Tortenschlacht
mit dem Wecker äußerst peinlich, und sie hatten nochmals die ganze Ruine untersucht. Mit neuem Ergebnis.
»Also ein Verteiler«, sagte Beylich.
Der Brandermittler nickte. »Da oben. In einer Kammer im ersten Stock.«
»Wie kommen Sie darauf?« Beylich starrte durch verkohlte Dachbalken in den Himmel. »Da ist nichts mehr.«
»Nein«, nickte der Brandermittler und stocherte im Schutt, »aber man kann rekonstruieren, welche Trümmer zu welcher Etage gehörten. Wir versuchen es zumindest.«
»Verstehe«, Beylich sah sich nachdenklich um, »nach dem Motto: Was nach dem Feuer unten liegt, war vorher auch schon unten.«
»Wie im richtigen Leben.« Der Baupolizist grinste.
»Den Wecker fanden wir auch hier«, sagte der Brandermittler und scharrte in der Asche herum. »So sehr irrten wir uns nicht. Auch wenn es kein Brandsatz war, das Feuer brach im ersten Stock aus. Wir vermuten jetzt einen Kurzschluss im Elektroverteiler.« Er deutete auf einen Klumpen geschmolzenes Bakelit. »Das Ding muss noch von der Jahrhundertwende sein.«
»Mhm«, knurrte Beylich. »Gibt es in den anderen Häusern auch solche Verteiler?«
»Vermutlich.«
»Kommen Sie!« Beylich wandte sich ab. »Wir schauen uns das mal an.«
Er stiefelte voran aus der Ruine aufs Nebenhaus zu und stieß dort fast mit einem jugendlichen Pärchen zusammen, das gerade mit zwei großen Bassverstärkern hinauswollte. »’tschuldigung!«
»Erst kieken, dann loofen!« Dark starrte den drei Männern nach. »Wat war’n det denn für Typen?«
»Bullen«, antwortete Melanie, »die sind schon seit Tagen hier und versuchen rauszufinden, wer das Feuer gelegt hat.«
»Echt?« Er trug noch immer den zu großen Trainingsanzug. »Und die lasst ihr hier einfach so rumlatschen? Ick meine, is immerhin Staatsjewalt. Mithin der Feind, wa?«
»Mein Vater ist auch Bulle, vergiss das nicht!«
»Na, vielen Dank, mit dem hatte ick schon det Vergnügen.« Dark winkte ab. »Wollte mich doch glatt wejen Mordes verhaften. Aba sein Chef is ‘n Netter. Der hat mich wenigstens jehn lassen. – Oh shit!« Er zuckte zusammen und verbarg sich hektisch hinter Melanie. »Bleib ma so!«
»Was ist denn?«
»Meine Alte! Wenn die mich hier findet, is Polen offen!«
Tatsächlich lief ein paar Meter weiter eine etwas rundliche Frau an ihnen vorbei und sah sich suchend um.
»Das ist deine Mutter?«
»Leider«, Dark machte sich hinter Melanie ganz klein, »die macht mich zur Schnecke, sag ick dir.«
»Ich denke, du bist volljährig?«
»Erzähl der det ma.« Dark spuckte wütend aus. »Die hält leider jarnüscht von meine Volljährigkeit.«
Die Frau verschwand in einem der beiden besetzten Häuser, und Dark kam wieder hinter Melanie hervor.
»Wetten, dass die jetzt Himmel und Hölle verrückt macht? – Wo ist mein Sohn?«, äffte er seine Mutter mit hoher Stimme nach, »geben Sie sofort meinen Sohn heraus, ich bin die Erziehungsberechtigte.«
Melanie lachte.
»Det is nich lustig, det ist extrem peinlich.« Dark nahm seine Verstärkerbox wieder hoch. »’n echt hartet Schicksal, wenn deine Olle so mit ‘m Klammerbeutel jepudert is, det kann ick dir sagen.«
»Na ja«, sagte Melanie, »wenn mein Vater mitbekommt, dass ich seit zwei Tagen die Schule schwänze, kriege ich auch Ärger.«
Sie schleppten ihre Bassboxen auf die Bühne, wo Spinne das Schlagzeug bewunderte und mal trommeln wollte, aber Dark hielt ihn zurück. Immerhin sei das Schlagzeug nigelnagelneu und er habe es höchstpersönlich unter Einsatz seines Lebens von Mafiageldern gekauft, bevor ihm die Gangster die Kohle wieder abgenommen hätten.
Melanie tippte sich gegen den Kopf. Die ganze Nacht hindurch hatte Dark von seinem Kampf »Allein gegen die Mafia« erzählt, doch sie glaubte die Geschichte genauso wenig wie die übrigen Besetzer.
Unterdessen suchten Beylich, der Brandermittler und der Mann von der Baupolizei im besetzten Haus Helmholtzplatz Nummer fünfzehn nach dem Verteilerkasten.
»Normalerweise sind die im Keller, aber wenn der nebenan auch im ersten Stock war …«
Sie stiegen die Treppe hinauf und liefen Polzin über den Weg, der sogleich fragte, wer sie seien.
»Beylich, Kripo«, stellte sich der Kriminalrat vor und bewunderte einmal mehr den Irokesenschnitt den jungen Mannes. »Sie wohnen hier?«
Polizin sah die Männer skeptisch an. »Können Sie sich ausweisen?«
Beylich war baff. Zeiten waren das. Früher hatte die Polizei solche Fragen gestellt, nicht irgendwelche Punks. Aber vorerst hatte
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