Total Recall
Sie zu töten, von rechts und von links. Sie treffen diese wunderhübsche, exotische Frau … Ich will Ihnen das nicht verderben, Doug. Aber Sie können beruhigt sein, bis der Trip vorbei ist, bekommen Sie das Mädchen, töten die Gangster und retten den gesamten Planeten.«
Ich mochte diese Szene, in der mir einer eine Reise verkauft, die ich nie wirklich machen würde, weil alles virtuell ablief. Als aber die Rekall-Chirurgen Quaid den Chip mit den Mars-Erinnerungen einsetzen wollen, finden sie dort schon einen Chip, und die Hölle bricht los. Denn Quaid ist gar nicht Quaid. In Wahrheit ist er ein staatlicher Agent, der einst zu den aufständischen Bergbaukolonien auf dem Mars geschickt wurde, dessen Identität aber gelöscht und durch Quaids ersetzt wurde.
Die Geschichte nimmt alle möglichen Wendungen, und bis zum Ende weiß man nicht: Mache ich die Reise wirklich, bin ich wirklich der Held? Oder spielt sich alles nur in meinem Kopf ab, und bin ich doch nur ein schizophrener Bauarbeiter? Bis zum Ende des Films bleibt die Unsicherheit. Dieses Gefühl war mir nicht unbekannt. Ich dachte oft: Mein Leben ist zu schön, um wahr zu sein. Mein schlimmster Albtraum wäre, dass mich jemand schüttelt und ich die Stimme meiner Mutter höre: »Arnold, aufstehen! Du hast verschlafen. Du bist schon zwei Stunden zu spät dran. Beeil dich! Du musst in die Fabrik!« Und ich würde sagen: »O nein! Warum hast du mich geweckt? Ich hatte gerade einen so schönen Traum. Ich möchte unbedingt wissen, wie es weitergeht.«
Verhoeven verstand es, die innere Reise des Protagonisten und die Action im Gleichgewicht zu halten. In einer Szene steht Quaid, mittlerweile auf dem Mars, vor einer breiten Front aus Feinden, die aus kurzer Entfernung auf ihn schießen. Er wird von Kugeln durchsiebt, bricht zusammen, steht dann aber auf, lacht schallend und löst sich auf. Seine Gegner haben nur auf ein Hologramm geschossen. Kurz darauf steht Quaid wieder vor ihnen. »Denkt ihr, das hier ist der echte Quaid?«, sagt er. »Er ist es.« Dann eröffnet er erneut das Feuer. Das ist eine grandiose Szene. So etwas kommt international an und wirkt auch nach vielen Jahren noch nach. Filme wie Total Recall oder etwa Westworld kann man sich auch nach zwanzig Jahren noch ansehen, und sie wirken frisch wie am ersten Tag. Futuristische Filme mit guter Action und glaubhaften Figuren üben einen ganz eigenen Reiz aus.
Die Dreharbeiten zu dem Film waren anstrengend. Es mussten viele Stunts gemacht werden, es wurde nachts gedreht, tags gedreht, in Staub und Schmutz gedreht. Doch die Arbeiten in den Tunneln des Mars waren wirklich interessant. Verhoeven war für mich und die anderen Hauptdarsteller, Rachel Ticotin, Ronny Cox, Michael Ironside und Sharon Stone, ein wunderbarer Regisseur. Sharon, die Quaids Frau Lori spielt, ist in Wahrheit eine Agentin, die ihn im Auge behalten soll. Sie folgt ihm zum Mars, bricht in sein Zimmer ein und versetzt ihm einen Tritt in den Bauch. »Das ist dafür, mich zu zwingen, auf den Mars zu kommen«, sagt sie. Am Ende der nächsten Szene fleht sie ihn an: »Doug, du würdest mir doch nicht wehtun, Liebling? Liebling, sei doch vernünftig … Wir sind doch verheiratet!« Währenddessen zieht sie eine Waffe, um ihn umzubringen. Er verpasst ihr eine Kugel zwischen die Augen. »Betrachte das hier als Scheidung«, sagt er. In was für einem Film kommt man mit so etwas durch? Ein Mann schießt seiner wunderschönen Ehefrau in den Kopf und macht anschließend noch einen Witz? So etwas geht nicht? Und ob das geht! Deswegen ist Science-Fiction so wunderbar. Und deswegen ist die Schauspielerei so wunderbar.
Die Arbeit mit Sharon ist immer eine Herausforderung. Sie ist eine Seele von einem Menschen, wenn sie nicht dreht, aber am Set kann sie extrem heikel sein. Eine Gewaltszene konnten wir kaum filmen, weil sie völlig durchdrehte, als ich sie am Hals packte. »Fass mich nicht an! Fass mich nicht an!«, schrie sie. Zuerst dachte ich, sie stellt sich nur zimperlich an oder übertreibt, aber es steckte mehr dahinter. Wir erfuhren, dass sie einmal schwer am Hals verletzt worden war und deshalb so heftig reagierte. Ich glaube, sie hatte sogar eine Narbe.
»Sharon«, sagte ich, »wir haben das doch im Hotelzimmer schon geprobt. Paul war da, alle waren da, und wir sind Szene für Szene durchgegangen. Warum hast du nicht gesagt, dass du ein Problem mit der Würgeszene hast? Wir hätten die Szene vorher üben können.« Auch Paul redete mit ihr
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