Wahrheit über das Muttersein erfahren, und zwar ohne den Zuckerguss. Ich wollte all das herausfinden, worüber normalerweise nicht gesprochen wird, weil es sich nicht gehört oder weil man es lieber verdrängt. Ich wollte ganz sicher sein und bereits im Vorfeld wissen, ob sich mein Leben als Mutter verbessern oder verschlechtern würde. Was musste ich opfern, was würde ich gewinnen, was bereuen? Ich sprach mit Eltern und mit Kinderlosen, mit Menschen, die unfruchtbar sind und nicht das Privileg haben, eine Wahl zu treffen, und mit Frauen, die sich ein Kind wünschen, aber denen ein Samenspender fehlt. Dabei entdeckte ich, dass der Kinderwunsch Menschen bis an den Rand des Wahnsinns und vielleicht sogar darüber hinaus treiben kann, lernte die logistischen Herausforderungen kennen, wenn frau ihren Eisprung auf einem Langstreckenflug hat (Sex über den Wolken ist in Anbetracht der engen Toilettenkabinen ein artistisches Kunststück), die Demütigung und Verzweiflung bei einer In-vitro-Fertilisation ( IVF ) und den Preis von Sperma im Internet.
Vor allem aber lernte ich, dass sich jede Frau der Kinderfrage an irgendeinem Punkt in ihrem Leben stellen muss. Für manche ist das eine schnelle Sache, und die Antwort ist klar. Bei anderen Frauen kriecht die Frage langsam ins Bewusstsein, und die Antwortsuche wird zu einer quälenden Angelegenheit. Es gibt nicht die richtige Antwort. Dafür habe ich herausgefunden, dass es, anstatt die richtige Antwort zu suchen, besser ist, sich mit der Frage auf seine ganz eigene Art auseinanderzusetzen und sich die Entscheidung damit nicht von Zeit, Unwissenheit und sozialem Druck abnehmen zu lassen. Dies hier ist meine Geschichte und die Geschichten anderer Frauen über schwierige Entscheidungen und den Umgang mit den Folgen.
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Ticktack, deine Eizellen laufen ab
S ie kommt mit etwas in der Hand auf mich zu, das aussieht wie ein Vibrator und dessen Spitze auf mich zeigt. Aber es ist kein Vibrator. Es hat nämlich keine Hasenohren, keinen Geschwindigkeitsregler und keinen Glitter unter der pinkfarbenen Silikonhülle. (Meiner Meinung nach sollte jeder Vibrator einen Glitzereffekt haben.) Dieses Gerät hier sähe allerdings auch mit Glitzern nach keinem besonderen Spaß aus.
Es handelt sich demnach um keine Episode von lesbischen Sex-Experimenten, sondern vielmehr um eine Untersuchung bei meiner Frauenärztin. Es gibt nur wenige Dinge in meinem Leben, die ich mehr hasse, als einen gynäkologischen Abstrich machen zu lassen. Es muss doch eine einfachere Methode geben, als einen mit Gleitmittel eingeschmierten kalten Entenschnabel aus Metall in den Unterleib gesteckt zu bekommen! Es ist die einzige Situation in meinem Leben, in der ich es hinnehme, mich in einem Raum mit greller Beleuchtung vollständig zu entblößen. Und jedes Jahr bin ich unter dem Neonlicht aufs Neue über die Dellen an meinen Oberschenkel entsetzt und nehme mir vor, nie wieder Schokolade anzurühren.
Ich will mich gerade von der Liege schwingen und nach meiner Unterwäsche greifen, als meine Gynäkologin Dr.
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