Total Recall
Laurentiis produziert hatte. Jessica war als beste Nachwuchsdarstellerin nominiert, der weiblichen Entsprechung meiner Nominierung. Dino beachtete mich nicht.
In der Nähe unseres Tischs saß Sylvester Stallone, den ich flüchtig kannte, weil Larry Kubik auch sein Agent war. Stallones Film Rocky war der Kassenschlager des Jahres. An der Kinokasse hatte er sämtliche prestigeträchtigen Filme übertroffen, darunter Network , Die Unbestechlichen und A Star is Born , und war nun in der Kategorie Bester Film nominiert. Ich gratulierte Sylvester, und er erzählte mir begeistert, dass er gerade an einem neuen Film über Ringkämpfer schreibe, in dem es vielleicht auch eine Rolle für mich gebe.
Nach dem Essen trat Harry Belafonte als Moderator des Abends auf die Bühne. Ich spürte, wie mich die übliche Ruhe vor einem Wettkampf überkam. Hier konnte ich wie beim Bodybuilding entspannen, weil ich wusste, dass ich in der Vorbereitungsphase alles für meinen Sieg getan hatte. Als meine Kategorie an der Reihe war und ich gewann, klatschte Sylvester Stallone lauter als alle anderen. Dann gewann Rocky , und er drehte völlig durch und küsste auf dem Weg zur Bühne jede Frau in Reichweite.
Es war ein unglaubliches Gefühl, meine erste Auszeichnung als Schauspieler zu gewinnen. Der Golden Globe bestätigte mir, dass ich nicht verrückt, sondern auf dem richtigen Weg war.
Ich verbrachte mittlerweile fast so viel Zeit in Manhattan wie in Los Angeles. New York war für mich wie ein Süßwarenladen. Es machte mir unglaublichen Spaß, all diese faszinierenden Menschen kennenzulernen. Ich war stolz und glücklich, von ihnen akzeptiert zu werden, und dankbar, dass ich ein Mensch war, in dessen Gesellschaft sich die Leute wohlfühlen. Mein imposanter Körper schreckte sie nicht, im Gegenteil, sie wollten sich mit mir unterhalten, mich unterstützen und verstehen, was ich tat.
Elaine Kaufman, die Inhaberin von Elaine’s Restaurant, war bekannt für ihre unberechenbare, schroffe Art, aber zu mir war sie immer reizend und bemutterte mich geradezu. Wenn ich ins Restaurant kam, führte sie mich von Tisch zu Tisch und stellte mich allen vor. So gingen wir etwa zum Tisch von Robert Altman, dann zu Woody Allen, Francis Ford Coppola und Al Pacino. »Sie müssen diesen jungen Mann kennenlernen«, erklärte sie. »Arnold, ich hol dir schnell einen Stuhl, und du setzt dich her und isst einen Salat, ja?« Manchmal war mir das etwas unangenehm, weil sie einfach das Gespräch am Tisch unterbrochen hatte, und ich wollte nicht stören. Aber da saß ich dann. Und obwohl ich ab und zu auch tief ins Fettnäpfchen trat – etwa als ich Rudolf Nurejew riet, die Verbindung zu seinem Heimatland nicht zu verlieren und unbedingt wieder einmal hinzureisen – waren Elaines Stammkunden meist freundlich und sehr interessiert. Coppola stellte viele Fragen zur Bodybuilding-Szene. Andy Warhol betrachtete das Bodybuilding unter intellektuellen Aspekten und wollte über dessen Bedeutung schreiben: Wie kann man wie ein Kunstwerk aussehen? Wie kann man der Bildhauer seines eigenen Körpers sein? Meinen Fauxpas gegenüber Nurejew konnte ich später wieder ausbügeln, als der Maler Jamie Wyeth uns beide porträtierte. Manchmal lud Nurejew Jamie und mich ins Elaine’s ein. Er kam dann spätabends nach der Vorstellung in einem extravaganten Pelzmantel mit großem Kragen und einem langen Schal. Er war nicht sehr groß, doch er dominierte den Raum mit seiner Persönlichkeit. Nurejew war der König. Das sah man an der Art, wie er ging, wie er den Mantel ablegte, an jeder auffälligen, aber formvollendeten Bewegung. Wie auf einer Bühne. Zumindest kam mir das so vor. In Gegenwart einer solchen Persönlichkeit gewinnt die Fantasie die Oberhand und lässt den anderen überlebensgroß erscheinen. Man konnte sich gut mit ihm unterhalten. Er erzählte mir oft von seiner Liebe zu Amerika und zur New Yorker Szene. Ich war voller ehrfürchtiger Bewunderung. Der beste Balletttänzer zu sein war etwas ganz anderes als der beste Bodybuilder. Ich hätte viertausend Jahre lang in Folge Mister Olympia werden können und würde trotzdem nie an Nurejew heranreichen. Er lebte in einer anderen Welt, wie Woody Allen, der zu einer Veranstaltung, bei der Smoking vorgeschrieben war, zwar im Smoking erschien, dazu aber weiße Tennisschuhe trug. Und niemand sagte etwas. Damit gab er zu verstehen: »Ihr könnt mich mal. In der Einladung steht ›Smoking‹, also trage ich einen Smoking, aber an
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