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Total Recall

Total Recall

Titel: Total Recall Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karlheinz Dürr (VS Mihr)
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zur Bewertung des Films aus, und danach baten wir zwanzig oder dreißig von ihnen, noch dazubleiben und zu berichten, wie der Film bei ihnen ankam. Die Experten aus dem Studio wollten zweierlei wissen: Zum einen, ob der Film noch verändert werden musste. Wenn aus den Fragebögen hervorging, dass den Leuten das Ende nicht gefiel, baten die Marketingleute die jeweiligen Zuschauer, dies näher zu erläutern. »Ich fand es unglaubwürdig, dass der Held so eine Schießerei überlebt«, hieß es beispielsweise, oder: »Ich hätte es gut gefunden, wenn man seine Tochter noch einmal gezeigt hätte, damit wir wissen, was aus ihr geworden ist.« Manchmal kamen Dinge zur Sprache, über die man während der Dreharbeiten überhaupt nicht nachgedacht hatte.
    Zum Zweiten loteten die Marketingleute aus, wie sie den Film positionieren sollten. Wenn sie feststellten, dass der Mehrheit der Zuschauer die Action gefiel, bewarben sie ihn als Actionfilm. Wenn die Leute den kleinen Jungen mochten, der am Anfang vorkam, dann bauten sie ihn in den Trailer ein. Fanden die Zuschauer ein Thema besonders interessant – die Beziehung der Protagonistin zu ihrer Mutter beispielsweise –, dann wurde auch das stärker herausgearbeitet.
    Ich war wegen des persönlichen Feedbacks dort. Ich wollte hören, was die Leute von der Figur hielten, wie sie die Qualität meines Spiels bewerteten und in welcher Richtung sie gern mehr oder weniger sehen wollten. So erfuhr ich, woran ich noch arbeiten musste und was für Rollen ich als Nächstes übernehmen sollte. Viele Schauspieler holen sich diese Informationen aus der Marketingabteilung des Filmstudios, aber ich wollte sie unmittelbar von den Zuschauern hören. Die Zuschauer gaben mir auch wichtige Stichworte für die Werbung. Wenn jemand sagte: »In dem Film geht es nicht nur um Rache und Vergeltung, es geht vor allem um das Bewältigen großer Hindernisse«, dann schrieb ich mir das auf und erwähnte es in den Medieninterviews.
    Man muss sein Publikum hegen und pflegen und es mit jedem neuen Film ausbauen. Es war wichtig, dass ein bestimmter Prozentsatz der Zuschauer bei jedem Film sagte: »So einen Film würde ich mir jederzeit wieder ansehen.« Das sind die Leute, die ihren Freunden erzählen: »Den Typ müsst ihr gesehen haben.« Wenn man einen Film zum Erfolg bringen will, muss man auch auf die Vertriebsleute hören, die den Kinobesitzern nahelegen, diesen und nicht jenen Film zu zeigen. Damit sie wissen, dass man sie nicht im Regen stehen lässt, besucht man ShoWest, die Fachmesse der Kinobesitzer in Las Vegas, lässt sich mit Messeteilnehmern fotografieren, stellt seinen Film vor und nimmt an der Pressekonferenz teil. Wenn man den Kinobesitzer zeigt, dass man an sie und ihre Bedürfnisse denkt, dann bringen sie den Film auch mit aller Macht in ihre Filmtheater. Ein paar Tage später kann es vorkommen, dass ein Verleiher anruft und sagt: »Sie haben da neulich einen Vortrag über Ihren Film gehalten. Ich wollte Ihnen nur sagen, wie nützlich das war. Die Besitzer dieser oder jener Multiplex-Kinos haben sich bereit erklärt, uns nicht nur jeweils einen, sondern gleich zwei Kinosäle zu geben, weil Sie sich so für den Film engagieren und daran glauben, und auch, weil Sie versprochen haben, in ihre Stadt zu kommen und den Film zu bewerben.«
    In den ersten Jahren meiner Filmkarriere fiel es mir schwer, irgendeine Arbeit zu delegieren, die Kontrolle aus der Hand zu geben. Im Bodybuilding hatte alles an mir gelegen. Zwar war ich auf die Hilfe Joe Weiders und meiner Trainingspartner angewiesen, aber für meinen Körper war ganz allein ich verantwortlich. Im Film dagegen ist man von Anfang an hochgradig von anderen abhängig. Wenn der Produzent mir ein Projekt anträgt, muss ich mich darauf verlassen, dass er den richtigen Regisseur aussucht. Und am Drehort ist man vollständig auf den Regisseur und eine Menge weiterer Menschen angewiesen. Wenn ich einen guten Regisseur wie Milius oder Cameron hatte, gingen meine Filme los wie eine Rakete, weil der Regisseur gut war. Wenn ich aber einen Regisseur hatte, der sich verzettelte oder keine klare Vision hatte, floppte auch der Film. Da ich beide Male derselbe Arnold war, musste es am Regisseur liegen. Als mir das erst bewusst war, fiel es mir leichter, mich zurückzunehmen, auch wenn ich mit Lob überschüttet wurde. Nicht ich führte Terminator zu diesem enormen Erfolg, sondern Jim Camerons Vision. Er schrieb das Drehbuch, er führte Regie, und er machte den

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