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Total bedient: Ein Zimmermädchen erzählt (German Edition)

Total bedient: Ein Zimmermädchen erzählt (German Edition)

Titel: Total bedient: Ein Zimmermädchen erzählt (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Anna K.
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therapieren, waren Frau Bock und ich bis zum Mittag voll beschäftigt mit Eindecken, Aufbauen, Nachlegen, Nachfüllen, Nachkochen und dem nie endenden Abräumen und der, wenn sie mal funktionierte, dampfenden Spülmaschine, die in wenigen Sekunden
Unmengen Geschirr wusch und trocknete. Sechshundert Mal, ich hab es nachgezählt, läuft man im Schnitt zwischen Küche, Tischen und Buffet auf und ab. Sechshundert Mal balancieren und aufpassen, dass einem die Schwingtür zur Küche nicht die dreckigen Teller aus der Hand schlägt.
    Zweiunddreißig Plätze hatte der Frühstücksraum, und meine größte Angst war stets, dass einmal alle hundertzwanzig Gäste auf einmal kommen könnten. Auch wenn dieser Fall nie eintrat, Stau gab es dauernd. Und damit natürlich schlechte Laune.
    Wir haben immer wieder versucht, die Frühstücksgäste zu steuern, haben extra Tische frei gelassen, die wir eigentlich schon fürs Mittagessen hätten fertig machen können, und haben die Ecktische immer ganz schnell leer geräumt, denn so am Rand gefällt es eigentlich allen, dachten wir, da sitzt man nicht mittendrin und wird von allen Seiten beim Krümeln beobachtet. Es schlängeln sich auch nicht ständig Leute an einem vorbei und balancieren ihre Tomate-Gurke-Ei-Auswahl über einem hinweg. Hat es etwas genutzt? Nein. Der Frühstücksmensch folgt keinen Regeln. Er ist nicht steuerbar. Er macht, was er will, und das hat prinzipiell nichts mit dem zu tun, was ich gewollt hätte. Warum setzt sich die vierköpfige Familie ausgerechnet an den Mitteltisch, auf dem sich noch die beschmierten Teller der Vorgänger türmen, auf dem kein frischer Kaffee und keine saubere Tasse steht, und guckt sich dann vorwurfsvoll nach dem Service um, der das alles hier mal wieder gar nicht im Griff hat? Warum geht der alleinreisende Mann mit der Börsenzeitung an
den Fenstertisch, obwohl da locker fünf Leute Platz gefunden hätten, und zwingt die Radlergruppe, die eine Sekunde zu spät aus dem Fahrstuhl kommt, dazu, erst mal zwei Tische zusammenzurücken, wobei die Blumenvase umkippt, die Tischdecke feucht wird und diese Tischburg jetzt als unüberwindbares Hindernis mitten im Raum steht? »Frollein«, das lieben nicht nur männliche Radfahrer um die fünfzig, »Frollein, der Kaffe«! Kaffe mit einem e.
    Es ist bemerkenswert, mit welchen Gesten die Gäste darauf aufmerksam machen, dass sie ein neues Getränk wünschen. Sie wedeln mit ihren leeren Thermoskännchen oder weisen mit offener Handfläche in die leere Tasse und ziehen dabei die Augenbrauen hoch, als hätte ich es ahnen müssen, dass ihre Kanne in Kürze leer sein würde. Vor allem bestellen sie ihren zweiten Kaffee mit einer Ungeduld, als drohen sie an einem akuten Koffeinmangel zu sterben.
    In so ein Kännchen, das wir pro Person ausgaben, passte ein halber Liter Kaffee. Ich kenne bis heute wenig Menschen, die zu Hause mehr als einen Liter Kaffee trinken, bevor sie zur Arbeit gehen.
    Auf der Käseplatte lagen immer drei Sorten: ein gelber Scheibenkäse, das war meistens Butterkäse, Camembert am Stück und Frischkäseringe mit Kräuter- oder Pfefferrand. Fehlte eine Sorte, wurde sie innerhalb von Minuten nachbestellt, auch wenn der gleiche Käse sonst manchmal einen ganzen Vormittag lang nicht angerührt wurde. Es brachte also nichts, den am einen Tag ausgehenden Käse am folgenden Tag reichlicher aufzudecken. Manchmal
sah ich die leere Stelle auf der Käseplatte und wettete mit mir selbst, ob ich es schaffen würde, die zehn auf »Kaffe« wartenden Gäste zu versorgen, und dann das Käseplattenloch zu stopfen, ohne dass es jemand vorher einforderte. Eine Wette, die ich regelmäßig verlor.
    Sie nahmen die frischen Teller vom Stapel, den man mühsam aus der Küche heranbalancierte. Keine Chance, ihn vorher abzustellen. Und immer dieses »Saft, Saft!«. Einmal schoss eine junge Mutter auf mich zu, im Kindersitz quengelte ihr Kind, sie hielt mir ihr Glas unter die Nase und befahl immer wieder »Saft!«.
    »Ja, was, Saft?«, dachte ich grimmig. Da vorne steht er doch. Das Sprechen in ganzen oder gar höflichen Sätzen schien angesichts der kostenlosen Lebensmittel, die man jetzt noch schnell essen konnte, nicht mehr zu funktionieren. Es kam vor, da erschienen wild gestikulierende Menschen in der Küche, weil sie uns wohl im Verdacht hatten, einen Plausch zu halten. »Eintritt nur für Personal «-Schild hin oder her. Mit einem Lächeln begleitet man sie hinaus und hört sich ihre Beschwerde weiter lächelnd

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