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Tortenschlacht

Tortenschlacht

Titel: Tortenschlacht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Oliver G Wachlin
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Sekretärin zu unterhalten.«
    »Sie wollen mich übers Ohr hauen.« Meyer trank einen Schluck. »Und ich muss Ihnen nicht sagen, dass mich dass nicht im Geringsten amüsiert.«
    Werner von Lahn wartete ab. Jetzt ging das Hauen und Stechen los. Die DDR wurde neu aufgeteilt, die Claims neu abgesteckt, und jeder wollte dabei sein. Gier war die Eigenschaft der Stunde, und die Frage war, was dieser Meyer ihm vorwarf? Er beschloss, sich behutsam vorzutasten.
    »Wie kommen Sie darauf?«
    »Sie versuchen, vollendete Tatsachen zu schaffen.« Meyer seufzte schwer. »Aber das könnte Ihnen auf die Füße fallen. Bei Ihrem kleinen Feuerchen gab es einen Toten. Die Polizei ermittelt.«
    »Bitte?« Werner von Lahn verstand kein Wort. Was faselte dieser Meyer da? »Wovon reden Sie?«
    »Ich bitte Sie, Herr von Lahn!« Meyer schüttelte unwirsch das Haupt. »Lassen wir doch das Versteckspiel. Ich hatte Ihnen allein eins Komma acht Millionen für die Immobilien am Helmholtzplatz geboten. Wenn man bedenkt, dass die Häuser von autonomen Randalierern bewohnt werden, ist das ein sehr gutes Angebot. So hoch, dass Sie Ihr hübsches Eigenheim hier vor dem Zugriff der Banken hätten retten können. Aber Sie können den Hals nicht voll kriegen, nicht wahr?«
    »Sprechen Sie nur weiter!« Von Lahn nahm den Humidor aus dunklem Ebenholz vom Kaminsims, klappte ihn auf und bot seinem Gast eine Zigarre an. »Ihre psychologischen Spielchen sind höchst interessant, Meyer. Auch wenn ich fürchte, dass sie bei mir nicht verfangen.«
    »Wollen Sie die beiden anderen Häuser auch noch – wie sagt man – heiß räumen?« Meyer lehnte die Zigarre ab. »Glauben Sie, mit diesen höchst kriminellen Machenschaften Tatsachen zu schaffen, die einen höheren Kaufpreis rechtfertigen?«
    »Ich lasse mich von Ihnen weder für kriminell noch für dumm verkaufen, Meyer. Ihre eins Komma acht sind ein Spottpreis.« Von Lahn knipste die Spitze seiner Zigarre ab und nahm sich das große Tischfeuerzeug. »Sie wissen genau, dass die Grundstücke weit mehr wert sind.«
    »Sie vergessen, dass Ihnen die Häuser noch nicht gehören.«
    »Das ist nur noch«, von Lahn hüllte sich in Zigarrenqualm, »eine Frage von Tagen.«
    »Sie glauben tatsächlich …«, Meyer lehnte sich zurück. »… die Immobilien fallen Ihnen am dritten Oktober einfach so in den Schoß zurück? Quasi über Nacht?«
    »Warum nicht? Die im Einheitsvertrag vereinbarten Gesetze sind in dieser Hinsicht eindeutig.«
    »Ihre Ansprüche müssen erst geprüft werden«, widersprach Meyer, »Sie werden entsprechende Anträge stellen müssen, genau wie zigtausend andere Alteigentümer auch. Unsere Gesellschaft könnte ebenso Anspruch auf Ihre Immobilien anmelden. Ganz egal, ob diese Ansprüche gerechtfertigt sind oder nicht. Wir würden damit einfach nur Zeit schinden, könnten so das Procedere verzögern. Möglicherweise dauert es dann Jahre, bis in Ihrem Sinne entschieden wird. – Die Frage ist, ob Sie so lange warten wollen? Und ob Sie so lange warten können?«
    Von Lahn verharrte in der Bewegung und besah sich seinen späten Besucher genauer. »Sie drohen mir?«
    »Ganz und gar nicht. Ich appelliere an Ihre Vernunft.« Meyer griff in die Innentasche seines Sakkos, holte einen dreifach gefalteten Vertragstext hervor und legte ihn auf das kostbare Hepplewhite-Tischchen zwischen ihren beiden Sesseln. »Damit wären Sie Ihre gröbsten finanziellen Probleme vorerst los.«
    Von Lahn nahm das Papier und überflog es. »Sie machen sich lächerlich, Meyer! In fünf Jahren sind die Grundstücke mindestens das Zehnfache wert!« Er warf den Vertragstext zurück auf das Tischchen. »Ich erwarte, dass Sie Ihr Angebot nach oben korrigieren!«
    »Wie schon gesagt, ich mag es nicht, wenn man mich auszutricksen versucht. Die Bedingungen haben sich geändert.«
    »Nicht für mich.«
    Beide sahen sich unbewegt an. Jeder versuchte, in den Augen des anderen zu lesen. Aber sowohl Meyer als auch Werner von Lahn waren Meister darin, sich nichts anmerken zu lassen. Und so blickten sie ins Leere.
    »Meyer, ich habe mich über Sie und Ihre Firma erkundigt«, sagte von Lahn nach einer Weile. »Eigentlich nur, um Ihre Solvenz prüfen zu lassen. Aber dabei sind mir ein paar Dinge aufgefallen, die mich stutzig machten.« Er streifte die Asche seiner Zigarre gelassen am Kamingitter ab. »Sie haben Ihr ganzes Konglomerat von Unternehmungen in knapp einem Jahr aufgezogen. Tüchtig. Seit November sind Sie an einer

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