Total Recall
fünfjährige Junge, der den Damien in Das Omen spielte, und Truman Capote für seine Rolle in Eine Leiche zum Dessert – was natürlich meinen Ehrgeiz anstachelte. Wie konnte ich dafür sorgen, dass ich mich von den anderen abhob? Ich gab Anzeigen im Hollywood Reporter und in Variety auf, in denen ich der Hollywood Foreign Press Association für meine Nominierung dankte. Ich wollte die Juroren wissen lassen, dass ich die Nominierung sehr zu schätzen wusste.
Außerdem lud ich Mitglieder der Foreign Press Association zu einem Abendessen und einer Vorab-Vorführung von Pumping Iron ein. Bobby gefiel die Idee nicht so recht. Schließlich war ich nicht für Pumping Iron nominiert, sondern für Stay Hungry , außerdem dachte er, Pumping Iron sei zu abseitig für die Auslandskorrespondenten in Hollywood. Aber ich fand, dass ich nur profitieren könnte. Zum einen wollen Kritiker immer das aktuelle Werk sehen, selbst wenn es gar nicht zur Diskussion steht, weil sie dann das Gefühl haben, einen kommenden Star mit auf den Weg zu bringen. Zum anderen war ich in Pumping Iron viel mehr ich selbst, warum also nicht beide Facetten zeigen: Stay Hungry mit meiner großen Schauspielkunst und Pumping Iron mit meinem großen Mundwerk? Vielleicht empfanden die ausländischen Journalisten ja auch ein bisschen Sympathie für einen Einwanderer, der sich bemühte, seine Sportart in Amerika populär zu machen. Und selbst wenn mein Plan nicht aufging, ich war einfach stolz auf meine Leistung in Stay Hungry und wollte möglichst viel Aufmerksamkeit darauf lenken. Viele Journalisten folgten meiner Einladung, und nach der Vorführung klopften mir ein paar auf die Schulter und lobten mich überschwänglich: »Sie waren großartig, ein wunderbarer Film.« Es hatte also funktioniert.
Eine Woche vor der Premiere brachte Bobby Pumping Iron in die Klatschspalten. Dafür hatte er ein Lunch im Elaine’s organisiert, mit Delfina Rattazzi als Gastgeberin und mir als Ehrengast. Eingeladen waren Andy Warhol, George Plimpton, Paulette Goddard, Diana Vreeland und der Herausgeber von Newsweek. Aber eine Frau stahl allen die Schau: Jackie Kennedy-Onassis. Sie war eigentlich für ihre Zurückhaltung bekannt und gab nie Interviews, daher fühlte ich mich sehr geschmeichelt, dass sie kam, obwohl sie wusste, dass die Presse darüber berichten würde. Sie wollte wohl Delfina einen Gefallen tun – die inzwischen beim Verlag Viking Press ihre Assistentin war –, aber vielleicht war sie auch neugierig, denn sie interessierte sich sehr für Kunst und neue Trends.
Sie blieb während des ganzen Essens und unterhielt sich fünfzehn Minuten lang mit mir. John F. Kennedy war in meiner Jugend ein Synonym für Amerika gewesen, daher war die Begegnung mit Jackie für mich wie ein Traum. Mich beeindruckte vor allem, wie gebildet sie war und wie anmutig. Sie hatte sich eindeutig vorbereitet, denn sie stellte keine unbeholfenen oder oberflächlichen Fragen wie: »Worum geht es in Ihrem Film?« Stattdessen gab sie mir das Gefühl, dass Pumping Iron ein wichtiger Film sei und sie unsere Arbeit zu schätzen wisse. Sie stellte präzise Fragen, wie wir trainierten, welche Bewertungskriterien im Wettkampf galten, welcher Unterschied zwischen einem Mister Universum und Mister America bestand, ob Bodybuilding gut für ihren Sohn sei, der im Teenageralter war, und in welchem Alter man mit dem Training beginnen könnte. Ich hatte sie schon vor unserer Begegnung verehrt, aber danach war ich ein echter Fan.
Natürlich haben Menschen ihres Kalibers das Talent, anderen das Gefühl zu geben, dass sie sich sehr für sie interessieren und über ihr Tun Bescheid wissen. Man konnte schwer sagen, ob sie sich wirklich für Bodybuilding interessierte. Ich vermute, dass sie einfach offen für Neues war. Vielleicht dachte sie aber auch wirklich, ihr Sohn sollte Krafttraining machen. Vielleicht tat sie auch nur Delfina einen Gefallen. Alles war möglich. Jedenfalls verschaffte sie Pumping Iron damit viel Publicity. Und als sie zur Filmpremiere kam und ihren Sohn mitbrachte, war ich überzeugt, dass ihr Interesse aufrichtig war.
Zur Premiere in New York eine Woche später zogen Bobby Zarem und George Butler alle Register. Sie luden fünfhundert Leute ins Plaza Theater in der East 58th Street, dazu Fotografen und Fernsehkameras, es gab Polizeiabsperrungen, Limousinen, die vorfuhren, und Scheinwerfer, die in den Himmel strahlten – das volle Programm. Es war bitterkalt, minus 15 Grad
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