Total Recall
ein absolutes Muss für die Fans von Actionfilmen. Er übertraf am Ende sogar E. T ., den bis dahin größten Erfolg der Filmgeschichte. Wir dagegen hatten einen Film abgeliefert, der nicht knackig genug war, um wirklich große, spannende Unterhaltung zu bieten. Außerdem hatten wir das Pech, dass der Termin der Freigabe auf das Wochenende fiel, das direkt auf den Kinostart von Jurassic Park folgte. Kaum war der Film in den Kinos, wurde er auch schon verrissen. Die Schlagzeile von Variety lautete: »Lizards eat Arnold’s Lunch«. Was heißen sollte: Ich hatte mir von Spielbergs »Echsen« die Butter vom Brot nehmen lassen.
In Wahrheit fuhr Last Action Hero aber immer noch einen Gewinn ein. Ein Flop war der Film nur gemessen an den hohen Erwartungen. Wenn ich nicht schon ein großer Star gewesen wäre, hätte niemand daran etwas auszusetzen gehabt.
Es war wirklich ärgerlich, denn mir gefiel die Handlung, eine Mischung aus Action und Komödie, wie ich es liebte. Um ein möglichst breites Publikum anzusprechen, hatten wir eine Freigabe ab 13 angepeilt. Es sollte eben ein großartiger Sommerspaß werden. Eigentlich war das Ganze eine Parodie. Es gab kaum Gewaltszenen, wenige Kraftausdrücke und keinen Sex. Ich spielte den Actionhelden Jack Slater, einen ziemlich eigenbrötlerischen Detective der Polizei von Los Angeles. Aber ich war auch der Executive Producer des Films, was bedeutete, dass ich jede Einzelheit genehmigen musste – die Skriptentwicklung, die Wahl des Regisseurs und das Casting, die Kooperation mit dem Studio, um Finanzierung, Verleih und Marketing auf die Reihe zu kriegen, die Kostenkontrolle, das Anheuern einer PR-Agentur, die ausländischen Lizenzrechte und so weiter und so fort. Die zusätzliche Verantwortung übernahm ich gern. Auch bei meinen früheren Filmen hatte ich immer wieder mal neben den Dreharbeiten an solchen Dingen mitgewirkt, hatte die Sache in Gang gebracht oder einen Regisseur gesucht und natürlich auch das Marketing geplant. Aber manchmal, wenn ich sagte: »Zeigt mir doch mal das Poster«, oder: »Vielleicht finden wir noch ein besseres Foto?«, hatte ich das Gefühl, dass ich mich zu sehr einmischte. Jetzt konnte ich mich an allem beteiligen, egal, ob zu Werbezwecken ein paar Stunts geplant waren oder die Prototypen für Jack-Slater-Spielfiguren gebilligt werden mussten.
Im Mittelpunkt der Filmhandlung steht ein elfjähriger Junge, Danny. Danny ist Fan von Actionfilmen und weiß einfach alles darüber. Eines Tages erhält er eine magische Kinokarte, die ihm Zutritt verschafft zur Welt seines Lieblings-Actionhelden, Jack Slater.
Als Regisseur konnte ich John McTiernan gewinnen, der schon bei Predator, Stirb langsam und Die Jagd auf Roter Oktober Regie geführt hatte. John nannte die Dinge immer sehr genau beim Namen, und so war es auch hier. Nach den Dreharbeiten saßen wir einmal bis drei Uhr morgens in New York bei ein paar Drinks, als John sagte: »In Wirklichkeit machen wir da so eine Art E. T .« Als ich das hörte, wurde mir plötzlich etwas flau im Magen. Ich dachte, vielleicht war es doch ein Fehler, auf die niedrige Altersfreigabe zu setzen. Ich dachte, wenn die Hauptfigur auch ein Junge war, die Leute würden mir vermutlich doch nicht abnehmen, dass ich einen familienfreundlichen Actionfilm gedreht hatte. Bei Harrison Ford im Jäger des verlorenen Schatzes mochte das funktionieren, aber bei mir nicht. Natürlich hatte ich schon meine Komödien gedreht, aber das war etwas anderes, denn in einer Komödie erwartet niemand, dass Leute in die Luft gesprengt werden. Wenn man einen Film mit dem Wort »Action« im Titel verkaufen will, ist es ratsam, auch tatsächlich Action zu liefern. Schon Conan 2 war danebengegangen, weil wir die niedrige Altersfreigabe haben wollten. Jetzt setzten wir alles daran, genügend verblüffende Stunts und jede Menge Action einzubauen, damit Last Action Hero seinem Titel gerecht wurde.
Damals schien es eine gute Idee, einen gefühlvolleren, sanfteren Actionfilm zu drehen. Bill Clinton hatte gerade George Bush bei den Präsidentschaftswahlen 1992 geschlagen. In den Medien war immer häufiger davon die Rede, dass die Weltkriegsgeneration im Begriff sei, den Stab an die Baby-Boomer-Generation abzugeben, und in Amerika setze sich eine Stimmung gegen Gewalt und Gewaltverherrlichung durch. Im Hinblick auf die Unterhaltungsbranche warfen die Journalisten die Frage auf: »Was wird nun aus hartgesottenen Actionhelden wie Charlton Heston, Sylvester
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