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Tortenschlacht

Tortenschlacht

Titel: Tortenschlacht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Oliver G Wachlin
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über Berlin. Siegbert Meyer saß mit gelöster Krawatte und breiten Hosenträgern an seinem fetten Schreibtisch und wirkte wie Michael Douglas in ›Wall Street‹. Fand zumindest Hünerbein.
    »Kommen Sie rein, Hauptkommissar!« Meyer schwang sich von seinem ledernen Chefsessel, stand schwungvoll auf und lief um seinen Schreibtisch herum, um Hünerbein die Hand zu geben.
    »Meyer, mein Name! Ich bin der Geschäftsführer dieses Unternehmens. Was kann ich für Sie tun?«
    »Ich ermittle im Fall Werner von Lahn«, antwortete Hünerbein, »und hätte ein paar Fragen an Sie.«
    »Aber bitte!« Meyer bot ihm einen Platz in einem der drei schwarzen Clubsessel an, die um ein kleines, rundes Glastischchen am Fenster standen. »Nehmen Sie doch Platz. Wollen Sie was trinken?«
    »Nein«, Hünerbein sank schnaufend in einen der Sessel und sah aus dem Fenster. »Schöne Aussicht.«
    »Nicht wahr?« Meyer lächelte und setzte sich ebenfalls. »Wenn man in meiner Branche arbeitet, ist es ganz gut, wenn man einen Blick auf die Immobilien dieser Stadt hat.«
    »Sicher.« Hünerbein zog sein Notizbüchlein hervor und kam umgehend zur Sache. »Sie kannten Werner von Lahn und haben ihn am Samstagabend das letzte Mal getroffen. Ist das richtig?«
    »Ja«, nickte Meyer, »wir hatten geschäftlich zu tun.«
    »Worum ging es in dem Gespräch?«
    »Um seine Immobilien im Ostteil der Stadt. Wir hatten ihm angeboten, die Restitutionsansprüche zu übernehmen. Für eins Komma acht Millionen Mark.«
    »Mhm.« Hünerbein nickte, denn das deckte sich mit den Angaben der Witwe.
    »Werner von Lahn bat um Nachbesserungen bezüglich Ihres Angebots?«
    »Unwesentlich«, winkte Meyer ab, »das übliche Gefeilsche unter Geschäftspartnern.«
    »Aber er hat seine Wohnung unmittelbar nach dem Treffen mit Ihnen verlassen.« Hünerbein sah prüfend auf. »Haben Sie eine Ahnung, warum?«
    »Nein.« Meyer schüttelte den Kopf und schlug die Beine übereinander. »Es hatte sicher nicht mit unserem Gespräch zu tun.«
    »Wussten Sie, dass er erpresst wurde?«
    »Nein!« Meyer wirkte überrascht. »Erpresst? Von wem?«
    Jetzt beginnt er, die Unwahrheit zu sagen, dachte Hünerbein, das spüre ich mit jeder Zelle meines beleibten Wesens. Wer ist der Kerl? Ich hätte mich vorher über ihn informieren sollen. »Ist Ihnen der Name ›Rosemarie Huth‹ ein Begriff?«
    »Lassen Sie mich überlegen …« Meyer lehnte sich nachdenklich zurück und kniff versonnen die Augen zusammen. »Rosemarie … Huth, sagten Sie?«
    »Richtig.« Hünerbein lauerte.
    »Nein«, bedauerte Meyer, »soweit ich das beurteilen kann, sagt mir der Name nichts. Wer soll das sein?«
    »Eine junge Frau«, antwortete Hünerbein, »sie wurde im Juli 1961 ermordet. Der Fall ist nie aufgeklärt worden.«
    »Aha«, machte Meyer verständig, »und Sie vermuten, dass der Tod dieser jungen Frau mit dem tragischen Tod von Werner von Lahn in Verbindung zu bringen ist?«
    »Davon gehen wir aus.« Hünerbein beschloss, scharf zu schießen. »Es gab insgesamt vier Erpresserschreiben. Alle getippt auf einer Erika-Reiseschreibmaschine. Besitzen Sie so eine?«
    »Nein.« Meyer wurde unruhig. »Warum fragen Sie? Ich sagte Ihnen doch, dass ich mit dieser Rosemarie …«
    »Huth«, half ihm Hünerbein auf die Sprünge.
    »… Huth«, wiederholte Meyer, »nichts zu tun habe.« Er beugte sich vor. »Hören Sie mal: 1961 war ich gerade mal dreizehn Jahre alt. Wie kommen Sie darauf, mich mit so einem alten Mord in Verbindung zu bringen?«
    »Ich bringe Sie nicht mit dem Mord vor dreißig Jahren in Verbindung«, erklärte Hünerbein und schrieb etwas in seinen Notizblock, »sondern mit dem überraschenden Ableben von Werner von Lahn.« Er sah auf. »Immerhin haben Sie ja von seinem Tod ordentlich profitiert, nicht wahr? Wie mir die Witwe mitteilte, haben Sie die Restitutionsansprüche von ihr übernommen.«
    »Ja, aber das hatten wir schon lange verhandelt«, entgegnete Meyer, »die Sache war praktisch unterschriftsreif.«
    »Nur dass Werner von Lahn am Samstag noch nicht unterschrieben hat«, stellte Hünerbein fest. »Sagen Sie mir warum?«
    »Er wollte sich die Sache noch einmal überlegen.« Meyer wippte mit seinen Zehen auf und ab. »So ein Geschäft will gut durchdacht sein. Warum hätte ich ihn drängen sollen?«
    »Zumal die Zeit ja für Sie gelaufen ist«, Hünerbein schnaufte, »denn wenig später war von Lahn tot.«
    »Ihre versteckten Anschuldigungen sind absurd!« Meyer wirkte verärgert. »Woher hätte

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