Total Recall
stellte mir vor, dass ich den Ex-Boxer spielen würde.
Zum Glück hielt die Begeisterung für Pumping Iron an. George Butler hatte endlich genug Geld zusammen, um den Film fertigzustellen, und rührte nun unermüdlich die Werbetrommel. Sein klügster Schachzug war vermutlich, dass er Bobby Zarem engagierte, den König der New Yorker Presseagenten. Bobby stammte aus Georgia, er war um die vierzig und hatte eine Halbglatze. Nach seinem Abschluss in Yale widmete er sich sofort der Öffentlichkeitsarbeit. Er gab sich gern als verrückter Professor, ohne Krawatte, mit aus der Hose hängendem Hemd und wildem Haarkranz. Er redete immer, als ob er völlig durcheinander wäre und der Weltuntergang unmittelbar bevorstünde. Beispielsweise sagte er: »Ich weiß nicht, warum ich das tue, es hat noch nie so schlecht ausgesehen, ich muss dringend zum Therapeuten, der Kerl ruft einfach nicht zurück, ich glaube, das ganze Projekt steht kurz vor dem Aus.« Anfangs wurde ich nervös, wenn er so über Pumping Iron redete, bis ich erkannte, dass das nur seine Masche war. Irgendwann musste man dann zu ihm sagen: »Nein, nein, Bobby, es ist alles in Ordnung. Du schaffst das schon!« Das wollte er hören.
Bobby hatte sich erst ein oder zwei Jahre zuvor selbständig gemacht, und ich glaube, er übernahm die Vermarktung von Pumping Iron , um sein Können unter Beweis zu stellen. George Butler bezahlte ihm sicher nicht viel. Doch in den zehn Monaten zwischen unserer Kunstaktion im Whitney Museum und dem Kinostart von Pumping Iron zog Zarem hinter den Kulissen gekonnt die Fäden und sorgte dafür, dass der Film im Gespräch blieb. Er zeigte überall Filmausschnitte. Er mietete einen Vorführraum, lud etwa zwanzig Leute aus der Kunst- oder Literaturszene, aus den Medien oder von der Wall Street ein und zeigte ihnen vorab Szenen aus dem noch unfertigen Film. Er sorgte auch immer dafür, dass ein oder zwei Journalisten mit von der Partie waren, auch wenn die Vorführungen inoffiziell waren. Ich begleitete ihn oft. So lernte ich zum Beispiel Charlie Rose kennen, dessen damalige Frau Mary eine der Geldgeberinnen des Films war. Vor der Vorführung sprach Bobby einige einleitende Sätze, erklärte, dass Bodybuilding eine faszinierende Verbindung von Sport und Kunst darstelle oder ein Symbol für den aktuellen Fitnesstrend sei. Ein bisschen Tamtam, um den Gästen zu bestätigen, dass sie bei dem neuesten Trend dabei waren. Dann sagte er: »Falls Sie noch Fragen haben, stehen wir Ihnen im Anschluss natürlich gern zur Verfügung. Möchtest du noch etwas sagen, Arnold?« Ich gab ebenfalls noch ein paar Begrüßungsfloskeln von mir. Nach der Vorführung wurden wir dann mit Fragen geradezu bombardiert.
Ich beobachtete staunend Bobbys Umgang mit den Medien. Er brachte mir bei, dass normale Pressemitteilungen Zeitverschwendung waren, vor allem wenn man Fernsehjournalisten auf sich aufmerksam machen wollte. »Die lesen nichts!«, sagte er. Dafür kannte er Dutzende Journalisten und Redakteure persönlich. Er schnitt auf jeden Reporter eine bestimme Geschichte zu. Er rief ihn an und sagte: »Ich schicke dir gleich was. Ruf mich bitte zurück, sobald du es hast. Wenn du nicht zurückrufst, gehe ich davon aus, dass du die Geschichte nicht brauchst, dann bekommt sie jemand anders.« Bobby war berühmt für seine langen, handgeschriebenen Exposés. Er zeigte mir einmal einen vierseitigen Brief an den Chefredakteur von Time , in dem er erklärte, warum die Zeitschrift einen Artikel über Bodybuilding bringen sollte. Nachrichtenredakteure in ganz New York waren bereit, sich mit ihm zu treffen. Und wenn Zeitungen und Fernsehsender dieselbe Geschichte bringen wollten, arbeitete er jeweils einen anderen Blickwinkel für sie aus, damit sie sich nicht allzu sehr glichen. Er analysierte die Geschichte, überarbeitete sie und sprach abends darüber – er war oft in Elaine’s Restaurant, dem Treffpunkt von Autoren, Journalisten und Prominenten an der Upper East Side, und tauschte sich dort mit den Gästen aus.
Ich lernte viel von Bobbys Arbeit für Pumping Iron und übernahm viele seiner Methoden. Das Einspielergebnis von Stay Hungry war zwar hinter den Erwartungen zurückgeblieben, dennoch wurde ich für den Golden Globe als bester männlicher Nachwuchsdarsteller nominiert. (Hercules in New York war so sang- und klanglos untergegangen, dass Stay Hungry als mein Schauspieldebüt galt!) Vier weitere Schauspieler waren nominiert, darunter Harvey Spencer Stephens, der
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